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The Quarry

Supermassive Games

„The Quarry“: Teenie-Horror zum Selbersterben

„The Quarry“ ist ein B-Movie zum Spielen - hübsch, gruselig und sexy, aber spielerisch auch ein wenig altbacken.

Von Rainer Sigl

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, das Ferienlager mitten im idyllischen Wald igendwo in der US-amerikanischen Wildnis wird dichtgemacht. Nur die Betreuer*innen sind noch vor Ort, neun junge Männer und Frauen, die vor dem Start des nächsten Schul- oder Unijahres hier noch eine letzte Partynacht verbringen wollen.

Die Zeichen stehen auf Drama: Der großspurige Jock Jacob hat sich in die oberflächliche Emma verknallt, zwischen dem schüchternen Nick und dem Mauerblümchen Abigail knistert es und Ryan muss sich erst darüber klar werden, ob er wirklich auf den sarkastischen Dylan steht. Das Teenagerleben ist ziemlich kompliziert; umso mehr, wenn plötzlich dunkle Geheimnisse, gewalttätige Rednecks und unheimliche Monster für Angst und Schrecken sorgen. Im Teenie-Horror-Game „The Quarry“ lotse ich abwechselnd die jungen Protagonist*innen durch eine wahre Albtraumnacht; wer von den neun überlebt, liegt in meiner Hand.

B-Movie-Drama im Uncanny Valley

„The Quarry“ orientiert sich wie der Vorgänger „Until Dawn“ in Sachen Figuren und Story an den Filmklassikern des Teenie-Horror-Genres, mixt aber dabei Monster, Szenen und Schockeffekte gekonnt zu einem unterhaltsamen Potpourri an mal mehr, mal weniger gruseligen Szenen, die auf jeden Fall technisch großteils gelungen inszeniert sind.

Dank Motion-Capturing und echten Schauspielern, darunter namhafte Hollywood-Größen wie Ted Raimi, Grace Zabriskie, David Arquette und Lance Henriksen (in einer leider nur kleinen Rolle), hat man hier tatsächlich oft das Gefühl, kein Spiel, sondern einen Film anzusehen - bis dann, vor allem bei den interaktiven Szenen, in gelegentlich hölzernen Animationen doch das Uncanny Valley durchschlägt.

Mein Einfluss auf die Handlung ist nüchtern betrachtet dabei meist gering: Ich darf die verschiedenen Figuren immer wieder mal durch eher lineare Areale steuern, ein rechtzeitiger Tastendruck im QTE entscheidet über gelungene oder verpatzte Sprünge oder Ausweichmanöver. In manchen Szenen darf ich aber auch weitreichende Entscheidungen treffen, die die gesamte Handlung in eine bestimmte Richtung wenden oder im schlimmsten Fall sogar zum Tod der Spielfiguren führen können.

„The Quarry“, entwickelt von Supermassive Games und vertrieben von 2K, ist für Windows, Xbox One/Series XS sowie PS4/5 erschienen.

186 verschiedene Enden habe das Spiel, behaupten die Macher; im schlimmsten Fall überlebt nur ein einziger oder gar überhaupt kein Charakter diese Horrornacht. Wer nach zehn Spielstunden an eines der Enden kommt, kann von vorn beginnen und sich ansehen, welche Auswirkungen andere Entscheidungen gehabt hätten.

The Quarry

Supermassive Games

Spiel-Film nach altbekanntem Muster

„The Quarry“ ist ein Film zum Spielen, und das hat Vor- und Nachteile. Es ist durchaus beeindruckend, wie sich das Spiel in seinen Story-Verzweigungen verästelt und sich - in Maßen - in verschiedene Richtungen entwickelt. Besonders im Koop-Modus hat man Spaß daran, die Handlung gemeinsam zu beeinflussen - und vielleicht besonders nervige Spielfiguren absichtlich in gefährliche Situationen zu manövrieren.

Andererseits gibt es aber oft auch längere Zeit nicht mehr zu tun, als passiv zuzusehen und nur hin und wieder auf einen Knopf zu drücken; besonders bei wiederholten Spieldurchgängen fällt das unangenehm auf.

Inhaltlich bleibt „The Quarry“ auf solidem B-Movie-Niveau, auch wenn einige der Figuren - na gut, auch das ist genregerecht - eher klischeehafte Stereotypen bleiben. Im Großen und Ganzen sieht man den jungen SchauspielerInnen gern dabei zu, wie sie sich durch diese recht wendungsreiche, aber auch ein wenig zu lang geratene Geschichte kämpfen und dabei auch oft unpassend flapsige Sprüche klopfen. Die leider ziemlich missratene deutsche Synchronisation lässt das Ganze allerdings noch ein Stück weit trashiger wirken als das englische Original.

Wer Horrorfilme mag und sich auch einmal mit nur ein bisschen Gameplay zufrieden gibt, erlebt mit „The Quarry“ eine Zeitlang seinen gruselig-trashigen Horrorspaß. Wer kann, spielt „The Quarry“ aber lieber im englischen Original.

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