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„Shining Girls“: Vom Trauma der Überlebenden

Die Thrillerserie „Shining Girls“ wagt mit einer paranormalen Handlung den Versuch, über das reale Trauma zu erzählen, durch das die Überlebenden von Femizidversuchen tagtäglich gehen.

Von Natalie Brunner

„Shining Girls“ führt uns in ein bedrückendes und klaustrophobisches Chicago der 1990er Jahre. Kirby (Elizabeth Moss) ist die Überlebende eines Femizidversuchs. Der Täter wurde nie gefasst. Kirby hat eine neue Identität bekommen und arbeitet im Archiv einer Zeitung. Seit dem Überfall leidet sie nicht nur an dem Trauma, sondern auch an wechselnden Realitäten, will heißen: unerklärlichen Realitätsverschiebungen.

„Shining Girls“ ist vie Apple TV+ streambar.

So wird aus ihrer Katze etwa plötzlich ein Hund. wird ein Hund. Ihre angepunkte, Patti Smith hörende Mutter verwandelt sich während der Arbeit zu einer evangelikalen Christin, zur Predigerin mit großer Gläubigenschaar oder Kirby lebt nicht mehr isoliert in der Abstellkammer ihrer Mutter, sondern ist mit dem charmanten Kollegen aus der Arbeit verheiratet und hat plötzlich Freunde. Die einzige Konstante in der Realität, oder besser den Realitäten, von Kirby ist ihr Job im Archiv der Zeitung.

Eines Tages wird die Leiche einer jungen Frau in der Kanalisation von Chicago entdeckt. Die Leiche hat die gleichen Narben wie Kirby nach dem Mordversuch. Kirby tut sich mit dem abgerockten, aber immer noch brillanten Reporter Dan zusammen, um den Mann zu fassen, der seit Jahrzehnten, über die Lebenszeit eines Menschen hinaus, Frauen ermordet.

An diesem Punkt geht die Reise durch verschiedene Zeitebenen, Zeitlinien und vorerst unerklärlichen Realitätsverschiebungen auch für die Zuseherinnen los. Um nicht vollkommen den Faden zu verlieren, wissen wir, die Zuseherinnen, mehr als Kirby und Dan: nämlich, dass der Täter, ein Mann namens Harper, durch die Zeit schlüpfen kann, was die Veränderungen in den Realitäten der Protagonistinnen erklärt. Während die überlebende Kirby und der Journalist Dan zu klären versuchen, ob es sich um den gleichen Täter handelt, sucht der bereits das nächste Opfer aus, eine Astronomin, die sich mit Physik und Metaphysik beschäftigt, also zu Fragen forscht, die bei der Entlarvung des Mörders und der Entschlüsselung der komplexen Handlung eine Rolle spielen werden.

Filmstills aus der Serie "Shining Girls"

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Die von Leonardo di Caprio produzierte Serie beruht auf dem gleichnamigen Roman der Autorin Lauren Beukes aus dem Jahr 2013 und wurde von der Regisseurin und Drehbuchautorin Silka Luisa zu einer TV-Serie adaptiert. Auf den ersten Blick, ist „Shining Girls“ eine Thrillerserie mit paranormalem Einschlag. Doch das greift zu kurz.

„Shining Girls“ entwickelt sich langsam. Der Thriller hat ein anderes Tempo, als man von aktuellen Serienproduktionen gewohnt ist. Das gibt der Hauptdarstellerin Elisabeth Moss Gelegenheit, den Charakter von Kirby und ihren Umgang mit Schmerz und Angst tiefgehend und nuancenreich auszuloten.

„Shining Girls“ ist vor allem eine Serie, die versucht, das Leben mit Trauma, das Weiterleben nach einer Gewalttat zu beschreiben, was es bedeuten könnte, durch eine Welt zu navigieren, in der es keine Sicherheit, keine Gewissheit und keine Normalität mehr gibt.

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