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CC0 via Pixabay

Vendela Vidas „Die Gezeiten gehören uns“: Seacliff, Kalifornien, viel Vergnügen

Mit dreizehn ist man in einer eigenen Welt. Und davon handelt ein neuer, sehr unterhaltsamer Roman: „Die Gezeiten gehören uns“ heißt das Buch der US-amerikanischen Autorin Vendela Vida. Es hat sehr viele Komponenten, die aus Fernsehserien vertraut sind. Doch die Autorin macht etwas Eigenes damit.

Von Maria Motter

Seacliff, San Francisco, 1984: Eulabee und ihre sensationell schöne Freundin Maria Fabiola kennen Ebbe und Flut des Pazifiks von Kindesbeinen an und sie laufen durch das Meer von einem Strand zum anderen, auch wenn das Schockmomente für Erwachsene sind. Sie sind 13, fast 14 und die Hauptfiguren im Roman „Die Gezeiten gehören uns“ der US-amerikanischen Autorin Vendela Vida. Die Mädchen sind dicke Freundinnen. Doch eines Morgens sind sie sich uneins, was ein Fremder von ihnen wollte. Wochen später wird Maria Fabiola vermisst. Und Eulabee hat dazu ihre eigene Theorie.

Die Autorin Vendela Vida

Lili Peper

Vendela Vida ist in San Francisco aufgewachsen. Die Tonalität ihres Humors glänzt schon in der Widmung, die sie ihrem neuen Roman vorangestellt hat: „Dieses Buch widme ich meinen Freunden und Lehrern aus der Kindheit, die sofort erkennen werden, dass es sich um ein fiktionales Werk handelt.“

Just als Donald Trump im November 2016 zum US-Präsidenten gewählt wird, beginnt sie, ein Sachbuch über das Lügen zu schreiben. Das war ein Zufall. Die Theorien der schwedisch-amerikanischen Philosophin Sissela Bok über Lügen faszinierten Vida. Doch nach einem Jahr hat sie sich wieder dem fiktionalen Schreiben zugewandt. Und schnell hatte sie ihre Hauptfiguren gefunden: Wer könnte Lügen und Verwandlungen besser verkörpern, als weibliche Teenager, findet Vida Vendala. Von Teenagern werde das nicht nur erwartet, es ist Teil des Probierens von Rollen beim Erwachsenwerden.

„Die Gezeiten gehören uns“ ist ein perfekter Roman über Teenager und ein perfekter Teenie-Roman: unterhaltsam, amüsant und auch spannend geschrieben. Die Komponenten sind aus Serien vertraut, aber die Autorin setzt die Puzzlestücke anders zusammen. Sie spielt auch mit Erwartungshaltungen ihrer Leser*innen. Denn bis Maria Fabiola fehlt, vergehen Monate, in denen allein die Alltagsbeobachtungen und das Leben dieses Teenagers unterhalten.

Das Buchcover zu "Die Gezeiten gehören uns".

Hanser Berlin

„Die Gezeiten gehören uns“ von Vendela Vida ist 2022 bei Hanser Berlin erschienen, von Monika Baark ins Deutsche übersetzt.

Mit dreizehn ist man in einer eigenen Welt. So leiht sich etwa Eulabee Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ beim Englischlehrer Mr. London aus, der eine Verwandtschaft mit Jack London nie explizit ausschließt, und sie beschließt, Kundera zu lesen sei gut fürs Gehirn. Und eines Nachmittags stellt sie Maria Fabiola allen Nachbarn als ihre Schwester vor.

Wer in Seacliff eintaucht, trifft auf eine liebevolle und liebenswerte Familie. Das ist die nächste Überraschung, dass hier nicht das Drama regiert. Eulabees Mutter ist eine gebürtige Schwedin und Krankenschwester, der Vater ein Antiquitätenhändler, der hofft, eines Tages eine Entdeckung zu machen - alle Charaktere haben ihren eigenen Charme, ohne schrullige Übertreibungen. Diese Eulabee ist ein glückliches Kind und eine aufmerksame Beobachterin, bis es zum Bruch mit ihren besten Freundinnen kommt.

Lügen haben kurze Beine ist eine Redewendung, die dieser Roman mit Bravour überholt. Die Autorin Vendela Vida kann meisterhaft aus der Perspektive dieses Teenagers schreiben. „Ich kenne das Buch schon, aber heute brauche ich das sichere Gefühl eines bekannten Plots“, ist an einer Stelle zu lesen. Vida Vendelas neues Buch kommt ins Regal und nicht in die nächste Bücherbox zur freien Entnahme.

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