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Screenshot aus dem Computerspiel "Citizen Sleeper"

Jump Over The Age / Fellow Traveller

„Citizen Sleeper“ ist ein tolles, erzählerisches Sci-Fi-Rollenspiel

Das zweite Game des britischen Gamedesigners und Science-Fiction-Autors Gareth Damian Martin versetzt uns als gestrandete Figur auf eine wundersame Raumstation.

Von Robert Glashüttner

Habt ihr schon jemals darüber nachgedacht, euer Leben zu verlängern? Also nicht bloß durch gute Ernährung, regelmäßige Bewegung und allgemein einen gesunden Lebensstil, damit ihr einfach so alt und glücklich werdet. Sondern ein paar Stufen höher: sich einfrieren lassen, oder das eigene Bewusstsein an einen neuen Ort übertragen.

Ja, das klingt nach ziemlich wilden, transhumanistischen Science-Fiction-Ideen. Manche Menschen würden so etwas vielleicht sogar tatsächlich machen – sofern es schon möglich wäre. In den allermeisten Fällen bleiben solche Ideen aber eben Fiktion in Zukunftsgeschichten. Wie etwa jene in einem neuen Computerspiel namens „Citizen Sleeper“.

Wake up, Sleeper!

Der titelgebende Citizen Sleeper, das sind wir. Wir wachen auf einer Raumstation auf, und zwar als wir selbst - aber dann auch wieder nicht. Dieses Ich ist eine Kopie unseres Bewusstseins, das mit einem geborgten Körper von jenem Tech-Konzern geflohen ist, der sich als unser Eigentümer wähnt. Jetzt sind wir zwar fürs Erste mal frei, aber mittel- und planlos. Können wir an diesem Ort ein neues Leben beginnen?

Der Gamedesigner und Autor Gareth Damian Martin hat bereits vor zwei Jahren mit dem visuell minimalistischen und erzählerisch vielschichtigen „In Other Waters“ begeistert.

Für „Citizen Sleeper“ ist der französische Comiczeichner Guillaume Singelin mit von der Partie. Das Game ist für Windows und Mac erschienen.

Wochenlang dürften wir in einem Container verbracht haben – die allermeiste Zeit über schlafend (deshalb der Name), damit wir physisch und psychisch überhaupt die Chance haben, zu überleben. Unser Bewusstsein ist kopiert, unser Körper eine Mischung aus organischem und künstlichem Material. Vielleicht ein bisschen so wie bei den Borg aus Star Trek? – Jedenfalls mit dem markanten Unterschied, dass wir keine assimilierenden Über-Aliens sind, sondern ziemlich fragil. Wenn wir unserem Körper nicht alle paar Tage spezielle Injektionen verpassen, stößt er unsere gesamten Organe ab. Doch in diesem äußerst schwierigen Neubeginn steckt dennoch Hoffnung und bald auch schon ein großes Abenteuer.

Screenshot aus dem Computerspiel "Citizen Sleeper"

Jump Over The Age / Fellow Traveller

Entdecken, überleben, würfeln

„Citizen Sleeper“ ist ein erzählerisches Sci-Fi-Rollenspiel, das Anleihen von Brettspielen und Adventure-Games in sich trägt. Pro Tag haben wir drei bis fünf Aktionen zur Verfügung. Wir können zum Beispiel arbeiten gehen und Geld verdienen, versuchen, ein Schloss zu knacken oder eine ausgiebige Mahlzeit einnehmen.

Jede Aktion hat Auswirkungen, die jedoch zuerst ausgewürfelt werden müssen. Je kleiner die Würfelzahl, desto größer ist die Chance, dass etwas schiefgeht – wir werden beim Schlösserknacken erwischt, bei der Arbeit schlecht oder gar nicht bezahlt und so weiter.

Von der ersten Minute an eröffnet „Citizen Sleeper“ eine fantastisch geschriebene Science-Fiction-Geschichte. Das Game besteht visuell aus der Darstellung der Raumstation, aus Hintergrundgrafiken und coolen Comic-Zeichnungen der Figuren, denen wir begegnen. Ansonsten gibt es englischen Erzähltext, bei dem wir zwischendurch immer wieder auch kleine Entscheidungen treffen können. Setzen wir uns etwa zur Wehr, wenn wir bedroht werden, oder lassen es über uns ergehen?

Screenshot aus dem Computerspiel "Citizen Sleeper"

Jump Over The Age / Fellow Traveller

Abgeschlossene Aufträge („Drives“) geben Skill-Punkte, die man verteilen kann. Sie erleichtern das Würfelglück bzw. machen manche Auswahlmöglichkeiten überhaupt erst zugänglich.

Die Optionen wirken in diesem Spiel nicht allzu umfangreich, doch durch die eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten hat jede Aktion Gewicht und entscheidet über unseren weiteren Werdegang. Außerdem kommen immer wieder neue Orte, Personen und Geheimnisse hinzu. "Citizen Sleeper“ ist stimmungsvoll und spannend, ästhetisch und erzählerisch von äußerst hoher Qualität. Außerdem sorgt der kongeniale Soundtrack für eine durchgehend spannende, aufregende Atmosphäre auf dieser Raumstation. Gute Englischkenntnisse und ein durchschnittlich ausgeprägtes Interesse für Science-Fiction vorausgesetzt, ist dieses Spiel eine absolute Wonne.

FM4 Spielekammerl-Show

In unserer dieswöchigen Livestreaming-Sause FM4 Spielekammerl-Show am Donnerstag, den 12. Mai, wird „Citizen Sleeper“ gespielt werden. Außerdem spielen wir einige Finalisten-Games vom Award des dieses Wochenende startenden Gameskultur-Festivals Amaze Berlin.

Die Hosts dieser Show sind Robert Glashüttner und Michaela Pichler. Gast ist Matthias Oborski, der Leiter des Computerspielemuseum Berlin. Los geht es um 17 Uhr auf twitch.tv/radio_fm4.

Stream verpasst?

Kein Problem! Hier geht es zu unserem Video On Demand der Spielekammer-Show mit Robert und Michaela.

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