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Bernhard Schindler

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Acoustic Lakeside Festival 2022: Das große Wiedersehen

Nach vier Jahren Pause feiert das Acoustic Lakeside Festival Reunion mit Wegbegleiter*innen und Freund*innen.

Von Livia Praun

Ich habe schon so einiges über das Acoustic Lakeside Festival gehört, als ich mit dem Shuttlebus erstmals am Gelände ankomme: Klein, familiär, gemütlich, da sind einfach die besten Leute, schwärmt meine Kollegin Nina. Newbies wie ich sind hier definitiv in der Minderheit – die meisten Besucher*innen waren hier schon unzählige Male, sie reisen aus ganz Österreich und auch aus dem Ausland an, für dieses kleine Festival im Grünen direkt am Sonnegger See in Kärnten.

Und diesen treuen Lakesider*innen merkt man nach vier Jahren Pause die Freude an der Rückkehr des Festivals deutlich an. Ganz im Zeichen des Wiedersehens ist auch das Line-Up gewählt, mit Acts wie Fuzzman, Nada Surf, Farewell Dear Ghost und Scheibsta, die hier auch schon öfter aufgetreten sind. Scheibsta läuft mir kurz nach der Ankunft über den Weg, in Badehose und mit guter Laune erzählt er mir: „Mir kleben die Mundwinkel ständig hinter den Ohren, ich kann einfach nicht aufhören zu lächeln.“ Es geht nicht nur ihm so, irgendwie fühlt sich das Leben hier sehr unkompliziert an.

Bilder vom Acoustic Lakeside Festival

Bernhard Schindler

Danach geh‘ ma schwimmen!

Fuzzman hat am Freitag die Ehre, das Festival mit einem Wanderkonzert zu eröffnen, also perfekt für mich, das Gelände besser kennenzulernen. Gemeinsam mit einem Gitarristen und Kontrabassisten spaziert er singend über das Festivalgelände, von der Hauptbühne knietief durch den See zu einem kleinen Grünstreifen, und dann ins Festzelt, wo sonst nur abends gefeiert wird. Ganz vorne mit dabei ist ein kleiner Bub, Fuzzmans wohl jüngster Fan, der jeden Song inbrünstig mitsingt. Am Ende seines Wanderkonzerts, als die Fans nach Zugabe rufen, meint er: „Gerne. Danach geh‘ ma schwimmen!“ Der perfekte Auftakt für das diesjährige Acoustic Lakeside.

Bilder vom Acoustic Lakeside Festival

Bernhard Schindler

Vielen fällt auf, dass die Hauptbühne dieses Jahr um einiges kleiner ist. Das Acoustic Lakeside ist seit der erstmaligen Austragung 2006 organisch gewachsen, bis zum Rekordjahr 2018 mit circa 3.500 Besucher*innen. Dieses Jahr ist es mit 1.100 verkauften Tickets wieder familiärer angelegt. Für den Veranstalter Raphael Pelschounig ist das auch der längeren Pause geschuldet: „Wir mussten uns neu orientieren und schauen, ob wir Festivals überhaupt noch können. Dieses Experiment ist uns aber geglückt, würde ich sagen.“

Tanzen im Regenponcho

Ziemlich experimentell unterwegs ist auch das Wetter am ersten Tag. Beim Auftritt des Kärntner Jungtalents Oskar Haag beginnt es ironischerweise genau bei seinem Sommersong „The Summer We Need“ zu regnen. Aber auch das schlechte Wetter hält die Lakesider*innen nicht vom Tanzen ab. Dann halt einfach im Regenponcho.

