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Der Name ist Programm bei Schmyts erstem Album „Universum regelt“

Der ehemalige Rakede-Sänger startet jetzt solo durch. Warum Schmyt schon jetzt als einer der hottesten Newcomer der deutschen Hip-Hop Szene gehandelt wird.

Von Alica Ouschan

"Universum regelt" Album Cover

Division / Gold League

Universum regelt ist am 20. Mai bei Division/Gold League erschienen.

Mit „Jetzt gehst du weg“ hatte Rakede 2014 einen kleinen Radiohit auf FM4. Das zusammengewürfelte Bandprojekt, das unter anderem aus dem oberösterreichischen Produzenten Daniel Karelly aka Affe Maria und dem Berliner Musiker Julian Schmit bestand, hat 2020 die Triebwerke für immer abgestellt. Noch am Ende desselben Jahres ist Sänger Julian Schmit dann unter dem Künstlernamen Schmyt plötzlich wieder aufgetaucht.

Eine erste EP, Features mit prominenten Namen wie RIN oder Cro und eine ausverkaufte erste Tour folgten. Am Freitag ist sein erstes Album „Universum regelt“ erschienen. Mit uns spricht Schmyt über sein Debut, das eigentlich gar keines ist, über neue musikalische Wege und warum er dem deutschsprachigen Hip-Hop einen neuen Stempel aufdrücken will.

Pogostimmung und Balladenzeit

„Es ist manchmal Pogostimmung und es ist manchmal Balladenzeit und beides harmoniert super miteinander.“ So beschreibt Schmyt den Flair seiner ersten Platte und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Der Mann, der geschickt mit Worten jonglieren kann, mit einer unverwechselbar krassen Stimme ausgestattet ist, Connections zu gefragten Produzenten hat und trotz seines Newcomer-Status alles andere als ein Frischling in der deutschsprachigen Musikszene ist, hat sein erstes Soloalbum released. Und das schlägt wenig überraschend hohe Wellen.

Schon mit seiner ersten EP „Gift“, die letztes Jahr erschienen ist, hat Julian Schmit Begeisterung ausgelöst. Mit seinem Jazz- und Popmusikstudium und jahrelanger Erfahrung als Frontmann der Rakede im Gepäck hatte Schmyt bereits eine gute Ausgangsposition für eine Solokarriere. Als er sich dann mit RIN einen der erfolgreichsten deutschen Rapkünstler auf den Ohrwurmtrack „Gift“ geholt hat und die Tickets für seine erste Tour noch lange vor Release eines ersten Longplayers weggingen wie Wasserflaschen im Moshpit, war der Grundstein gelegt.

Tracks wie „Taximann“ oder „Niemand“ erinnern stark an englischsprachige Musiker wie Frank Ocean oder James Blake. Mit dem Kunststück R’n’B und souligen HipHop ins Deutsche zu übersetzen, ohne dass es banal oder gewollt klingt, hat Schmyt einen Nerv getroffen.

Auf dem Album hat er seinen Stil verfeinert und mit ein paar neuen Zutaten gewürzt. „Universum regelt“ klingt nach dem Soundtrack eines besonders blutigen, rachsüchtigen und dramatischen Tarantino Films - aber eben auf Deutsch. Schon als Texter und Sänger für Rakede hat Julian Schmit viele seiner Texte übers Verlassenwerden, Sehnsucht und unerwiderte Gefühle geschrieben. Trotzdem klingt die Musik die er jetzt macht doch ganz anders.

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Ein bisschen Tiefe im seichten Rap-Meer

„Es ist ein bisschen rappiger als Rakede und es ist nicht mehr ganz so weit gestreut. Das Stichwort Reggae oder auch, was früher ja ein Stichwort war: Dubstep, das findet jetzt nicht mehr statt. Und bei der Rakede hatte man auch irgendwie immer das Gefühl, es muss noch irgendwie witzig sein. Das ist es jetzt definitiv nicht mehr“, sagt Schmyt. Im Gegenteil. Das Glorifizieren von Herzschmerz und toxischen Beziehungsmustern wird zum Markenzeichen seiner Musik, die zwar irgendwie nach Rap klingt, aber den Anspruch hat, den HipHop-Fans ein bisschen Tiefe im seichten Meer der leeren Phrasen-Hülsen und hedonistischem Dadaismus zu geben.

„Ich finde, dass Vibes, Beats und auch Sätze sehr inflationär durch die Gegend geschmissen werden und auch alles immer in kommerziellem Interesse sehr nah an Rap angelehnt wird, weil es einfach so toll funktioniert. Und dass die Musik wahrscheinlich deswegen auch ein bisschen kaputt geht“. Schmyt will der deutschsprachigen Rapszene wieder Futter zum Nachdenken geben: „Ich kann keine Texte schreiben, die keine Tiefe haben.“

Deshalb kann es auch schon mal passieren, dass Schmyt jahrelang über einer Songskizze, manchmal sogar einer einzelnen Zeile brütet: „Wir zwei gehören zusammen wie Scherben und Schnittwunden, wenn du mich je verlässt, kann ich dann mitkommen?“ ist so eine. Unter seinen poetischen Texten und oft schon fast balladesken Gesängen liegen harte Beats, produziert unter anderem von HipHop Koryphäe Ben Bazzazian. Diese Mischung erschafft einen ganz neuen Reiz, den es auf diese Art in der deutschsprachigen Musik noch nicht wirklich zu geben scheint.

„Ich würde mich niemals als Rapper bezeichnen. Aber ich würde sagen, es ist irgendwie im weitesten Sinne dem HipHop oder dem Rap sehr nah“, meint Schmyt. HipHop in dem mehr gesungen als gerappt wird, das ist zwar keine neue Erfindung, sein Feingefühl für schwerfällige R’n’B Balladen in deutscher Sprache aber wohl ein Alleinstellungsmerkmal.

Kein Hypeopfer mehr

Schmyt hat neben seinem musikalischen Gespür und seiner jahrelangen Erfahrung noch ein weiteres Ass im Ärmel, dass seinem Album den Weg zum Erfolg ebnet: Die richtigen Feature-Gäste. Mit Cro ist einer der ganz Großen der Szene vertreten. OG Keemo und Majan kommen wie Schmyt aus der vielversprechenden Newcomer Ecke. Auch dass sich Künstler zusammentun, die aktuell als neue heiße Ware im Biz gehandelt werden ist kein neues Erfolgsrezept, es scheint Schmyts hungrigen Fans - alten wie neuen - aber immer noch ausgezeichnet zu schmecken.

Auf die Frage, ob seine Fans eher aus dem eingeschworenen Kern der Rakede-Base kommen, oder auf dem Hype mitschwimmen den RIN & Co. mitgebracht haben, sagt Schmyt: „Ich glaube wer jetzt noch dabei ist, ist kein Hypeopfer mehr. Hype hat für mich immer die Konnotation mit etwas Unverbindlichem und so fühlt es sich schon lange nicht mehr an. Ich glaube auch, dass es hauptsächlich neue Fans sind, es kommen aber immer wieder Leute zu mir, die sagen ich bin schon seit Song XY von der Rakede mit dabei. Und diese Loyalität ist sehr schön.“

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