Wieviel seid ihr bereit, für ein Konzertticket zu zahlen?
Von Aischa Sane
Schauplatz ist das Mitski Konzert im WUK Wien. Fans stehen hier Schlange, um die japanisch-amerikanische Indie-Rock-Künstlerin live zu sehen. Ausverkauft war das Konzert innerhalb kürzester Zeit. Wer da nicht schnell genug war, hatte absolut keine Chance, noch an Tickets zu kommen. Ähnlich dürfte es sich aber nicht nur bei Mitski Konzerten abspielen. Wenn auch die Pandemie natürlich nicht endgültig vorüber ist, so wird diesen Sommer konzerttechnisch eben das abgearbeitet, was die letzten zwei Jahre nicht sein konnte.

Wolfgang Thaler
Das geht ins Geld, oder so fühlt es sich jedenfalls an. Liegt es daran, dass jetzt so viel auf einmal nachgeholt wird? Oder ist in der Pandemie das Gefühl dafür, wieviel Livemusik tatsächlich kostet, komplett flöten gegangen? Ich habe die Antworten nicht. Es lässt sich dafür aber ermitteln, wie egal Genießer*innen der Preis für die Experience werden kann. Die liebsten Acts live performen sehen zu können, ist unbezahlbar. Oder auch nicht? An der Stelle wird’s schwierig.
Was kostet Wertschätzung?
„Ich geb‘ für viele andere Dinge nicht so gern Geld aus, aber ich geh‘ einfach sehr gern auf Konzerte. Und dann spar ich quasi auch mein Geld und freu‘ mich dann, wenn ich das für ein Konzert ausgeben kann.“ - Mitski Konzertbesucherin
Worüber sich alle einig sind: die Arbeit und das Werk der Künstler*innen müssen wertgeschätzt werden. Auch monetär. Aber selbst bei so einem noblen Gedanken geht der Geldbeutel nicht immer mit. Und das zeichnet sich in den sehr ambivalenten Schmerzgrenzen ab. In Zahlen bedeutet das: die oberste Grenze für verkraftbare Konzertticket-Ausgaben bewegt sich zwischen 40€ und Infinity.
Einige führen an, dass diese Schmerzgrenze sich mit den verfügbaren Geldmitteln verändert. Für andere geht’s um das Hier und Jetzt. Und das ist romantisch, bedeutet aber auch, dass sich manches Mal zwischen Konzertgang und Essen im Kühlschrank entschieden werden muss. 40€, das sind zwei bis drei Trips zum Lebensmittel-Diskounter (bei euch auch?). Und Infinity, da könnte sich ein „normaler“ Einkauf fast schon ausgehen. Schätzungsweise dürften sich aber alle mit 10€ Konzerttickets anfreunden können. Was blöd ist, denn das geht sich bei allen Kosten für die Veranstaltenden nicht mehr aus, sagt Philipp Gottschall von der Arena Wien.
Was kostet die Welt – oder ein Konzert?
2019, also vor der Corona Pandemie, zählte die Arena Wien 268 Veranstaltungen und 180.000 bis 200.000 Besucher*innen.
Philipp ist in der Arena Wien für das Programm verantwortlich, er weiß also, was es braucht, damit ein Konzert gut über die Bühne geht. Das Leben eines Konzertveranstalters dürfte kein leichtes sein. Wahrscheinlich bekommt niemand anderes derart viel Unmut ab, wenn Ticketpreise für unangemessen befunden werden. Und das geschieht ziemlich regelmäßig.

Franz Reiterer
Dabei ist es eben nicht so günstig, ein Konzert auf die Beine zu stellen. Der Personalaufwand ist zwischen Security, Tontechniker*innen, Lichttechniker*innen, Aufbauhelfer*innen, Produktionsleiter*innen und Putzdienst riesengroß. Dazu kommen noch Marketing, Werbung und das in diesem Jahr wohl schwierigste Thema: Energiekosten. Eventuell müssen dann auch Polizeibeamt*innen und medizinisches Personal vor Ort sein.
Und: „Teilweise sind das ja Konzerte mit vielleicht zwei, aber manchmal auch fünf Bands. Also das sind gewaltige Summen, die da entstehen, wenn man die den ganzen Tag verköstigt“, sagt Philipp Gottschall. Das lässt sich auch nicht allein mit der Bar, Verkaufsgebühren und Anteilen am Merch wieder reinholen. Also müssen die Tickets herhalten.
Besser wird’s nicht
Leider kann Philipp nicht beschwichtigen. Allein die steigenden Ausgaben für Gas und Strom dürften sich deutlich bei den Konzertticketpreisen abzeichnen. Trotz allem findet er, dass Menschen für Top Acts, die in entsprechend großen Konzerthallen auftreten, wirklich viel blechen müssen. Wer da nicht mitmachen kann oder möchte, sollte sich möglicherweise die Strategie einer Mitski-Hörerin aneignen: Online-Marktplätze sind für alles gut, wohl auch für Last Minute Tickets.
Publiziert am 01.06.2022