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Der Song zum Sonntag: Zola Jesus - „The Fall“

„Arkhon“ bedeutet „Macht“ und so wird auch das Ende Juni erscheinende neue Album von Zola Jesus heißen. Im neuen Song „The Fall“ gibt es Introspektion und Katharsis.

Von Christoph Sepin

Es gibt Menschen, die verurteilen, wenn was schief geht, die anderen, dann gibt’s wieder Leute, die blamen sich selbst. Hat wohl mit Selbstsicherheit zu tun, mit Sozialisierung und wie man sich in der Welt sieht. Oder vielleicht mit persönlicher Aufopferung: Wenn was passiert, nehm ich schon die Schuld auf mich, „I will take the fall, give it to me all“, singt Zola Jesus in ihrem neuen Song „The Fall“.

Nika Roza Danilova alias Zola Jesus ist in Phoenix, Arizona geboren und macht sehr schön düstere Schwarz-Weiß-Musik zwischen Minimal-Pop und ein bisschen Goth. Partymusik für Menschen, die gern im Herbstnebel tanzen, also. Fünf Jahre ist es her, seitdem die Musikerin ihre letzte Platte veröffentlicht hat: „Okovi“ stand übersetzt für „Ketten“ bzw. „Fesseln“.

Und jetzt also bald Platte Nummer 6: „Arkhon“ ist aus dem altgriechischen übersetzt: „Macht“ oder „Anführer“ heißt das in etwa. „Arkons are a Gnostic idea of power wielded through a flawed god,“ so Zola Jesus. „They taint and tarnish humanity, keeping them corrupted instead of letting them find their harmonious selves.“ Wir leben in arkonischen Zeiten, das sagt die Musikerin weiter. Suche nach Harmonie versus Verdorbenheit und Korruption also.

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Klingt nach gesamtgesellschaftlichen Betrachtungen auf großer Ebene, zumindest in „The Fall“ ist Zola Jesus introspektiv. Sie habe den Song für sich selbst geschrieben, so Nika Danilova, es geht um Katharsis. „It took some time, but now I feel light“, singt sie. Es hat gedauert, aber jetzt ist eine Erleichterung da. Wieso? Weil sich Zola Jesus darauf einlässt und es sich eingesteht, dass Dinge auch mal schiefgehen können: „Can’t deny what’s wrong“.

Es gibt ein Konzept in der Psychologie, das nennt sich „Antifragility“. Darin geht es darum, dass man sich nicht nur von schwierigen oder sogar traumatischen Erfahrungen erholen kann, sondern sogar stärker dadurch wird. Komplett optimistische Konfrontation mit den Tatsachen, dass Dinge auch schlecht sein können: „Crossing the abyss into something new“, singt eine hoffnungsvolle Zola Jesus über traurige Melodien.

Wer das mag, sollte auch die wunderbaren Social-Media-Postings von Nika Danilova lesen: „it’s a feral girl summer for sure“, heißt es da einmal. „just set my hair on my fire, can’t take me anywhere“ ein andermal. Ebendort finden sich auch die Inspirationen für das Musikvideo zu „The Fall“: „lust tarot card, himiko (1974), sufi whirling, 90’s pop videos, seppuku“, das schreibt Zola Jesus. Sollte man sich also nicht nur anhören, sondern auch das arge Video dazu anschauen und die Tanzperformance darin schon einmal für den Herbst auswendig lernen. Wenn es dann wieder kalt und nebelig wird.

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