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Filmstill aus "Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore'"

2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

„Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore“ ist ein buntes Feuerwerk

Im dritten Teil der „Fantastic Beasts“-Reihe geht es um Dumbledores Geheimnisse - und davon hat der gute Mann eine Menge. Eddie Redmayne gibt wieder den zauberhaften Zoologen Newt Scamander, der gemeinsam mit einem wild zusammengewürfelten Trüppchen gegen den ultimativen Bösewicht Grindelwald antritt - diesmal gespielt von Mads Mikkelsen.

Von Jenny Blochberger

Das Fantasy-Genre hat vor allem im Film ein gröberes Problem: Show geht meistens vor Inhalt. Gutes Storytelling, psychologisch glaubwürdige Figuren und Tiefe im Worldbuilding werden gern durch Production Design ersetzt: Drachen! Riesige Drachen, die Feuer speien! Magische Duelle, in denen ganze Stadtteile spektakulär zerstört werden! Zaubersprüche, Amulette, Fabelwesen! Jede Menge buntes Kinderspielzeug also, mit dem man ein staunendes Publikum bei Laune halten kann, damit es zwei Stunden lang nicht merkt, dass das glitzernde Gewusel da auf der Leinwand recht wenig Sinn ergibt und der dramatische Score als Ersatz für Tiefe dient. (Disclaimer: Die Autorin liebt Fantasy – wenn sie sie nicht für dumm verkauft.)

Aber jetzt zu „Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore”: siehe oben, aber zugegebenermaßen auf hohem Niveau. Was ursprünglich als Trilogie gedacht war, wurde auf fünf Filme ausgerollt, mit dem dritten Teil sind wir nun also ein wenig über der Halbzeit. Da die „Fantastic-Beasts“-Reihe in der Vergangenheit spielt, also vor der Zeit, als Harry Potter die Zauberschule Hogwarts besucht, wissen wir ja schon, dass alles erst mal gut ausgehen wird, das haben Prequels so an sich. Deswegen wäre es gar nicht unbedingt nötig, mit gar so hohem Einsatz zu spielen: Es geht hier nämlich um nichts weniger als die Frage, ob ein Krieg zwischen der magischen Welt und den Muggels (nichtmagischen Menschen, US-amerikanisch „No-Majs“) ausbricht oder nicht. Da bei Harry Potter nicht die Rede davon ist, dass es einen solchen Krieg gegeben hätte, gelingt es „Fantastic Beasts“ auch nicht ganz, die Angst davor zu schüren.

Der Anstifter dahinter ist der bereits aus den ersten beiden Teilen bekannte böse Zauberer Gellert Grindelwald. Bisher als Verbrecher gejagt, wird er nun in allen Anklagepunkten freigesprochen – und tritt flugs als Kandidat bei den Wahlen zum Führer der magischen Welt an. Es sind übrigens die 1930er Jahre und draußen in der Muggelwelt folgen die Menschen ebenfalls einem mörderischen Führer. Die magischen Kandidat*innen (neben Grindelwald ein Chinese und eine Brasilianerin) werden bei der Wahlzeremonie vom Zauberwesen Quilin auf die Güte ihres Charakters überprüft. Dieses Wesen - es sieht aus wie eine Kreuzung aus Drache und Reh, und ja, das geht sich aus - befindet sich in der Obhut der guten Kräfte: des mächtigen Zauberers Albus Dumbledore und des Magizoologen Newt Scamander. Eine kleine Special Force rund um Scamander soll dafür sorgen, dass das Fabelwesen unbeschadet bei der Zeremonie ankommt – denn natürlich ist ihm Grindelwald auf der Spur. Verkompliziert wird das Ganze dadurch, dass Grindelwald in die Zukunft sehen kann; damit er also nicht jeden Schritt der Truppe um Scamander sofort durchblickt, lautet deren Plan: maximale Verwirrung stiften.

Filmstill aus "Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore'"

2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Es folgen turbulente Abenteuer: Gefängnisausbrüche, Liebesschmerz, Familientragödien, potentielle Verräter und fünf identische Koffer werden in eine Handlung gestopft, die mit einem dieser Plots bereits vollauf bedient wäre. „Fantastic Beasts 3“ nimmt sich für keinen dieser Handlungsstränge richtig Zeit und verschießt auch die tragischsten Ereignisse lieber in einem bunten Feuerwerk, bei dem man nur mehr von einer leuchtenden Rakete zur nächsten schaut, ohne dass irgendetwas Gehaltvolles übrig bleibt.

Doch halt, das stimmt nicht ganz: Eine Sache sticht sehr wohl hervor. Autorin J.K. Rowling hatte zwar schon vor Langem enthüllt, dass Dumbledore und Grindelwald eine große Liebesgeschichte verbunden hatte, auf der Leinwand wurde diese aber immer nur angedeutet („We were closer than brothers“). Nun ist endlich passiert, was sich ein guter Teil der Fans gewünscht hat: Dumbledore spricht offen aus, dass er und Grindelwald ineinander verliebt waren. Das ist in einem auf ein sehr junges Publikum ausgerichteten Mainstream-Hollywoodfilm eine kleine Sensation: Ein immens populärer Charakter spricht ganz offen von seiner romantischen Liebe zu einem anderen Mann.

Nebenbei wird damit auch eine wichtige Frage beantwortet: Warum kämpft eigentlich der mächtige Zauberer Dumbledore nicht selbst gegen Grindelwald, wo er doch die besten Chancen hat, einen solchen Kampf zu gewinnen? Weil Dumbledore und Grindelwald, als sie noch ein Liebespaar waren, einen magischen Pakt geschlossen hatten, nach dem sie einander nie direkt bekämpfen könnten.

Filmstill aus "Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore'"

2022 Warner Bros. Entertainment Inc.

Johnny Depp, der ursprünglich Gellert Grindelwald gespielt hatte, wurde nach Rechtsstreitigkeiten mit dem Boulevardblatt „Sun“ (es ging um Falschaussagen zur Anschuldigung von Gewalt gegen seine Ex-Frau Amber Heard) von der Produktion gefeuert. Fun Fact: Depp hatte bereits eine Szene gedreht und bekam daher aufgrund eines „Pay-or-Play“-Vertrags seine gesamte Gage von 16 Millionen US-Dollar ausbezahlt. Wieviel Mads Mikkelsen an Gage bekommen hat, der Depp als Grindelwald nachfolgt, ist nicht bekannt, es wird aber wohl um einiges weniger sein.

Mikkelsen ist jedenfalls wie immer hervorragend, die Kostüme von Colleen Atwood sind atemberaubend, die fantastischen Tiere herzig bis furchterregend – insgesamt gut gemachte Fantasyware mit schnieken Special Effects und wunderschönem Production Design, inhaltlich recht seicht, aber unterhaltsam genug, um die 142 Minuten Filmlänge zu tragen.

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