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Red Hot Chili Peppers: Unlimited Love

Warner Music

„Unlimited Love“, das 12. Album der Red Hot Chili Peppers

Die größte Alternative-Rockband des Planeten, die Red Hot Chili Peppers, sind sechs Jahre nach ihrem letzten Album jetzt mit „Unlimited Love“ wieder da. Es handelt sich um das zwölfte Studioalbum der Band aus Los Angeles. Gitarrist John Frusciante ist endlich wieder Teil der Chili Peppers, und auch Rick Rubin sitzt nach einmaliger Ausnahme wieder im Produzentensessel.

von Eva Umbauer

Angeblich sind Tränen geflossen, als John Frusciante tatsächlich wieder leibhaftig mit Anthony Kiedis, Flea und Chad Smith im Aufnahmestudio gestanden ist. Es war Producer Rick Rubin, der geweint hat, weil dieser Ausnahmemusiker endlich wieder mit an Bord war. Dass Rubin selbst ebenfalls nach einer Pause wieder dabei war, klingt da fast schon nebensächlich. Der bärtige US-Amerikaner, der viele Musiker*innen produziert hat - von Johnny Cash über Jake Bugg oder Angus & Julia Stone bis zu Lady Gaga -, ist wie kein anderer verbunden mit dem Werk der Red Hot Chili Peppers. Er ist für die Peppers das, was George Martin für die Beatles war.

Rick Rubin produzierte bis auf eine Ausnahme alle Chili-Peppers-Platten seit dem 1991er Album „Blood Sugar Sex Magik“, mit dem die Band den großen Durchbruch schaffte. Davor gab es bereits vier Alben. Das neue, „Unlimited Love“, wurde in Rick Rubins Shangri-La Tonstudio in Malibu bei Los Angeles aufgenommen. Beim letzten, „The Getaway“, saß ja Brian „Danger Mouse“ Burton im Produzentenensessel. Da war jetzt nicht unbedingt etwas falsch daran, dennoch wollten die Chili Peppers wieder Rick Rubin zurückhaben.

Genau als John Frusciante wieder mit dabei war, begann die Pandemie, also schrieb jeder der vier - Anthony, Flea, Chad und John - allein zuhause. John Frusciante erschuf gleich den Song „Black Summer“ - die erste Single vom neuen Album der Red Hot Chili Peppers. Sie hat einen euphorischen Refrain, die smoothe Baritonstimme von Anthony Kiedis und ein wunderschön sorgenvolles Gitarrenintro - ganz John Frusciante eben.

Anthony Kiedis über „Black Summer“: „John brought this in, he brought in the music and for him I think it was meant to be, like sort of a heavy ode to beautiful grunge and what I heard was owed to Welsh folk music from the mountains of Wales. You cross those two things and you get ‚Black Summer‘.“

"The biggest event was John returning to the band. That was the most monumental change in our lives” – Anthony Kiedis

John Frusciante, ein gebürtiger New Yorker, ersetzte 1988 den ersten Gitarristen der Red Hot Chili Peppers - Gründungsmitglied Hillel Slovak war an einer Drogenüberdosis gestorben. Aber schon nach wenigen Jahren war Frusciante wieder weg, nahm überirdische Solo-Platten auf wie etwa „Niandra Lades And Usually Just A T-Shirt“, die manche wie einen Goldschatz hüten, mich selbst inkludiert. Meine Kassetten-Version hat mehrere Umzüge überstanden.

Red Hot Chili Peppers: Unlimited Love

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„Unlimited Love“ von den Red Hot Chili Peppers ist am 4.April 2022 bei Warner Music erschienen.

Leider gab sich auch John Frusciante der Heroinsucht hin, so schlimm, dass ihm auch die Zähne ausfielen. Irgendwann zerrte ihn schließlich Flea höchstpersönlich aus seinem Höllenloch - so besagt es zumindest die Legende - und John wurde wieder Chili-Peppers-Bandmitglied, nämlich ganze zehn Jahre lang, von 1998 bis 2008.

John Frusciante prägte maßgeblich Platten wie das 1999 erschienene Album „Californication“ oder das 2002 erschienene „By The Way“. 2008 stieg er erneut aus bei den Red Hot Chili Peppers, wollte sich wieder seiner ganz eigenen Musik widmen. Als Ersatz empfahl er einen Freund von ihm namens Josh Klinghoffer. Dieser erwies sich als solide Wahl, der gute Teamplayer wurde zu einem loyalen Bandmitglied.

Gitarrist Josh Klinghoffer gehen zu lassen - oder weniger diplomatisch formuliert, ihn aus der Band zu komplimentieren -, war nicht einfach für die Red Hot Chili Peppers. Musikalisch - und das war das Ausschlaggebende - waren Anthony Kiedis, Flea und Chad Smith aber immer Frusciante näher als Klinghoffer, also war die Entscheidung klar. Ein Klinghoffer ist eben kein Frusciante, auch wenn dies ein wenig brutal klingt.

Wie kam es zur Reunion mit John Frusciante? Anthony Kiedis sagte der britischen Musikzeitschrift NME dazu Folgendes: „It was going slowly and without a real definitive drive to it. It was just sort of meandering. Both Flea and I had a zeitgeist of a feeling inside of ourselves independently which was: ‚It would be really nice to involve John somehow in this process.‘ It had been a long time and he was making himself known in our circles again after having been in his very own circle.“

Irgendwann hatten die Red Hot Chili Peppers Ideen für hundert Songs beisammen, daraus wurden dann fünfzig konkret, und schließlich wurden ganze siebzehn Songs ausgewählt. Es war ein demokratischer Prozess, wie Anthony Kiedis dem Musikjournalisten Zane Lowe kürzlich erzählte. Dieser Prozess beinhaltete auch, dass ein Lieblingsong eines Bandmitglieds vielleicht nicht dabei sein würde. Zu den „Verlierern“ bei dieser Songauswahl zählte auch Kiedis selbst, wie er unumwunden zugibt.

Anthony Kiedis über „Aquatic Mouth Dance“: „It’s kind of an ode to an older time, somebody asked me what this song was about and I said ‚it’s about the joy of struggle, the gift of not getting what you want, you know the freezing and being hungry and being denied, and all of the beauty that comes with these problematic and colourful life experiences. And it’s about the dance of life.“

Mit „Unlimited Love“ - unbegrenzte, grenzenlose, unendliche Liebe - haben die Red Hot Chili Peppers zum Teil ein paar der besten Songs seit Längerem geschrieben, etwa den Slowburner „Veronica“, das nach der Konzertbühne schreiende „Bastards Of Light“, das jazzige „Aquatic Mouth Dance“ oder den Surf-Rock von „White Braids And Pillow Chair“, genauso wie das ungewohnte, grungige „These Are The Ways“ oder die - ebenso ungewohnte - akustische Ballade „Tangelo“, die das Album abschließt.

Hymnische Refrains, sanfte Melodien und melancholische Riffs, von Gutter-Punk bis Powerpop, die Red Hot Chili Peppers haben auf diesem variationsreichen neuen Album namens „Unlimited Love“ ihren Groove wiedergefunden.

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