FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Ibeyi "Spell31"

Suleika Muller / Beggars Group

musik

Ibeyi und ihr drittes Album „Spell 31“

Spiritualität ohne Ethno-Kitsch, Popmoderne aus der Postmoderne: Das afrokubanisch-französische Zwillingsschwestern-Duo Ibeyi und ihr drittes Album „Spell 31“.

Von Katharina Seidler

Sangoma: Heiler-Figuren aus den südafrikanischen Nguni-Kulturen, die selbst krank werden, wenn sie ihrer Berufung, zu heilen, nicht nachkommen können. Ihnen widmen Ibeyi den Eröffnungssong ihres neuen Albums „Spell 31“ und in dieser Kraft und dem starken Bedürfnis nach kollektiver Heilung liegt auch der Schlüssel zur Kunst der beiden Schwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz.

Ibeyi "Spell31"

Beggars Group

Schon ihr Bandname Ibeyi, das Yoruba-Wort für Zwillinge, greift die Geschichte ihrer Vorfahren im westafrikanischen Nigeria auf. Ihre ersten Lebensjahre verbrachten die Schwestern in Kuba, wo ihr Vater Angá Díaz als Percussionist den legendären Buena Vista Social Club mitprägte. Hauptsächlich sind Ibeyi allerdings mit ihrer Mutter, der ebenfalls Musikerin und Bildenden Künstlerin Maya Dagnino, in Paris aufgewachsen, und dieser Sprach- und Kulturenmix findet sich auf den drei bisherigen Alben des Duos in jedem einzelnen Stück.

Spiritualität, der Glaube an die heilende Kraft von Musik und der Respekt vor den Vorfahren sind dabei die ganz zentralen Positionen im Werk von Ibeyi. Ihre Sisterhood, also die schwesterliche Zusammengehörigkeit, beschränkt sich keineswegs nur auf die Familie, auch wenn die magische Verbindung von Zwillingen in zahlreichen Stücken wie etwa „Sister 2 Sister“ besungen wird. Auch das Kollaborieren mit anderen Künstler*innen spielt für Lisa und Naomi eine zentrale Rolle - in dem Song „Lavender & Red Roses“ zum Beispiel hört man etwa die britische Soul-Aufsteigerin Jorja Smith als sozusagen dritte Schwester am Mikrophon.

Ibeyi "Spell31"

Beggars Group

„Spell 31“ von Ibeyi ist am 6.5.2022 bei XL Recordings erschienen.

Musikalisch setzten Ibeyi nach wie vor auf das Verbinden von Tradition und Moderne. Jazz, Soul und traditionelle Yoruba Chants treffen auch auf ihrem dritten Album „Spell 31“ auf Hip Hop und federleichten elektronischen Pop. Wenig überraschend zählten in den letzten Jahren bereits der späte Prince als begeisterter Konzertbesucher, David Byrne, der die beiden mit auf Tour nahm, oder Beyoncé, die die Schwestern zu mehreren Gastauftritten auf ihrem Album „Lemonade“ einlud, zum Ibeyi-Fanclub.

Mit „Rise Above“ findet sich auf „Spell 31“ erstmals auch eine Coverversion auf der Platte – und die könnte kaum überraschender sein, denn das Original stammt von den US-amerikanischen Hardcore-Punks Black Flag. In den Händen der Schwestern Diaz wird der Punk Klassiker zum jazzigen Popsong – das Original haben Ibeyi angeblich bis heute nicht gehört; die Lyrics bleiben ein brandaktuelles und hochpolitisches Manifest gegen Unterdrückung jeglicher Art. Außerdem steuert Gastrapper Berwyn einen Verse über den Mord an George Floyd und die Black Lives Matter Bewegung bei.

Rise above! We’re gonna rise above!
Try and stop what we do
Rise above! We’re gonna rise above!
When they can’t do it themselves
Rise above! We’re gonna rise above!
(Rise Above)

„The prophecy is a call to action: it is not yet too late to be the person you always thought you could be. Spell 31 is spirit setting, reminding us that the meaning of life can only be achieved through the magic of living,“ schreibt Black Lives Matter-Mitbegründerin und -Aktivistin Janaya Future Khan, die für „Spell 31“ ein das Album begleitendes Manifest verfasst hat. Spiritualität ohne Ethno-Kitsch, Popmoderne aus der Postmoderne: „I enclose magic“ rezitieren Ibeyi in der Lead-Single „Made of gold“ einen alten Zauberspruch, und man mag ihnen nicht widersprechen.

mehr Musik:

Aktuell: