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SecretCity/Patrick Watson

Patrick Watson - „Better In The Shade“

Der kanadische Songwriter Patrick Watson veröffentlicht seit fast zwanzig Jahren Musik irgendwo zwischen Piano- und Electronic-Pop. Mit Songs wie „Love Songs For Robots“ hat er sich ein Publikum geschaffen, aber sein bisheriger Erfolg wurde letztes Jahr haushoch übertroffen, als ein alter Song von ihm via TikTok abhob. Jetzt hat Patrick Watson ein neues Album veröffentlicht.

Von Eva Umbauer

Patrick Watson ist ein ziemlich hyperaktiver Typ, was im Gegensatz zu seiner Musik steht, die meist eine wunderbar beruhigende Wirkung hat. Das kommt davon, so erzählt Patrick Watson im FM4-Interview, dass er sich immer schon an das Piano gesetzt hat, wenn er nervös war, wenn es eine schwierige Situation gegeben hat. Das hat ihn meist beruhigt, und so sind seine vielleicht besten Songs entstanden, etwa das hypnotische „Love Songs For Robots“ aus dem Jahr 2015, zu dem es auch ein gleichnamiges Album gibt. Es sind seither zwei weitere Alben von Patrick Watson voller exquisiter Songs und Klanglandschaften erschienen.

Das letzte Patrick-Watson-Album, „Wave“, war wohl sein persönlichstes. Während der Entstehung verlor Patrick Watson seine Mutter, sein langjähriger Schlagzeuger verließ die Band, und er und seine Partnerin trennten sich. Statt sich dem Sog der düsteren Wellen hinzugeben, komponierte Watson Melodien über Melancholie. In den Songs geht es darum, dass man manchmal ein Liebeslied auf sich selbst singen muss, wenn es niemand sonst tut. Es ging auch darum, sich vom Klang tragen zu lassen und zu lernen, darauf zu vertrauen, dass man wieder auftauchen wird. Jetzt ist Patrick Watson wieder aufgetaucht, mit dem Album „Better In The Shade“ - und einem ordentlichen Boost via TikTok.

Patrick Watson ist eigentlich eine komplette Band, deren Mastermind Patrick ist. Mishka Stein ist sein wichtigster Mitmusiker. Watson, Songwriter und Multiinstrumentalist aus Montreal, Kanada veröffentlicht seit zwanzig Jahren Musik irgendwo zwischen Gitarrenpop, Piano-Pop und Electronica. Er wurde mit Rufus Wainwright - ebenfalls aus Kanada - oder auch mit Jeff Buckley verglichen, erspielte sich über die Jahre ein Publikum, auch mit Songs in Filmen, Fernsehserien, Werbungen oder Computer-Games. Vor über zehn Jahren machte Patrick Watson einen Song für einen kanadischen Film, in dem die französische Schauspiellegende Catherine Deneuve mitspielte. Es war ein französischsprachiger Song mit dem Titel „Je te laisserai des mots“ - auf Englisch übersetzt „I will leave you messages“. So weit, so gut.

Überraschungserfolg auf TikTok

Letztes Jahr ging dieser Song „Je te laisserai des mots“ dann plötzlich auf TikTok viral. Es folgten über 215 Millionen Streams auf Spotify. Patrick Watson hatte sozusagen plötzlich über Nacht sein Publikum um ein Vielfaches erweitert, zu seinen Fans der letzten zwei Jahrzehnte waren neue hinzugekommen, ein junges Publikum für den Kanadier, der zwar nicht am Hungertuch genagt hatte, aber dennoch kein Publikum dieser Größe hatte.

Patrick Watson sieht die Sache mit TikTok ziemlich gelassen, als eine Art „Gerechtigkeit“, denn, so Watson im FM4-Interview, „es muss ja nicht sein, dass nur eine Handvoll Stars die Welt mit ihrer Musik bespielen, so wie es die Musikindustrie heute macht.“ Es gefällt Patrick Watson, dass er als Musiker den Soundtrack zum Leben von Menschen mitgestalten kann. Er findet nicht, dass „Je te laisserai“ ein unfassbar großartiger Song ist, aber er hat halt etwas, das irgendwann dann jemand entdeckte, mitten in das Herz traf und das auf TikTok komunizieren wollte. Überhaupt mag Patrick Watson, dass junge Menschen auf TikTok zu Instrumenten greifen, sich etwa an das Piano setzen und alle möglichen Songs covern.