Bilder vom Acoustic Lakeside Festival

Bernhard Schindler

Oskar Haag

Beim Eindrücke sammeln erzählen mir einige von ihren schönen und teils auch lückenhaften Erinnerungen, die sie in den 16 Jahren Acoustic Lakeside bislang gesammelt haben. So auch Ankathie Koi, die 2018 hier einen Auftritt hatte: „Ich habe nicht ganz so viele Erinnerungen an den Abend“, erzählt sie uns, „aber ich bin am nächsten Morgen mit einer Taucherbrille im Hotelzimmerbett aufgewacht.“ Das Set war wohl ziemlich wild, inklusive Crowdsurfen im Latex-Suit, Sprung in den See und besagter Taucherbrille. Dieses Jahr lässt sie es aber etwas ruhiger angehen: „Heute werde ich definitiv mehr Erinnerungen mitnehmen.“

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Bernhard Schindler

Ankathie Koi

Der erste Tag geht mit den New Yorker Indie-Rock Legenden von Nada Surf zu Ende. Sänger Matthew Caws schwärmt auf der Bühne von der Atmosphäre am Acoustic Lakeside: „It’s lovely to see all the little kids here with their parents, just having fun and enjoying the music together.”

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Nada Surf

Ein Stück Himmel

Tatsächlich treffe ich hier Eltern mit ihren Kindern, die für den Familienurlaub auf das Acoustic Lakeside kommen. Besonders am sonnigen und weitgehend regenfreien Samstag kann man verstehen, warum: Die Kinder planschen am See, ihre Eltern holen ihnen Pommes mit Ketchup und Mayonnaise, sie lauschen der sanften Indie-Musik von Doppelfinger, CHRISTL und Fink und manchmal wippen sie erst zaghaft, und dann immer entspannter mit der Musik.

Samstagabend kommt der besondere Charme des Acoustic Lakeside bei Scheibstas Auftritt am Seeufer voll zur Geltung. Die Sonne geht langsam unter, die Wolken über dem See verfärben sich orange-rosa, die Atmosphäre ist entspannt und euphorisch zugleich. Scheibsta ist ein geborener Performer – er spielt mit dem Publikum Singo – Song-Bingo - freestylt einen Love-Song und bringt alle zum Jubeln und Lachen.

Bilder vom Acoustic Lakeside Festival 2022

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Scheibsta

Der nächste Regenguss bringt das routinierte Publikum nicht aus der Fassung. Im Regenponcho wird zur Hauptbühne spaziert, wo die irische Folk-Musikerin Wallis Bird performt. Es ist ihr erster Auftritt am Acoustic Lakeside, die Location hat sie umgehauen, erzählt sie uns im Gespräch. „The mountainous view and the lake, it is really a piece of heaven here.”

Fünf gerissene Saiten, ein fasziniertes Publikum

Wallis Bird spielt eine One Woman Show mit Akustikgitarre und ihrer Wahnsinnsstimme. Mehr braucht es nicht. Trotz fünf gerissener Saiten und Regen aus Kübeln liebt das Publikum alles an diesem Auftritt. Das Set wird für viele, auch für mich, unerwartet zum Highlight des Festivals. So auch für Besucherin Laura, die während des Konzerts kaum eine Sekunde stillsteht: „Ich glaube, Wallis Bird hat jetzt 1.500 neue Follower auf Instagram.“

Bilder vom Acoustic Lakeside Festival 2022

Bernhard Schindler

Wallis Bird

Der Headliner des zweiten Festivaltags, Farewell Dear Ghost, sorgt zum Schluss für den obligatorischen Gänsehautmoment: Die Band spielt ihren extra für das Acoustic Lakeside 2018 komponierten Lakeside-Song und holt sich dafür die Menschen, die das Ganze überhaupt erst möglich machen auf die Bühne: Das Veranstalterteam und alle ehrenamtlichen Mitarbeitenden die seit vielen Jahren viel Zeit und Herzblut in das Festival stecken. „Fall in love with the Lakeside“ schallt vielstimmig über den See. Die Besucher*innen haben sich auch dieses Jahr ins Lakeside verliebt – manche zum wiederholten Male – und manche – so wie ich – zum allerersten Mal. Auf ein Wiedersehen – hoffentlich im nächsten Jahr!

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Bernhard Schindler

Farewell Dear Ghost

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