Eine Zeitreise durch die queere Geschichte Österreichs

Mimi Gstaltner und Alica Ouschan nehmen Nachhilfe in Queer History. Gemeinsam mit Andreas Brunner von QWIEN, dem Forschungszentrum für Queere Geschichte und Marty Huber, Gründungsmitglied der Queer Base Wien machen die beiden eine Zeitreise von den Stonewall Riots bis zur ersten Regenbogenparade in Wien.

Von Alica Ouschan und Mimi Gstaltner

Warum haben wir in der Schule eigentlich nichts zur queeren Geschichte Österreichs gelernt? Weshalb sind wir jungen Queers so schlecht mit unseren Elders vernetzt? Alica Ouschan und Mimi Gstaltner, zwei queere Personen aus der FM4 Redaktion haben beschlossen, dass es an der Zeit für ein bisschen Nachhilfe in Queer History ist.

Dafür haben sie sich zwei Gästys eingeladen, die Expertys und Zeitzeugys zugleich sind. Gemeinsam mit Andreas Brunner von QWIEN dem Forschungszentrum für Queere Geschichte und Marty Huber, seit 1996 Teil des Inventars der türkisrosalila Villa und Gründungsmitglied der Queer Base Wien blicken die beiden zurück auf wichtige historische Errungenschaften, die Kämpfe und Meilensteine der queeren Community in Österreich. Wir füllen unsere Lücken mit Wissen über die Geschichte der Community, die dafür gekämpft hat, dass wir heute die Pride in der Weise feiern können, wie wir es tun!

Von Stonewall 1969 bis zur ersten Regenbogenparade in Wien 1996

Genau wie die beiden Hosts dieser Homebase Spezialsendung sind auch die Gästys am Land aufgewachsen. Erfahrungen über queere Wissensvermittlung - oder die Abwesenheit davon - werden ausgetauscht. Queere Geschichte ist heute quasi der Beruf von Andreas Brunner und Marty Huber. Woher kam dieses Wissen aber, als es diese Organisationen und ihre Arbeit noch gar nicht gab und die einzige Erwähnung von Queerness in schulischem Kontext name-dropping von Keith Haring oder Freddy Mercury im Zusammenhang mit der AIDS-Krise war?

Angefangen von der Besetzung der türkisrosalila Villa in den 80er Jahren, der gemeinsamen Bewältigung der AIDS-Krise und der Selbstorganisation einer Community, die zu dieser Zeit noch mit diversen Verbotsgesetzen zu kämpfen hatte, erzählen Marty und Andreas von den politischen und rechtlichen Kämpfen, dem Aktivismus der queeren Community und dem unfassbaren Zusammenhalt, der schon damals treibende Kraft war.

Wir fragen, was in Österreich eigentlich zwischen den Stonewall Riots in New York 1969 und der ersten Regenbogenparade in Wien 1996 passiert ist und warum diese erst knapp 30 Jahre später stattfinden konnte. Wir sprechen über die Etablierung von Rainbow Capitalism und warum queerer Aktivismus immer schon mit Konsum in Verbindung stand. Wir erfahren, wie hart die AIDS-Krise die heimische Community getroffen hat und warum sie trotzdem gestärkt aus der Krise hervorgehen konnte.

Queer History ist ein elementarer Bestandteil der österreichischen Geschichte

Gemeinsam philosophieren wir über die Verlagerung von queerem Aktivismus, weg von der Straße hinein in Repräsentationsräume wie der Politik und vor allem in Richtung Social Media. Wir erfahren mehr über die größten historischen Errungenschaften der queeren Community und besprechen, warum heute und jeden Tag trotzdem noch so viel zu tun ist.

Außerdem schauen wir uns an, was wir aus dem Umgang der Gesellschaft mit Corona lernen können, und stellen uns die Frage, weshalb trotz der vielen Fortschritte in vielen Teilen der Welt, was die Rechte der queeren Commmunity angeht, aktuell wieder zurückgerudert wird.

Wir sprechen über die historischen Verknüpfungen zwischen der queeren Bewegung und anderen organisierten, marginalisierten Gruppen, die bis heute bestehen bleiben, und erfahren, warum die Vermittlung von queerem Wissen über österreichische Geschichte nicht nur für die Community selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft Vorteile bringt.