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Schwarzweiß-Porträt von Don Letts

Raymond Thompson Jr

Die Doku „Rebel Dread“ feiert den Gegenkultur-Rebellen Don Letts

Die Kinodoku „Rebel Dread“ widmet sich Don Letts, dem in Großbritannien geborenen Schwarzen Musikvideo-Regisseur, Filmemacher, DJ und Musiker, der im London der 70er Jahre Punk und Reggae zusammen gebracht hat.

Von Natalie Brunner

In seinem Leben hat er über 300 Musikvideos gedreht, darunter Videos für The Clash, Public Image Ltd. und Bob Marley sowie den Reggae-Hit „Pass The Dutchie“ von Musical Youth. Vor allem aber ist Don Letts ein sehr charismatischer, sympathischer Typ, der seit den frühen 70er Jahren sein Leben und das seiner zu Gegenkultur-Ikonen gewordenen Freund*innen filmisch begleitet. Das heißt, es gibt sehr gutes Filmmaterial, das in Kombination mit Dons Geschichten die Kino-Dokumentation „Rebel Dread“ zu einem echten Highlight für Freund*innen der Popkultur macht.

Don Letts zufolge geht es beim Punkrock darum, „Probleme in Vorteile zu verwandeln“ - eine gute Umschreibung von Subversion.

Don Letts ist Mensch gewordene Widerständigkeit und dabei ein durch und durch freundlicher, lustiger und offener Charakter. Er ist die Person, die in den 70er Jahren fast im Alleingang diasporische jamaikanische Soundsystem-Kultur und britische Jugendkultur zusammen gebracht hat. Aufgewachsen mit den Dub- und Reggae-Soundsystemen in Brixton und als Jugendlicher unterwegs in der aufkeimenden Punkszene in der Kings Road, war Don Letts die Person, in deren Wohnung sowohl die Sex Pistols als auch The Clash abgehängt sind. Er hat den nach dem Attentat in London im Exil weilenden Bob Marley mit Trost und Weed versorgt. Don Letts war der Tourmanager von The Clash und der Regisseur ihrer Videos. Er war auch derjenige, der Johnny Rotten nach dem Ende der Sex Pistols aufgefangen hat und mit ihm und Virgin-Records-Gründer Richard Branson nach Jamaica gefahren ist.

Don Letts Leben ist eine einzige große Anekdote, eine Aneinanderreihung von Sternstunden der Popkultur - und Letts kann diese Geschichten auch perfekt erzählen. Dieses Talent in Kombination mit den sensationellen Filmaufnahmen aus Don Letts’ Archiv macht „Rebel Dread“ zu einer geradlinigen, informativen und unterhaltsamen Popkultur-Doku.

Letts’ Freund*innen und Weggefährt*innen, darunter Mick Jones, John Lydon, Jazzie B von Soul II Soul oder Daddy G. komplettieren mit ihren Erinnerungen diese Dekaden überspannende Reise, die im London der Sechziger Jahre beginnt und über das New York der Achtziger in die Gegenwart führt.

Don Letts 1981 in der New Yorker U-Bahn

Lisa Jones

Don Letts 1981 in der New Yorker U-Bahn.

Letts gibt einen nachdenklichen Einblick in die Art und Weise, wie es ihm gelang, die anfänglich durch Hautfarben getrennten Welten von Dub/Reggae und des Punkrock zu überbrücken, und er zieht Parallelen zwischen der Verschmelzung der Subkulturen im London der 1970er Jahre und der Überschneidung von HipHop und Rock’n’Roll im New York der 1980er Jahre, bei der er ebenfalls live dabei war.

Don Letts’ Feuer springt auf die Zuseher*innen von „Rebel Dread“ über, und wenn man aufgekratzt aus dem Kino kommt, weiß man wieder: Musik ist keine Unterhaltung, sondern Lebensinhalt und Ausdruck einer kulturellen politischen Haltung.

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