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Menschenmenge

CC0

mit akzent

Wo haben diese Menschen vor fünf Monaten gesteckt?

Ich gehe die Mariahilferstraße entlang. In der Menschenmenge fühle ich mich wie ein Schiff in einem Meer voller Eisberge. Ich muss ständig jemandem ausweichen, stoppen oder einen Schritt zurücktreten. Als wäre ich in Delhi statt in Wien.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Nach den ganzen Lockdowns haben die Menschen ein Bedürfnis draußen zu sein, zu reisen und sich aneinander zu reiben. Und man kann nicht einmal irgendwelchen Touristen die Schuld daran geben, die sonst gerne die Einkaufsstraßen füllen. Hier hört man jetzt nur diverse österreichische Dialekte.

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Ich habe eine wichtige Mission auf der Shoppingmeile. Ich brauche eine kurze Hose. Alle anderen brauchen bestimmt auch eine. Dieser Gedanke bringt mich zum Schmunzeln. Ich stelle mir alle Menschen auf der Mariahilferstraße in kurzen Hosen mit einem Surfbrett auf der Schulter vor. So wie in Baywatch. Und dann werden alle auf der Alten Donau surfen. Dann bleibt wenigstens die Straße wieder so leer wie im Lockdown. Das bleibt aber nur ein Traum.

Die Lockdowns hatten bekanntlich auch ihre positiven Seiten – die Bucht von Venedig war sauber und der Smog über Delhi hat sich verzogen. Jetzt wollen alle nachschauen, wie sauber die Bucht von Venedig geworden ist, und haben sie wieder verstopft. Über Delhi will ich gar nicht sprechen.

Ich bekomme einen Ellbogen von einer tüchtigen Dame in die Rippen, die versucht, die Kurve ins Geschäft links von mir zu nehmen. Um mich vor weiteren Schlägen zu retten, gehe ich auch rein. Drinnen herrschen ähnliche Zustände wie auf der Straße. Was passiert, wenn alle, die drinnen sind, rauskommen?

Um dem Albtraum zu entkommen, kaufe ich mir schnell Shorts. Rosa Shorts. Meine Tochter zu Hause lacht mich aus. Sie fragt mich, wo ich sie gekauft habe. In Delhi, antworte ich.

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