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FM4 Extraleben: Krieg und Spiele

Krieg ist in diesen Tagen in allen Medien allgegenwärtig, in Videospielen ist er immer präsent. Warum eigentlich? Das FM4 Games-Talk-Trio redet drüber im FM4 Extraleben.

Von Rainer Sigl

Ganz weg ist der Krieg real kaum jemals, so nah wie in den letzten Wochen war er uns aber schon lange nicht mehr. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine bestimmen Bilder von Panzern, Schlachtplänen, zerbombten Häusern und flüchtenden Menschen das mediale Geschehen. Krieg ist furchtbar, zerstörerisch und barbarisch, darin sind sich die allermeisten Menschen einig. Und trotzdem geht eine düstere Faszination von ihm aus, die sich seit jeher in allen Medien der menschlichen Kultur niederschlägt.

In Videospielen, der jüngsten massenmedialen Populärkultur, fällt diese Faszination allerdings speziell aus. Krieg ist der populärsten Jugendkultur auf eine intensive und allgegenwärtige Art und Weise eingeschrieben, die Unbehagen verursacht. Krieg spielen, das war und ist eng mit dem Spielplatz Computer und Konsole verbunden. Wieso eigentlich?

Call of Duty

Activision

Daumen hoch fürs Kriegspielen: Die „Call of Duty“-Reihe ist eine der umsatzstärksten Games-Serien der Welt - und reines Militainment.

Alte Vorurteile, alte Probleme

Man muss es immer noch dazusagen: Vom Spielen am Computer wird kein Kind gewalttätig, der Tod eines Pixelsoldaten ist ethisch weniger problematisch als der Verzehr eines Hühnereis aus Bodenhaltung. Trotzdem sind unkritischer Hurra-Patriotismus und unreflektierte Verwendung kriegerischer Themen und Ikonografien nicht erfreulich, besonders, weil das Publikum meist eben doch noch jung ist. Krieg als Spiel, das eben dann doch Spaß machen oder zumindest unterhalten muss, geht mit der realen traumatisierenden Kriegserfahrung nicht zusammen.

Überdies ist das Videospiel - wie auch der Rest der Unterhaltungsindustrie - immer noch „Missbrauch von Heeresgerät“, wie der deutsche Philosoph Friedrich Kittler gesagt hat, denn Militärtechnologie hat das meiste des technischen Fortschritts, der Spielen zugrundeliegt, erst ermöglicht.

Und auch inhaltlich ist so manche, noch dazu höchst lukrative Ecke der Gaming-Welt auch heute noch dem Militär verbunden. Im Militainment feiert der militärisch-popindustrielle Komplex seine Propaganda, mit sauberem Krieg ganz ohne Zivilisten und Respawn nach 30 Sekunden. Manche ganz reale Waffenhersteller lassen sich außerdem dafür zahlen, dass ihre Mordgeräte 1:1 digital in Spielen gezeigt werden dürfen. Der absurde Waffenfetischismus wird auch durch Videospiele und ihre zugehörigen Jungskulturen in Foren und Imageboards befeuert - und das nicht nur in den USA.

This War of Mine

11Bit Studios

„This War of Mine“: In den meisten Kriegsspielen gibt es gar keine Zivilisten - in diesem Spiel sind wir welche und kämpfen ums Überleben.

Sprechen wir über Computerspiele!

FM4 Extraleben

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

„Krieg und Spiele“: Das FM4 Extraleben spricht über Kriegsspiele, Antikriegsspiele, militärische Simulatoren, Dekonstruktion und Subversion sowie die Frage, was das Medium Videospiele bei der Darstellung von Krieg thematisch und inhaltlich von anderen Medien unterscheidet.

Die Erstausstrahlung findet am Donnerstag, 2. Juni 2022, von 0 bis 1 Uhr statt. Anschließend ist die Sendung dann im FM4 Player sowie im FM4 Game Podcast abrufbar - auch auf Spotify und iTunes.

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