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Johannes Zeiler

fm4 soundpark weekly

Neues von isi, Van Mojo and The Ponystress Ensemble, Sofie u.v.m.

Amadeus ist ein weißer Typ, Father John Misty kann sich was in Graz abschauen und wir singen endlich wieder „I Want It That Way“. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Dann war also wieder Amadeus. Vergangenen Freitag ist der wichtigste österreichische Musikpreis in diversen Kategorien vergeben worden, wobei bei einigen schon im Vorfeld klar war, wer gewinnt. Schon in der Vorwoche wurden Tag für Tag etwa die Sieger*innen in Kategorien wie „Alternative“ (Granada!) oder „Hip Hop / Urban“ (Raf Camora!) bekanntgegeben. Überraschungen bei der Gala selbst gab’s dann wenige, auch das „Album des Jahres“ ging an RAF Camora, sonst durfte sich Josh über drei Trophäen freuen.

Der Unmut in der alternativen Musikbubble war jedenfalls laut: Das Siegerfoto, auf dem von 17 Gewinner*innen gesamt 15 Männer zu sehen waren, berechtigt ihn. Amadeus oh so male and white, schon wieder, da müsste schon an den Grundfesten gerüttelt werden, bis sich endlich etwas ändert. Auch andere Dinge sind während der Gala eher fragwürdig abgelaufen. Die in den Genrekategorien nominierten Acts sind nicht einmal namentlich erwähnt worden. Es wurden nur die Grüße der Gewinner*innen in der jeweiligen Kategorie eingeblendet, die zuvor „auf Verdacht“ hin aufgezeichnet wurden.

Das T-Shirt des Abends hat Kerosin95 getragen, hier gemeinsam zu sehen mit W1ZE, fabulous wie immer:

Den FM4-Award haben jedenfalls zwei glückliche Menschen mit nach Hause genommen: Stephanie Widmer und Alexander Köck schreiben als Cari Cari den Bluesrock der Zukunft. Ihr habt es hier zuerst gehört!

Vergangenes Wochenende hat auch der Kick-Off der heurigen Festivalsaison in Krems stattgefunden, das Donaufestival hat Eröffnungswochenende gefeiert. Von Arca ausgepeitscht, von Soap&Skin am Klavier versöhnt, es war natürlich wunderbar.

Auch AVEC ist aktuell wieder auf Tour, kurz davor hat sie aber noch Kollege Florian Wörgötter daheim in Vöcklabruck besucht. Das ist die Idee der sehr guten Reihe „FM4 im Viertel“: Musikmenschen da besuchen, wo sie aufgewachsen sind und in Kirchen, Volksschulen oder verlassenen Waldstücken die Orte aufsuchen, die sie dann doch in irgendeiner Art und Weise geprägt haben. AVEC hat sogar outdoor ein A-Capella-Ständchen ihrer aktuellen Single „Nothing To Me“ gesungen. Die offizielle (Video-)Version ist seit gestern aber auch schon da:

Außerdem musikvideomäßig sehenswert diese Woche:

Van Mojo and The Ponystress Ensemble - „You Wouldn’t Tell Me“

Vielleicht seid ihr Fans der Musik von Father John Misty, aber das neue Album war euch dann doch ein bisschen zu öd. Zu ernst, oder vielmehr, sich selbst zu ernst nehmend, so wirkt Josh Tillman, wenn er eintaucht in den Hollywood-Chic der 20er Jahre. Naja. Es gibt Abhilfe. Könnte die folgende Zeile nicht direkt einem seiner Vorgängeralben entsprungen sein?

„a jazzy nun is something I have never seen / what divine conundrum is she giving me?“

Geschrieben hat sie der in Graz lebende Musiker Gabriel Schmidt, er steht unter dem tollen, weil gar nicht so einfach zu merkenden Namen Van Mojo and The Ponystress Ensemble auf der Bühne. Sanftes Klimpern und Zurücklehnen im Lo-Fi-Sound, irgendwas hat das alles schon noch mit Folkmusik zu tun, also auch mit Geschichtenerzählen. „Make Graz Music Scene Great Again Also“ steht aufgedruckt auf seinem T-Shirt. Das ist als Satz ein grammatikalisches Ungetüm, als Intention natürlich höchst löblich und als Hinweis darauf, was es da alles zu entdecken gibt, wahr im Kern.

