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Trek to Yomi

Leonard Menchiari

Samurai spielen in Schwarzweiß

Das bombastisch inszenierte Indiegame „Trek to Yomi“ ist eine Liebeserklärung an das klassische japanische Schwarzweißkino.

Von Rainer Sigl

Das Japan der Edo-Zeit, die im 17. Jahrhundert beginnt, ist ein düsterer Ort. Banditen und Warlords überziehen das Land mit Krieg und Raub, immer wieder werden ganze Dörfer überfallen und verwüstet, so auch meines. Als Sohn eines Samurai überlebe ich als Kind nur knapp einen Banditenangriff. Als die Bösewichte Jahre später zurückkehren, stelle ich mich ihnen mit Schwert und eiserner Disziplin in den Weg.

Das soeben erschienene Spiel „Trek to Yomi“ erzählt anfangs eine recht simple Geschichte, ungewöhnlich ist aber seine Präsentation: Eindrucksvolles Schwarzweiß, Filmkörnung wie bei echtem analogen Filmmaterial und japanische Sprecher lassen das Spiel wirken wie einen klassischen japanischen Samuraifilm.

Kurosawa, schau oba!

Der Effekt der filmischen Präsentation ist beeindruckend, immer wieder zeigt „Trek to Yomi“ toll in Szene gesetzte Bilder, die auch direkt aus einer der berühmten Filmvorlagen, etwa „Die Sieben Samurai“ oder „Yojimbo“, stammen könnten. Idyllische Landschaften, verkommene Dörfer und bizarre Visionen hat der US-Entwickler Leonard Menchiari mit verschwenderischer Liebe zum Detail gestaltet.

„Trek to Yomi“, entwickelt von Leonard Menchiari und Flying Wild Hog, vertrieben von Devolver Digital, ist für Windows, PlayStation und Xbox erschienen.

Verschwenderisch deshalb, weil das Spiel meistens ein klassischer Sidescroller bleibt, in dem die Umgebung nur Kulisse ist und mein Held von links nach rechts läuft. Nur hin und wieder geht es ein wenig in die Tiefe des Raumes oder der Kamerawinkel ändert sich effektvoll. Mit Schwert und in Sachen Munition streng limitierten Schusswaffen kämpft man sich voran und löst hin und wieder simple Rätsel. Der blutige Rachefeldzug führt dabei in immer fantastischere und unheimliche Gefilde: Das Yomi des Titels ist immerhin eine düstere Hölle der japanischen Mythologie.

Trek to Yomi

Leonard Menchiari

Großartige Ästhetik, durchschnittliches Spiel

„Trek to Yomi“ ist bombastisch inszeniert, optisch in seiner Schwarzweißästhetik beeindruckend und auch in Sachen Musik und Sprecher höchst atmosphärisch. Dabei erzählt es eine tragische, manchmal etwas gar zu grimmig geratene Geschichte, das Pathos geht als Hommage an die Filmklassiker durchaus in Ordnung.

Leider bleibt das Spiel in Sachen Gameplay - man entschuldige die aufgelegte Pointe - genauso farblos wie sein Look. Die Kämpfe sind wenig abwechslungsreich, nur bei den seltenen Bosskämpfen braucht es ein bisschen Strategie. Natürlich kann ein derart kleines Projekt nicht mit der Spieltiefe eines „Sekiro“ mithalten, doch auch an den 2D-Actionklassikern des Publishers Devolver Digital gemessen, bleibt „Trek to Yomi“ nur durchschnittlich.

Abgesehen von ein paar versteckten Collectibles gibt es abseits des linearen Hauptwegs kaum etwas zu entdecken. „Trek to Yomi“ ist ästhetisch überwältigend; als Spiel bleibt es maximal Mittelmaß.

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