Mit KI gegen die Tech-Verschwörung: „Acolyte“

Das Lied der KI, die Bewusstsein erlangt und sich gegen ihre Schöpfer stellt, ist inzwischen ein Altes. Bevor uns die Maschinen endgültig einholen, steht noch die nächste Tech-Revolution aus. Im ARG-Game „Acolyte“ steht sie schon vor der Türe.

Von René Froschmayer

Acolytes sind einer menschlichen Frau optische nachempfundene KI-Assistent*innen. Maßgeschneidert auf die Wünsche und Bedürfnisse der User*innen, planen sie Termine, durchkämmen das Internet nach Suchanfragen oder führen Gespräche. Ohne festgeschriebenen Dialogoptionen, so menschlich wie nur möglich. Chatbot Deluxe also.

Doch bevor der Acolyte-Launch die Welt erschüttern soll, müssen letzte Feinschliffe an der Software vorgenommen werden. Hier kommen wie als Software-Tester*innen auf der Suche nach Bugs und Fehlern ins Spiel. Unsere Devise: Testen was das KI-Zeug hält!

Einer Tech-Verschwörung auf der Spur?

So prüfen wir die Acolyte-Assistent*in Ana – sie „lebt“ in unserem Smartphone. Rein textbasiert ist unsere Kommunikation mit Ana. Die Software scheint makellos, bis eine Fehlermeldung auftritt und uns das verzerrte Antlitz unseres KI-Gegenübers uns um Hilfe anfleht. Als anschließend ein vermeintlicher Whistleblower Kontakt aufnimmt wird klar: Irgendetwas stinkt hier gewaltig. So soll das aufstrebende Tech-Unternehmen Nanomax, das hinter den Acolytes steht, mit Menschenversuchen in Verbindung stehen. Eine krude Theorie oder doch eine Tech-Verschwörung?

Wenn das Game im Browser passiert

Als ARG (alternate reality game) beschränkt sich die Spielmechanik in „Acolyte“ nicht auf die eigene Spieloberfläche. Mit unserer KI-Komplizin Ana versuchen wir den Machenschaften des Mutterunternehmens auf die Schliche zu kommen – und landen schnell im world wide web. Blogbeiträge, Homepages und Social Media Profile werden in unserer Recherche durchkämmt. Einfach gestaltet sich diese aber nicht.

Think outside the box! So durchforsten wir Quellcodes, analysieren Fotodateien mit Webtools nach Hinweisen oder führen Spektralanalysen von kryptischen Audiodateien durch. Was man halt als schlechtgezahlte*r Software-Tester*in so macht.

Stück für Stück lüftet sich der Nebel um das zwielichtige Unternehmen Nanomax – und das grausame Geheimnis hinter den Acolytes sickert an die Öffentlichkeit.

Harte Arbeit für die Wahrheit

Das glasklare Herzstück des ARG-Detektivgames „Acolyte“ sind seine fordernden und harten Rätsel. Die Smartphone-Bildschirm ähnliche Spieloberfläche ist anfangs gewöhnungsbedürftig, hilft aber beim Abtauchen in die Handlung. Mit ausschlaggebend dafür sind auch die annähernd empathischen Antworten unseres Acolytes.

Um die Videospiel-KI menschlicher als Chatbots erscheinen zu lassen, setzte das britische Entwickler*innenstudio Superstring auf Spirit AI, eine KI die natürliche und auf das Gegenüber angepasst Dialoge erschafft. Unterschiedliche Entscheidungen haben dabei im Gameverlauf Konsequenzen – und schalten unterschiedliche Storystränge frei.

„Acolyte“ ist das perfekte Spiel für Meisterdetektiv*innen, denen Kreuzworträtsel, Sudoku und Co nur mehr ein Schmunzeln abverlangt. Also, Dektiv*innen, bleibt auf der (digitalen) Spur!