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Filmstills aus der Serie "Outer Range" zeigen Cowboys

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SERIE

Cowboys und unerklärliche Geheimisse: Die Serie „Outer Range“

Western meets Mystery: Ein Mix, der acht Folgen lang spannend funktioniert. Was sich auch der grandiosen Besetzung verdankt, aus der Josh Brolin und Lily Taylor hervorstechen.

Von Christian Fuchs

Als mir FM4 Kollege David Pfister unlängst von dieser Serie vorschwärmte, wusste er, wie er mich kriegen kann. „Stell dir ein modernes Westerndrama mit rätselhaften Ereignissen wie in ‚Lost‘ und ‚The Leftovers‘ vor“, schwärmte er, „mit Songs, die auch zu ’True Detective" passen würden, voller geiler Bilder und einer existentiellen Schwere, die direkt in den Abgrund führt.“ Und David hat recht, der Genremix, auf den die Macher*innen von „Outer Range“ setzen, ist wirklich speziell.

Die Männer tragen Hüte in der Amazon-Serie und sehen auch sonst aus wie waschechte Cowboys. „Outer Range“ spielt aber in der Gegenwart von Wyoming - und deswegen fahren die Figuren auch großteils fette Geländewagen. Der grimmige Großgrundbesitzer Royal Abbott reitet aber regelmäßig mit seinem Pferd die eigene Gegend ab. Eines Tages entdeckt er auf einer seiner Geländewiesen ein riesiges schwarzes Loch, in dem es seltsam brodelt.

Filmstills aus der Serie "Outer Range" zeigen Cowboys

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Große Rätsel und offene Fragen

Royal erzählt niemanden von dem bizarren Fund. Das Geheimnis, dass der Rancher mit sich herumträgt, sorgt für das Mystery-Element in dieser Serie. Denn Gegenstände und sogar Menschen verschwinden immer wieder in der klaffenden Finsternis - und tauchen manchmal wieder auf. „Outer Range“ hat aber mehr zu bieten als ein großes Rätsel und viele offene Fragen.

Ganz dicht geht die virtuose Kamera an das intensive Ensemble ran. Die tolle Imogen Poots überzeugt als Rucksack-Touristin mit Abgründen. Indie-Veteranin Lily Taylor spielt feinfühlig Gattin Cecilia Abbott, die um ihre fragile Familie fürchtet. Die Söhne (Tom Pelphrey und Lewis Pullman) haben manchmal Gewaltausbrüche, ein furchtbares Trauma zehrt an allen Beteiligten. Vor geraumer Zeit ist Schwiegertochter Natalie spurlos verschwunden.

Im Zentrum steht aber der große Josh Brolin, dem wir nicht nur legendäre Auftritte im Indiekino („No Country For Old Men“), sondern auch den besten Marvel-Bösewicht aller Zeiten verdanken. Wie er den verbitterten Royal im wortwörtlichen Sinn verkörpert, das hat etwas von einem klassischen Schmerzensmann im Cowboy-Look.

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Im Kampf mit dem Universum und Gott

„Outer Range“ handelt im Grunde von zwei verschiedenen Arten der Leere. Zum einen ist da das Loch in der Einöde, das mit den Schicksalen einiger Menschen verknüpft scheint. Zum anderen herrscht in den Figuren ein inneres Vakuum, das keine Liebe oder Religion zu füllen scheint. In einer besonders eindrucksvollen Szene, abseits aller Special-Effects, verflucht Royal das Universum und Gott beim Abendgebet.

Diese Düsternis entwickelt über 8 Episoden einen starken Sog. Ohne direkt zu spoilern lässt sich sagen: „Outer Range“ ist ein spannender Mix aus den Serien „Dark“ und „Yellowstone“, falls jemand diese Verweise etwas sagen. Wer sich jetzt noch die eingangs erwähnte emotionale Kraft von „The Leftovers“ dazudenkt, der besten Mysterysaga der Zehnerjahre, dürfte angefixt sein.

Ein bisschen countryesker Surrealismus á la David Lynch geht auch immer. Und wenn dann ein reicher, singender Farmerssohn, der jede Talentshow gewinnen würde, in unerwarteten Momenten wie ein Engel tönt, gibt das „Outer Range“ vollends eine eigene, strange Note. Nur der krasse Cliffhanger am Ende der ersten Staffel hätte wirklich nicht sein müssen.

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