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Buch

„Hard, Heavy & Happy“: So ticken Metalheads

Hart, härter, Heavy Metal! Für sein Buch über „Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens“ hat Nico Rose den Versuch gewagt, eine Studie über Metalfans zu verfassen.

Von René Froschmayer

„Es gibt Bücher über Metal im Nahen Osten, über die Typographie von Bandlogos und die Rolle von Gott und Teufel in den Lyrics. Was es noch nicht gibt, ist ein Buch über dich!“ heißt es im Klappentext von „Hard, Heavy & Happy“.

Nein, dabei handelt es sich nicht um einen Lebensratgeber für in die Jahre gekommene Metal-Fans, sondern um die „Vermessung des Metalheads“. Wie ticken Metaler? Inwiefern unterscheiden sich Fans des „düsteren Genres“ von „Normalos“? Suchen wir uns die Musik oder sucht die Musik vielmehr uns aus? Diese Fragen versucht Autor, Psychologe und langjähriger die-hard Metalhead Nico Rose in seinem Buch zu beantworten. Die Daten dafür stammen aus seiner Erhebung über die Metal-Community. Über 6.000 Metalheads wurden dafür„vermessen“.

Metal Health

Okkulte Symboliken, gewalttätige Inhalte und für viele Menschen verstörende Klänge führten in den vergangenen Jahrzehnten zu unzähligen Verbannungsversuchen des Genres. Satanische und unterschwellige Botschaften sollen laut Kritiker*innen Jugendliche vorsätzlich in den Wahnsinn treiben. Wie zum Beispiel in Ozzy Osbournes Song „Suicide Solution“.

Der gute alte Ozzy kann jedoch aufatmen, denn auch wenn er sich selbst mit allerlei Exzessen im Wahnsinn gesuhlt hat, bewirkt sein musikalisches Schaffen das bei seinen Fans definitiv nicht.

Das stellt Nico Rose in seinem Buch ein für alle Mal klipp und klar. Dennoch soll es einen gemeinsamen Nenner zwischen der Vorliebe für Metal und der Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung geben. Das legen auch die Ergebnisse seiner Erhebung dar, so Rose. Menschen mit einer bestimmten Persönlichkeitskonstitution fühlen sich eher als andere Menschen zu Heavy Metal hingezogen. Diese Konstellation soll eine hohe Wahrscheinlichkeit mit sich bringen, im Lauf des Lebens eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Frühe Erfahrungen des Ausgestoßenseins und die Hinwendung zu Gegenkulturen, wie eben die Metal-Szene, können diese Umstände verstärken.
Aber Achtung: Kausalität ist nicht gleich Korrelation.

Extrem und offen

Im psychologischen Big-Five-Modell zur Beschreibung von Persönlichkeiten stechen Metalheads gegenüber „Normalos“ hervor. Vor allem die Offenheit für neue Erfahrungen zeichnet sich in Schwermetall-Fans ab.
„Je extremer die Musik, umso verstörender ist sie für die meisten Menschen“, hält Nico Rose im FM4-Interview fest.

„Wir sehen anhand der Daten, dass Leute mit einer sehr offenen Sichtweise extreme Musik konsumieren.“ (Nico Rose)

Nico Roses Buch "Hard, Heavy, Happy"

Heyne

Hard, Heavy & Happy - Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens von Nico Rose ist im Wilhelm Heyne Verlag München erschienen.

Demnach sollten Death- und Black-Metal-Fans die offensten Menschen in der Community sein.

Auf rund 350 Seiten hält der Autor in „Hard, Heavy & Happy“ Erkenntnisse aus seiner selbst durchgeführten Erhebung fest. Zwischen den thematisch ausgerichteten Kapiteln finden sich Gespräche mit Personen aus der deutschen Metal-Landschaft. Neben einigen interessanten Aussagen über die Metal-Szene liefert „Hard, Heavy & Happy“ aber vor allem viele „Ja eh“-Erkenntnisse. Der Fokus des Buchs schwankt stetig zwischen der Metal-Community und den Erfahrungen des Autors selbst. Ein Deep-dive in das Genre und die Verfasstheit von dessen Fans kommt dadurch nicht wirklich zustande. Viel mehr reißt die Vita des Autors den Erzählstrang des teils zu flapsig formulierten Buches regelrecht auseinander.

Generalisierbare Aussagen über ein derart vielfältiges Musikgenre zu treffen ist schwierig. In der Erhebung „Die Vermessung des Metalheads“ wurden leider vor allem junge Metalfans, die in Zukunft die Szene schupfen werden, nur schwach repräsentiert. Und die problematischen Seiten der Szene werden nur kurz in einer Endnote angerissen. Diese reichen u.a. von der nationalsozialistischen Black-Metal-Bewegung über deutsche Rechtsrock-Bands bis hin zu Missbrauchstätern, die nach wie vor auf der Bühne stehen und von einem Teil der Szene gefeiert werden.

„Hard, Heavy & Happy“ versucht das Innerste der Metal-Szene abzubilden - der schwache Wortwitz und die teils Boomer-esken Formulierungen schwächen aber leider die Aufarbeitung der gesammelten Erkenntnisse.

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