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Michael Ostrowski beugt sich über einen Mann im Krankenbett. Szene aus "The Hawk/Der Onkel".

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Michael Ostrowskis Schmäh

Michael Ostrowski hat einen neuen Film: „The Hawk/Der Onkel“. Er hat mit Helmut Köpping das Drehbuch geschrieben, Co-Regie geführt und sich eine Doppelrolle verordnet. Das hat sich gelohnt.

Von Maria Motter

Die Ersten werden die Letzten sein, heißt es. „Aber ich glaube viel eher, dass die Letzten die Letzten sein werden“, erklärt Michael Ostrowski als Mike mit blonder Perücke und Schnauzbart in „The Hawk/Der Onkel“ einer Kellnerin. Der Film eröffnet mit einem Prolog und der Geschichte von einem Habicht, der mitten im Hühnerstall landet. „Weißt, einfach das richtige Timing. Timing ist alles. Du hast sehr liebe Augen, Jasmin“, verkündet Mike mit Goldkettchen an Hals und Handgelenk - und das muss man sehen, denn so bekannt mancher Spruch ist, den dieser Mike zum Besten gibt, so amüsant ist das Schauspiel.

„The Hawk/Der Onkel“ erzählt von einem Bruderzwist um eine Frau. Entlang einer mit Windrädern überzogenen Landschaft fährt Mike zum kleinen illegalen Glücksspiel, würfelt in geöffnete Kofferräume und muss sich vor dem Zorn der Mitspieler verstecken. Von einer Tresen-Szene über das Schnitzelklopfen des Kochs nebenan landet man in wenigen Sekunden in einer Post-Sex-Szene. Menschen werden rückwärts gehen und alles ist gerade ein kleines bisschen verrückter als real.

Michael Ostrowksi beim Würfelspiel im offenen Kofferraum in "The Hawk/Der Onkel".

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Michael Ostrowski in „The Hawk/Der Onkel“

Man ertappt sich schon beim Prolog im Kino beim fröhlichen Grinsen. Dieser Mike hat sich 17 Jahre nicht zuhause blicken lassen, aber jetzt, da sein Bruder, ein erfolgreicher Anwalt, im Koma liegt, kehrt er in dessen Familienvilla ein – bei Nacht durch die Balkontüre. Ohne Ankündigung. Anke Engelke gibt mit Föhnfrisur die Schwägerin, alle Kinder im Film sind Michael Ostrowskis eigene Kinder – sie spielen super.

Komödien sind die Königsdisziplin im Unterhaltungsfilm. Michael Ostrowski und „Theater im Bahnhof“-Kollege Helmut Köpping schrecken nicht davor zurück. Seit „Nacktschnecken“ von Michael Glawogger vor 19 Jahren mit vielen Grazer Schauspieler*innen sind die beiden wieder - nach „Contact High“ und „Hotel Rock’n’Roll“ - gemeinsam an einer Produktion beteiligt gewesen, die es auf gute Unterhaltung abgesehen hat, und das von Anfang an: Ostrowski und Köpping haben zusammen das Drehbuch geschrieben und Regie geführt bei „The Hawk/Der Onkel“.

Anke Engelke in "The Hawk/Der Onkel".

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Ein Zufall auf der Berlinale brachte die endgültige Zusage: Schon davor war Anke Engelke vom Drehbuch begeistert.

Eine wilde Mischung mit Dynamik

Der Film ist dynamisch durch Schnitt und Schauspiel: Blicke sprechen hier Bände und kommentieren und konterkarieren den teilweise fast sexistischen, naiv-zweideutigen Humor. Die Stimmung wechselt ständig: „The Hawk/Der Onkel“ kombiniert die Komödie mit einer Liebesgeschichte und zieht noch eine Krimi-Ebene ein. Man könnte das eine „Dramödie“ nennen. Hilde Dalik und Simon Schwarz sind als Krankenschwester und Polizist ein herrlich dubioses Nachbarspärchen mit eigenen Geheimnissen. Und der Bruder auf der Intensivstation hatte eigene Machenschaften eingefädelt.

Einen Aktenkoffer voll Perücken hat Michael Ostrowski als Mike bei sich, doch sein Repertoire an Tricks ist weit größer. So vorhersehbar die zentrale Handlung scheint, so verblüffend ist die Umsetzung und erst das Ende. Dabei ist der Film kein sinnbefreiter Klamauk. In all diesem Aberwitz an Aktionen bringt der liebenswert unterhaltende Michi Ostrowski noch Gedanken zu unserem Dasein auf Erden unter.

Der Humor in „The Hawk/Der Onkel“ ist ganz seiner. „Und das ist auch der Humor von Helmut Köpping, wir sind uns da sehr nah und verstehen uns blind. Und auch Anke Engelke, es ist auch ihr Humor und der von Simon Schwarz, Hilde Dalik oder Gerhard Polt, dem das Drehbuch auch so gut gefallen hat, dass er mitgespielt hat“, sagt Michael Ostrowski. Dass er im Film eine Doppelrolle hat, ergab sich erst kurz vor Drehbeginn.

Michael Ostrowski raucht eine Zigarette neben enem Fenster, Szene aus "The Hawk/Der Onkel".

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Raucht auch im Krankenzimmer: „The Hawk/Der Onkel“ Mike

Eine Schelmengeschichte

Für die Figur des Onkels nahm sich das Drehbuch- und Regieduo Helmut Köpping und Michael Ostrowski die zentrale Figur einer besonderen Form des Abenteuerromans zum Vorbild, den Schelm. „Der Onkel ist ein cooler Typ, aber er ist ja auch dann nur daneben. Diese eigentlich danebene Art des Onkels, immer ins Fettnäpfchen, auch sexistisch teilweise, aber er meint es nicht so, ist absolut wichtig. Denn in Wahrheit kriegt er das Fett ab“, sagt Michael Ostrowski im FM4-Interview. „Man könnte das Gleiche auch mit einer Frau machen. Es ist eine Schelmengeschichte, auf eine eigene Art. Im Schelmenroman gibt es den naiven Typen, der vom Schicksal eine Fotzn nach der anderen kriegt und das aber irgendwie gut durchsteht. Der Onkel setzt sich den Dingen aus, er ist verletzlich dadurch.“

„The Hawk/Der Onkel“ kommt diese Woche in die Kinos. Auf Premierentour sind Michael Ostrowski und Helmut Köpping im Cinema Paradiso am 4.5., im Citykino in Linz und im Kino Freistadt am 5.5., im Cinema Paradiso in St. Pölten am 6.5. und am 12.5. kommen sie ins Star Movie in Liezen. Und nächste Woche, am 9.5., sind Anke Engelke und Michael Ostrowski zu Gast im FM4 Film Podcast!

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