Der Sprachenliebhaber

Patrick Watson wurde in Los Angeles geboren, sein kanadischer Vater war dort gerade Testpilot für die Armee, aber bereits mit zwei Jahren zog er mit seiner Familie nach Montreal, Kanada, wo er - als einziges englischsprachiges Kind eine französischsprachige Schule besuchte. Er wollte in diese Schule gehen, schlug es seiner Mutter vor. Damals, so erzählt Patrick Watson, waren die Spannungen zwischen englisch- und französischsprachigen Menschen in der Provinz Quebec noch größer als sie es heute glücklicherweise sind.

Album Cover

Secret City Records

„Better In The Shade“ von Patrick Watson ist bei Secret City Records erschienen.

Letztes Jahr veröffentlichte Patrick Watson das Minialbum „A Mermaid in Lisbon“, eine Liebeserklärung an die portugiesische Hauptstadt. Portugal war eines der europäischen Länder, wo Patrick Watson von Anfang an Willkommen geheißen wurde. Er mag den melancholischen Vibe von Städten wie Lissabon oder Porto, und spürte dort auch immer eine Art Punk-Gefühl. Er hörte die portugiesische Band Madradeus oft und baute eine Art Verbindung zu Portugal auf. Patrick Watson liebt Sprachen, alle möglichen, und findet es schade, dass Englisch die Hauptsprache der Popmusik ist. Umso mehr freut es ihn, dass es gerade ein französischsprachiger Song von ihm ist, der via TikTok so euphorisch gefeiert wurde.

„Better In The Shade“

Patrick Watson nennt sein neues Album - es ist sein bereits neuntes - „Better In The Shade“. Der Titel bezieht sich auf Grauzonen, allerlei Grauzonen des Lebens. Den Übergang von einer Farbe zu einer anderen mochte Patrick Watson immer schon, etwa wenn er als Kind im Park spielen war und sich der Tag zu Ende neigte, sich dabei das Licht änderte und es schließlich nicht mehr hell, sondern dunkel war. Der Albumtitelsong „Better In The Shade“ ist ein Piano-Song mit Streichern. Im Song „Blue“ geht es wieder um Farben und ihre Schattierungen: „I’m addicted to the colour of you“, singt Patrick Watson.

„The lyrics are a collection of little thoughts that were pacing in my head. We worked hard on rebuilding the tones of our arrangements and we brought a bigger electronic component to the music. With the addition of modular synths, we were able to find a warmer and more touching approach to the electronics, that feel as acoustic as the rest of the instruments and move like liquid. Basically, I went back to school for the last two years to be able to bring something new. Andrew Barr from the (Canadian band) Barr Brothers joined us on drums for this record, it’s a pleasure to play music with such a great musician.“

„La La La La La“ ist eine Songminiatur mit hübscher akustischer Gitarre, während das elektronische „Height Of The Feeling“ einer der Key-Tracks von diesen sieben neuen Patrick-Watson-Songs ist. Die kanadische Musikerin Ariel Engle aka La Force singt mit - sie ist Mitglied des kanadischen Musiker*innen-Kollektivs Broken Social Scene und auch am aktuellen Album von Big Red Machine zu hören, dem Projekt vom US-Musiker Justin Vernon - von der Band Bon Iver - und Aaron Dessner von der New Yorker Band The National.

„Better In The Shade“ von Patrick Watson ist eine reichhaltige und oft poetische Erkundung der Unsicherheiten und Ängste, die vor allem die letzten Jahre für uns parat hatten. Patrick Watson verhandelt in den neuen Liedern eine Welt, in der man nicht mehr genau weiß, was echt ist und was nicht. Mehr denn je zuvor wurde Patrick beim Schreiben der Lyrics vom Lesen beeinflusst. So haben Patrick Watson etwa die Kurzgeschichten „Jesus’ Son“ vom US-Autor Denis Johnson, „The Waves“ von der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf oder „Fever Dream“ von der Argentinierin Samanta Schweblin für sein Album „Better In The Shade“ inspiriert.

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