Toro y Moi - „Clarity (feat. Sofie Royer)“

„Es ist eine meisterhafte Reise durch Universen psychedelischer Musik, eine Exkursion, die Analoges und Elektronisches verbindet, sich auch gelegentlich vor Funcadelic verbeugt“, schreibt Natalie Brunner über „Mahal“, das neue Album von Toro Y Moi, seine kompositorische Handschrift, die experimentelle und harmonische Klangästhetik von Toro Y Moi, macht „Mahal“ einzigartig. Schon wieder so ein Album des Jahres also, umso schöner, umso spannender, dass die immer wieder auch in Wien lebende und wirkende Künstlerin, Musikerin, Produzentin und DJ Sofie Royer darauf vertreten ist. Der gemeinsame Song „Clarity“ ist eine mäandernde Musikreise zwischen Grooviness und Schrammelgitarre, das ist bestes Frühsommer-Party-Warm-Up.

isi - „Gürtelleben“

In der Stadt sein, jung sein, großteils frei sein, studieren und/oder arbeiten, die U-Bahn nehmen, Menschen treffen, feiern, wieder die U-Bahn nehmen. Frei nach dem sehr guten Motto „Prüfungen kann man wiederholen, Parties nicht“ hat die junge Wahlwienerin isi ihr erstes Lied geschrieben. Es ist immer gut, wenn Musik ein bestimmtes Gefühl einfängt und sich an einer bestimmten Stelle verortet. Nicht alle Zuhörer*innen werden nachts schon mal auf die U6 gewartet haben, nach Anhören dieses Lieds fühlt es sich aber so an, als ob.

Alles hier ist frisch, alles ist Aufbruchsstimmung, auch wenn, oder gerade weil der Abend voll ist mit Wein und Zigaretten. Und weil das auch alles sehr gut konstruiert ist, schaukelt sich das Lied von der anfänglich zarten Gitarre hinein in ein sanftes, aber doch Synthie-Gewitter. Außerdem: Prosexy ist das beste Wort für Prosecco seit seiner Erfindung.

Schmusechor - „I Want It That Way“

Ist es das beste Lied aller Zeiten? Vielleicht. Hände hoch, wer noch nie gemeinsam mit Nick und Kev und wie sie alle heißen hinaus in die Nacht geweint, getanzt und möglichst laut und falsch gebettelt hat: „Tell me why!“ Der Wiener Schmusechor hat unter der immer sehr guten Leitung von Verena Giesinger diese Pop-Perle der 90er-Jahre neu gedacht und inklusive heartbroken Performance in Ton und Bild festgehalten. Das Video der Woche.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Gute Lieder sind nicht selten die, bei denen man die Guitarline statt der Vocals mitsingen mag. Toby Whyle weiß das. „Call It A Night“ heißt seine neue Single, das Debütalbum dazu erscheint am 20. Mai.
  • Komponist, Klarinettist und Produzent Vincent Pongracz hat sich mit Synesthetic Ivo nicht nur ein musikalisches Alter Ego, sondern mit ihm auch gleich eine neue Sprache entworfen. Für eure dienstäglichen, dadaistischen Tagträumereien: „Karr De Lack“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Am Freitag erscheint die neue Single von YUGO, aber schon jetzt ist die neue Kollabo mit HipHop Joshy da. Titel „Zu tief“. Schönster Satz: „Ich bin sogar für FIFA zu unsportlich“.
  • „If you need a song to take a breather and enjoy the fresh spring air, I made this one for you“ schreibt die Wiener Folkpopmusikerin Amelie Tobien zum Release ihrer neuen Single „Little Garden“.
  • Sommerschmusen! Zu „On a wave“ von Bountydave.
  • Die guten Menschen hinter dem Format „12 Minutes Live“ haben diesmal Musikerin MATTE/GLOSSY ins Okto-Studio geladen. Alienpop, um euch bestmöglich den Kopf zu zerbrechen.
  • Wenn ihr eine Schwäche für gute Gitarrenmusik habt und diese Woche nur Zeit, ein Album anzuhören, nehmt dieses: The New Mourning mit „When The Light Fades“.
  • In der Soundparknacht am Donnerstag haben wir uns die 20-jährige Geschichte des Fluc genauer angesehen, sind mit AVEC im Rahmen von „FM4 im Viertel“ durch Vöcklabruck spaziert und haben neue Lieder von unter anderem Bountydave, UNISON oder Parov Stelar gehört.
  • Und in der Soundparknacht am Sonntag hat Christian Pausch in Gedenken an Willi Resetarits dessen FM4-Gipfeltreffen mit Voodoo Jürgens erneut präsentiert, Parov Stelar war zum ausführlichen Interview zu Gast und die sehr gute Spielliste war außerdem voll mit neuen Liedern von Bipolar Feminin, Chelios oder Farce.

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