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Screenshot aus dem Computerspiel "Ghostwire Tokyo"

Bethesda Softworks / Tango Gameworks

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„Ghostwire Tokyo“ mischt Gruseleien mit Superhero-Action

Das neue Spiel des japanischen „The Evil Within“-Entwicklerstudios tauscht schockierenden Survival-Horror mit einer bunten, urbanen Geisterwelt. Setting und Story sind überdreht, aber originell, und außerdem in japanischer Kultur und Tradition verankert. Leider ist das eigentliche Gameplay träge und steckt in der Repetition typischer Open-World-Games fest.

Von Robert Glashüttner

Das Vergnügungsviertel Shibuya in Tokio ist für viele urbane Popkultur-Enthusiast*innen der ultimative Sehnsuchtsort. Dort gibt es ja die legendäre Kreuzung mit den fünf Zebrastreifen, wo ständig unzählige Leute herumwuseln.

In einem neuen Blockbuster-Game sind die vielen Menschen in Shibuya und auch darüber hinaus aber plötzlich alle weg, bis auf einen 22-jährigen Mann, der von einem Geist gerettet wird. Geister und übersinnliche Gestalten sind überhaupt das Zentrum dieses Spiels mit dem passenden Namen „Ghostwire Tokyo“, dem neuen Computerspiel des japanischen Entwicklerstudios Tango Gameworks, gegründet vom „Resident Evil“-Erfinder Shinji Mikami.

Geister statt Menschen

Ein seltsamer Nebel fegt alle Menschen im Tokio der Gegenwart hinfort, übrig bleiben Zombie-artige Gestalten, die es auf uns abgesehen haben: Slender-Man-artige, dünne Riesenmänner im Anzug, Schulmädchen ohne Kopf und Business-Frauen, die mit Messern wedeln und Feuerbälle schießen. Schuld an diesem Wahnsinn ist ein bizarrer Mann mit einer traditionellen, gehörnten Hannya-Maske. Er ist der Anführer einer Art Geistersekte, die von einer fremden Dimension in unsere eindringt und alles verschlingen möchte.

„Ghostwire Tokyo“ vermischt Geister- und Gruselästhetik mit Horror, japanischer Tradition und Superhelden-Action. Subtil ist das nicht, aber dafür fortgeschritten kurios. Unsere Spielfigur ist ja eben selbst von einem Geist namens KK besessen, der ihm magische Fähigkeiten verleiht, das sogenannte ätherische Weben. Im Wesentlichen bedeutet das, dass wir nicht aus einer Pistole Projektile, sondern aus unseren Händen bunte Zaubergeschosse schießen. Der mysteriöse Geist in uns war mal der Gegenspieler des Hannya-Masken-Anführers, der aber getötet wurde und nun unseren Körper nutzt, um weiterkämpfen zu können. Zwei Männer in einem Körper also (der eine Anfang 20, der andere Anfang 40), deren Dialoge manchmal durchaus amüsant sind.

Screenshot aus dem Computerspiel "Ghostwire Tokyo"

Bethesda Softworks / Tango Gameworks

Abgefahren, aber langweilig

In diesem Geister-Tokio gibt es die absurdesten Dinge, die sich immer irgendwie auf japanischen Mystizismus zurückführen lassen. Da gibt es schwebende Katzen mit zwei Schwänzen, eine fliegende Mischung aus Geier und Mensch und auch normale, herumstreunende Tiere, deren Gedanken wir lesen können, wenn wir die Geistersicht aktivieren.

„Ghostwire Tokyo“, entwickelt von Tango Gameworks, ist im Vertrieb von Bethesda Softworks für PS5 und Windows erschienen.

Abgefahren könnten man „Ghostwire Tokyo“ ganz allgemein nennen, nur leider kann das Gameplay dabei nicht mithalten: Unsere Figur bewegt sich hölzern aus der Egoperspektive, und die Kämpfe mit Slenderman, Schulmädchen und Co. sind bald schon ziemlich langweilig. Die Feinde sind allgemein eher doof und viele strategische Möglichkeiten gibt es nicht. Einfach Zauberfeuer frei, ein bisschen blocken und ausweichen, magische Energie neu aufladen, alles noch ein paar Mal wiederholen, fertig.

Repetitive Geschäftigkeit in der Open World

Weil „Ghostwire Tokyo“ ein Open-World-Spiel ist, sammeln wir natürlich auch viele Gegenstände ein, leveln unseren Charakter hoch, verbessern Fähigkeiten, arbeiten Missionen ab, schalten neue Gebiete frei. Es sind immer nur bestimmte Stadtabschnitte begehbar, die anderen sind hinter einem tödlichen Nebel verborgen. Den können wir erst entfernen, indem wir traditionelle Torii-Eingangstore vom Befall der bösen Geister „reinigen“. Die anfangs weggefegten Menschen hingegen können wir mit einem kleinen Talisman quasi einsammeln und später bei gehackten Telefonzellen zu einem Geister-Techniker in eine andere Dimension schicken, wo sie dann wieder zu Menschen gemacht werden. Abgefahren eben, ich hatte es ja schon erwähnt.

Screenshot aus dem Computerspiel "Ghostwire Tokyo"

Bethesda Softworks / Tango Gameworks

Bei der allgemeinen Gestaltung des Games wäre Weniger mehr gewesen, denn das überdrehte Setting mit den irren Gruseleien und den witzigen Dialogen zwischen Mensch und Geist haben Potenzial. So, wie es nun geworden ist, mutiert das Spiel trotz der anfangs erfreulich ungewöhnlichen Inszenierung aber bald wieder zum klassischen Busywork, das man mittlerweile von viel zu vielen Open-World-Games kennt. Deshalb möchte man das Spiel trotz des originellen Settings leider schon nach zwei bis drei Stunden nicht mehr wirklich spielen. Zum Anspielen ist die urbane, actionhafte Geistergruselei ideal, zum länger Dranbleiben eher weniger.

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