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Kamp & Fid Mella

Kamp & Fid Mella

soundpark Act des Monats

Kamp & Fid Mella: Versager mit Zukunft

Kamp ist zurück. Und das in voller Albumlänge und mit einem lyrischen Meisterwerk, das nahtlos an seinen letzten Longplayer vor gut 13 Jahren anknüpft. In Zusammenarbeit mit dem Produzenten Fid Mella erscheint das großartige Album “Zurück ohne Zukunft” und beweist, dass Kamp einer der besten seines Faches ist. Kamp & Fid Mella sind deshalb unser FM4 Soundpark Act des Monats April.

Von Clemens Fantur

Das Wort “Comeback” nehmen Künstlerinnen und Künstler meistens nur sehr ungern in den Mund. Für einen selbst war man ja nie wirklich weg, das Leben hat einem nur andere Aufgaben gestellt, denen man sich stellen muss: Job, Familie, die sogenannten Lebensumstände. All das will bewältigt werden, kostet Kraft, bedarf voller Aufmerksamkeit. Dass der kreative Output darunter leiden kann, ist nachvollziehbar.

Aber was tun, wenn das Feuer noch immer in einem brennt, weil es dich ein halbes bzw. ganzes Leben begleitet hat? In Kamp ist dieses Feuer nie wirklich erloschen und so war es nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Album erscheinen soll. Ganze 13 Jahre liegen zwischen “VOZ” (Versager ohne Zukunft) aus dem Jahr 2009 und dem dieser Tage erscheinenden Nachfolgealbum „202“ („2urück0hne2ukunft“), das in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Produzenten und Langzeitweggefährten Fid Mella entstanden ist.

Es ist ein wort- und beatgewaltiges Album geworden. Ganz in guter, alter Kamp-Manier. Und es ist ihm mit “202” gelungen, woran viele seiner Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren gescheitert sind. Er hat ein Album geschaffen, welches den Qualitäten, die ihn schon damals als Textschreiber und Rapper ausgezeichnet haben, gerecht geworden ist.

Andere Rapper hassen diesen Trick

Das “Comeback-Album” hat sich im deutschsprachigen Rap ja schon fast zu einem eigenständigen Sub-Genre entwickelt, denn nicht wenige Rapper und Crews der 90er und Nullerjahre erscheinen dieser Tage wieder mit Veröffentlichungen auf der Bildfläche und versuchen, am Ruhm vergangener Tage anzuknüpfen. Doch auch ohne Namen nennen zu wollen, muss man ehrlich sein und sagen, die meisten dieser Comeback-Versuche sind enttäuschend, scheitern leider kläglich, fügen meist nur wenig hinzu, schaden eher sogar dem Ruf. Und dem Rapper ist der Ruf sehr wichtig, wie man weiß. Deshalb sind die meisten auch sehr vorsichtig mit solchen Experimenten, die Fehlerquote ist hoch.

Umso beeindruckender ist es dann also, wenn es jemandem gelingt, ein so überzeugendes Album vorzulegen wie Kamp. “Zurück ohne Zukunft” hat alles, was ein Rapalbum braucht. Auch wenn es den heutigen Hörgewohnheiten vielleicht zuwiderläuft, wird derjenige eine Freude damit haben, der sich auf dieses Album einlässt und genau zuhört. Es ist nämlich eines dieser Alben, das man mehrmals wird hören müssen, um auch wirklich alle Doppelreime, Zitate, Wortspiele und Querverweise verstanden zu haben, die da aufs Doppelvinyl gepackt wurden.

Der Poet mit den Wörtaz

Kamp macht auf “Zurück ohne Zukunft” eigentlich genau das, was er schon immer gemacht hat. Er destilliert die Dinge die ihn umgeben und verpackt sie in Songs. Und waren es vor gut 15 Jahren abgefuckte Backstageräume, Besäufnisse auf Parkbänken oder gecrushte Amadeus Awards Shows, die das Leben bestimmten, sind es heute andere Themen, die den mittlerweile 36 jährigen Kamp beschäftigen.

Kamp

Kamp & Fid Mella

Die Release-Show zum Album „2urück 0hne 2ukunft“ findet am Mittwoch, den 20. April um 20 h im Wiener Flex statt.

Der RocknRoll mag vielleicht keine große Rolle mehr spielen, aber es sind andere Dinge ins Leben getreten, die erneut destilliert und zu großartigen Songs verarbeitet werden. Sein Job als Sneakerverkäufer im 1. Bezirk, die Geburt seiner Tochter, es geht um Nori, um Irmi, den Kampf mit den Süchten, die Angst des Erwachsenwerdens, die permanenten Existenzängste oder etwa auch um den Tod seiner Mutter, der immer wieder auf dem Album thematisiert wird. Und das alles in einer Ehrlichkeit, die man nur selten im Hip Hop zu hören bekommt. Kamp zeigt, was man mit Rap eigentlich alles machen kann, nämlich grandioses Storytelling, dichte Bilder und Geschichten zeichnen. Und da tun sich bei Kamp ganze Welten auf. Die sind oft, aber nicht immer, lustig, aber zutiefst ehrlich und tun oft richtig weh, denn sie gehen unter die Haut.

Und das sind dann auch die richtig starken Momente auf “Zurück ohne Zukunft”. Songs wie “Leuchtende Tage” und “24Feb” geben Einblicke in Gefühlswelten, sprechen aus dem Herzen, beschreiben das Unbeschreibliche, machen es nachvollziehbar. Das schaffen nur wenige. Nicht nur im Rap. Er widmet ganze Songs seiner Tochter (V02), seiner Liebe (Vrall), beschreibt immer wieder schonungslos, was er von seiner Hakken hält (Bürohängst), hat immer noch viel Liebe für Wien (Verloren Gegangen) und represented immer wieder liebend gern und dabei extrem skillvoll die Versager ohne Zukunft (Dapigens). Kamp oszilliert ständig zwischen Abgrund und Aufbruch, Hoffnung und Verzweiflung. Lyrisch immer on Point. Und wenn man genau hinhört, ist bei allem nachvollziehbarem Grant auf die Welt, „202“ ein Album voller Liebe.

1 Love.

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