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SenS

Limasse Five

Ein Vorgeschmack auf Großes

Das neue Spiel des Machers von „NaissanceE“ ist originell, hypnotisch und faszinierend - beim Early-Access-Start ist leider nur ein Appetithäppchen davon spielbar.

Von Rainer Sigl

Der französische Indie-Games-Entwickler Mavros Sedeño hat 2014 ein ungewöhnliches Spiel gemacht. „NaissanceE“ war ein First-Person-Game, in dem man zu einem atemberaubenden Avantgarde-Soundtrack in gewaltigen brutalistischen Strukturen herumwandern durfte. Ich und einige andere waren damals mehr als angetan von diesem Spiel; ein großer kommerzieller Erfolg war ihm nicht beschieden. Vor einigen Jahren hat Sedeño sein Spiel ganz kostenlos gemacht; wer es also bislang nicht gespielt hat, hat keine Ausrede mehr, sich dieses versteckte Juwel auf jeden Fall nicht zumindest einmal anzusehen.

Acht Jahre lang herrschte Funkstille, jetzt ist Sedeño mit einem neuen Spiel wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht. „SenS“ ist aber kein Nachfolger, sondern eine echte Rarität: ein Spiel, das tatsächlich etwas ganz Neues versucht.

Nothingness

Die längste Zeit ist zu Beginn der Bildschirm schwarz in „SenS“ und es ist nur atmosphärischer Ambient-Sound zu hören, dann beginnt in wackligen Buchstaben ein Dialog mit einem unsichtbaren Gegenüber. Ein Experiment hat mich hierher verschlagen, in eine formlose Dimension, die ich „die Struktur“ nenne.

Ganz so formlos bleibt diese Welt aber nicht: In der absoluten Schwärze dieser abstrakten Dimension reagiert irgendetwas auf mich. Wörter und Formen entstehen, bis sich schließlich, nach und nach, eine ganze Dimension manifestiert.

„SenS“, entwickelt von Limasse Five, ist im Early Access auf Steam erschienen.

„SenS“ besteht in diesen einleitenden, erstaunlich viel Zeit beanspruchenden Szenen aus viel Text, inneren Monologen und besonders im Kontrast dazu beeindruckenden virtuellen Räumen; immer wieder bewundert man den Mut, das Publikum hier durchaus auf die Folter zu spannen und auch inhaltlich zwischen Science-Fiction, Philosophie und Mystery-Thrill in der Schwebe zu bleiben. Mehr über diese Erfahrung zu verraten, die aktuell etwa eineinhalb Stunden dauert, wäre schade - manche Dinge sollte man selbst erleben.

SenS

Limasse Five

Irgendwann weicht die Schwärze ... etwas anderem.

Anmaßend ambitioniert

Man braucht ein wenig Lust am Experiment, um „SenS“ schon jetzt so richtig zu würdigen, denn viel gibt es jetzt, beim Start in den Early Access, zugegebenermaßen noch nicht davon zu sehen. Was da ist, versetzt aber schon in Aufregung: „SenS“ erzählt auf spannende Art und Weise, und wenn es sich zu Ende der bisherigen Spieldauer dann zu öffnen beginnt, bleibt einem die Luft weg.

Ob Mavros Sedeño seine in seinen eigenen Worten „anmaßenden Ambitionen“ mit diesem Spiel tatsächlich umsetzen wird können, steht in den Sternen; eins ist aber schon klar: Wenn das, was kommt, das Niveau dieses Appetithäppchens hält, wird „SenS“ bei Fertigstellung aber ein absolutes Unikat sein. Im Moment rät der Entwickler selbst davon ab, das Spiel zu kaufen - außer wenn man ihn dadurch unterstützen oder die laufende Entwicklung verfolgen möchte. Beides zahlt sich aus.

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