FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Syd

Evan Honor

„Broken Hearts Club“ von Syd ist Introspektion und Heilung

Das sehr persönliche, zweite Album der Sängerin und Musikerin seziert Herzschmerz delikat und elegant.

Von Natalie Brunner
 
 Syd ist vor über zehn Jahren als Mitglied und eine der Produzentinnen des Rap-Kollektivs Odd Future bekannt geworden. Syd the Kid oder Syd the Dude sind zwei der Aliase, die Sydney Bennet in der letzten Dekade für sich verwendet hat.  Syd benützt weibliche Pronomen für sich selbst. Die Präsenz ihres Egos in ihrer Musik ist delikat und sehr zurückhaltend im Vergleich zu den Shows und Inszenierungen von Odd-Future-Bandkollegen Tyler the Creator oder auch der komplexen Verschrobenheit von Earl Sweatshirt.

Albumcover

Syd

„Broken Hearts Club“ ist das zweite Album der, wie sie selbst sagt, „Soul“-Musikerin und -Sängerin Syd, ein Album, auf dem sie ihr gebrochenes Herz mit mit warmen 80er/90er-Jahre-Reminiszenzen gefüttertem R&B zusammenklebt.

In den zehn Jahren, die seit der Veröffentlichung des zweiten und letzten Mixtapes von Odd Future vergangen sind, war Syd Leadsängerin der Band The Internet. 2017 hat sie ihr Solodebüt „Fin“ veröffentlicht, ein intimes Album mit Liebesliedern, die auch immer um Syds Genderidentität kreisen. Es ist eine absurd: Syd hat ihre Karriere bei Odd Future gestartet, einer Crew, die als vermeintlich homophob kritisiert worden ist, und gerade das hat sie in ihrer Identität als lesbische Frau und Musikerin gestärkt, ihren Weg kompromisslos zu gehen, erzählt sie in Interviews.
 
Auch auf „Broken Hearts Club“ bleibt Syd beim Thema Liebe. Hat sie in ihren früheren Releases auch das Leben mit ihrer Partnerin gefeiert, so kann man schon am Titel und Cover des neuen Albums erahnen, was los ist: Eine kleine Plastikfigur  wie von  einer Hochzeitstorte steht alleine vor einem Bogen aus Blumen. Im Hintergrund ein gebrochenes Herz. Wie es das Thema verlangt, hat Syd in den meisten Stücken dieses Albums  ihren Schmerz alleine in Musik übersetzt.

„Fast Car“ erinnert in der Instrumentierung an die Prince-Songs, mit denen Syd wohl aufgewachsen ist,  und an Prince erinnert auch der Song  „Cybah“, für den Syd mit dem aus New Orleans stammenden Soulsänger Lucky Daye zusammengearbeitet hat. Einer der schönsten Momente ist „Heartfelt Freestyle“. Die Nummer hat Syd mit dem texanischen global Funk/Psychedelic-Trio  Khruangbin gemacht. Sonnige Weite und sich drehende und schnörkelnde Sehnsucht ist in diesem Song vereint.

Syds ruhige Stimme kann Gegensätze vereinen, Klarheit und Schönheit mit Trauer und emotionaler Tiefe verbinden. Trotzdem wünsche ich mir sehr, dass bei Syd in Zukunft große Werke und großer Schmerz nicht Hand in Hand gehen.

Aktuell: