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Szene aus King of Stonks

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King Of Stonks: Vom Strahlen und Blenden

Die neue Netflix-Serie King Of Stonks ist eine rasante Satire über die FinTech-Welt, Größenwahn und endlose Gier. Inspiriert ist die Story vom größten Betrugsfall der jüngeren deutschen Geschichte, dem Wirecard-Skandal.

von Xaver Stockinger

„Ähnlichkeiten mit anderen Finanzskandalen sind rein zufällig“, lautet die augenzwinkernde Info im Vorspann von King Of Stonks. Wer jedoch vor rund zwei Jahren nicht völlig abgeschieden, von Welt und Medien isoliert in einer Höhle gelebt hat, der erkennt in „King of Stonks“ die klaren Parallelen zu den deutschen Digitalbezahl-Blendern von „Wirecard“, deren Gaunereien 2020 alle Schlagzeilen füllten. Mit cloudbasiertem Online-Payment wollte man nichts weniger, als das Bargeld ein für alle Mal ablösen. Der deutsche Staat sowie tausende Anleger*innen glaubten dem großen Versprechen und wurden von Wirecard letztendlich um rund 2 Milliarden € betrogen. Einer der beiden Hauptverantwortlichen ist festgenommen worden, der andere hält sich bis heute versteckt.

Aus dem Vorbild „Wirecard“ wird in King Of Stonks das StartUp “CableCash”, mit seinem Führungsduo Magnus A. Kramer und Felix Armand. Ersterer ist CEO und das Gesicht der Firma - ein größenwahnsinniger Narzisst mit überdimensionaler, weiß leuchtender Kauleiste. Als Haustier hat er einen Falken, zum Dampf Ablassen zwischen Terminen masturbiert er gerne bei voller Fahrt am Steuer seines Teslas. Magnus A. Kramer liebt das Rampenlicht und spielt in der Öffentlichkeit den gottgleichen Rockstar der StartUp-Welt. „Weil ich strahle, sind die alle geblendet!“, erklärt er an einer Stelle der Serie. Mit meisterhaftem Schauspiel verleiht Matthias Brandt (Sohn des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt) der Figur des völlig irren CEOs ein selten gesehenes Level an Widerlichkeit.

Szene aus King of Stonks

Netflix

Während Magnus A. Kramer für die Show bei CableCash zuständig ist, kümmert sich seine rechte Hand Felix Armand – angelehnt an den heute gesuchten Ex-Wireless-Manager Jan Marsalek und gespielt vom Wiener Thomas Schubert - um die Betrügereien im Hintergrund. Dieser weiß, dass die riesigen Erwartungen und Ansprüche, die an das Unternehmen gestellt werden, nie erfüllt werden können. Um den Schein zu wahren und die immense Blase nicht platzen zu lassen, werden Investoren erfunden, Bilanzen gefälscht und dubiose Kontakte zur Pornoindustrie und der italienischen Mafia gepflegt. „Wenn man ein Problem lösen kann, ohne jemanden umzubringen, dann ist es kein Problem!“, so das oberste Credo.

Plakat zur Serie

Netflix

King Of Stonks ist ab sofort auf Netflix zu sehen.

Das Erzähltempo von King Of Stonks ist ziemlich hoch: Schnelle Schnitte, Knallige Bilder, dazu Chatveräufe, Memes und Tweets, die immer wieder über den Bildschirm zucken. Visuell erinnert das alles an die deutsche Erfolgs-Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“ – kein Wunder, steckt doch hinter beiden Serien das Produktionsstudio „Bildundtonfabrik“, das auch schon die Late Night Shows von Jan Böhmermann produziert hat. Den Größenwahn und die Exzentrik in „King of Stonks“ verbindet man hingegen mit dem Börsen-Blockbuster „The Wolf Of Wallstreet“.

King Of Stonks ist mehr als der verfilmte Wirecard-Skandal. Es ist eine irrwitzige Satire über die gesamte FinTech-Welt und den schier endlosen Machtrausch ihrer Akteur*innen. Wer weiß, vielleicht schaut auch Jan Marsalek, der ehemalige Wirecard-CEO, in seinem mutmaßlichen Moskauer Versteck gerade King Of Stonks. Bleibt nur die Frage, ob er dabei auch so gut unterhalten ist.

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