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Waves Festival Menschen sitzen im Wuk Hof

Waves Festival / Alexander Galler

Das Waves Festival bringt die Zukunft der Musik nach Österreich

Hundert Liveacts gibt es von 8. bis 10. September am Waves Festival 2022 in Wien zu sehen. Hier ein paar Highlights des Club- und Showcase-Festivals.

Von Christoph Sepin

Anfang September kommt die Musikwelt traditionell für ein Wochenende nach Österreich, wenn in Wien das Waves Festival stattfindet. Was ist das? Das Waves ist ein Club- und Showcase-Festival, also ein Fest, bei dem Newcomer*innen und Rising Stars im Fokus stehen. Willst du schon immer deinen Freund*innen erzählen, dass du deren new favourite band schon vor einer Ewigkeit, damals noch im Club statt auf der großen Festival-Headliner-Bühne live gesehen hast? Dann ist das Waves der Ort für dich.

Zuhause ist das Festival im Wiener WUK und drumherum, in Lokalen am Gürtel wie dem Chelsea oder dem Loft und natürlich auch im Freien. Denn beim Waves geht es nicht nur ums Musikhören, sondern auch ums Reden über Musik. Ganz schön idyllisch geht es da zu, wenn man gemeinsam mit anderen Popkulturfans über die spannendste Neuentdeckung fachsimpelt.

Sage und schreibe 100 Liveacts gibt es am Waves über drei Tage zu sehen. Sich zu entscheiden, wen man da am besten wann anschauen soll, ist nicht so einfach. Deswegen hier einmal ein paar Tipps. Am allerbesten man klickt und vor allem hört sich aber selbst durch das Line-up. Das zahlt sich allein deswegen aus, weil man ja so die neue Lieblingsband entdecken könnte.

Bipolar Feminin

Es wird gemunkelt, dass Bipolar Feminin noch ziemlich groß rauskommen, vor allem bei Leuten, die es geschafft haben, die Band aus Wien in letzter Zeit live zu sehen. Ganz laute Gitarren, ganz große Emotionen, ganz viel Pathos und sehr schöne Geschichten. Klingt mal nach Punk, dann nach Neue Deutsche Welle, nach Hildegard Knef und der Zukunft des deutschsprachigen Rock’n’Roll à la Die Heiterkeit.

GIRLI

Vor Jahren war das noch Zukunftspop, was Leute wie Amelia Toomey alias GIRLI aus London gemacht haben, mittlerweile hat die Welt endlich verstanden, wie Pop im 21. Jahrhundert klingt: selbstbewusst und gesellschaftlich relevant, denn hinter dem Bubblegum-Pop-Namen stecken Texte über Mental Health, Queerness und Self-Discovery. Millionen Aufrufe von Musikvideos und in Streams einerseits, Punk-Attitüde andererseits. „I feel so fucking sad, I feel so fucking free“, singt GIRLI und bringt damit ihren Sound auf den Punkt.

Farce

Die Musik von Veronika König ist ein Spektakel. Farce schreibt Lieder über Liebe, Hass und Hoffnung und macht sie tanzbar - und wie. Konzerte sind große Partys mit trommelnden Drumsamples und verwaschenen Soundebenen, und dann geht sich plötzlich auch ein Sixpence-None-The-Richer-Cover aus. Gegen den Schmerz antanzen kann man kaum so schön wie zur Musik von Farce.

Priya Ragu

Spätestens mit dem Release von ihrem Hit „Chicken Lemon Rice“ vor einem Jahr war klar: Priya Ragu ist ein Superstar! Die Kompositionen der Schweizerin mit tamilischen Wurzeln sind energievolle Upbeat-Popmeisterwerke, Tanzmusik, Mitsingmusik und catchy Partysongs. Ihr Debütalbum „damnshestamil“ erschien Ende 2021, kurz darauf wurde sie von der BBC auf der nach vorne blickenden „Sound of 2022“-Liste inkludiert.

Superorganism

„Wir wollen Musik machen, die wie Zucker für das Ohr ist“, haben Superorganism mal über ihren Sound gesagt. Das Kollektiv aus allen Ecken der Welt macht Upbeat-Pop vollgepackt mit Samples, Twists und Turns wie eine Achterbahnfahrt durchs Candyland. Vor ein paar Jahren haben sie schon am FM4 Geburtstagsfest gespielt, mit neuem Album „Worldwide Pop“ im Schlepptau sind sie jetzt ein Highlight am Waves Festival 2022.

Laundromat Chicks

Stellt euch vor, wie Ty Segall und Porridge Radio gemeinsam klingen würden. Irgendwo an deren verspielter Schnittstelle passt die Musik von Laundromat Chicks sehr gut hinein. Twee-Pop auf Speed, trotzdem nicht ungemütlich, und außerdem nie zu viel oder zu wenig retro. Das Langspieldebüt von Laundromat Chicks heißt „Trouble“ und ist vor wenigen Monaten am eh immer verlässlichen Wiener Label Siluh erschienen. Während andere sich in diesem Alter mit Zivildienst, Maturaängsten oder fehlender Zukunftsperspektive herumschlagen, hat Tobias Hammermüller (18 Jahre alt) ein bestes Album der letzten Monate geschrieben. Damit das live so laut und aufgedreht wird, wie’s sein soll, hat er auf der Bühne natürlich eine gute Liveband dabei. (Lisa Schneider)

Christin Nichols

„Kein Auto, keine Perspektive. Ich hab kein Haus, und ich hab keine Liebe“, so beginnt „Sieben Euro Vier“, ein Song über vermeintliche Erwachsenen-Ideale, die Mitte-Dreißigjährigen von der Gesellschaft als erstrebenswert verkauft werden. Das dazugehörige Album, das die deutsch-britische Schauspielerin und Musikerin Christin Nichols, bis vor Kurzem eine Hälfte des Electropop-Duos Prada Meinhoff und mittlerweile auf Solopfaden unterwegs, Anfang dieses Jahres veröffentlicht hat, trägt den selbstironischen Titel „I’m fine“. Ja, klar doch. Unter prominenter Mitwirkung, darunter u.a. Anika Henderson, Simeon Cöster von Isolation Berlin und Martin Steer (Ex-Frittenbude) zimmert Nichols eine mitreißende Mixtur aus New Wave und Neuer Deutscher Welle, kratzigem Postpunk und versöhnlichem Gitarrenpop. Schlechtgelaunte musikalische Muntermacher für Zeiten, in denen grade kein Antidepressivum zu bekommen ist: „Diе Antwort aus ’ner Schachtel von meinеm Arzt, von meinem Arzt - Citalopram du kleiner Schatz in der Therapie ist immer noch kein Platz“. (Katharina Seidler)

Nalan

Wenn ihr die Gaddafi Gals in den letzten Jahren verfolgt hat, werdet ihr diese sanfte Stimme sofort wiedererkennen: Bei Nalan, former known as slimgirl fat, verfließen Sehnsucht und augenzwinkernde Zuversicht zu reduziertem Slow-Pop, die Melancholie stets auf goldenen Samthandschuhen hochgehalten. Anleihen aus 90er R’n’B gehen sich bei der in Berlin lebenden Musikerin genauso aus wie Seitensprünge in psychedelischen Darkwave á la ABRA oder sonnendurchflutetem Indie-Pop á la Mac DeMarco. „I wouldn’t doubt it wasn’t easy to write about this and not being cheesy at the same time” singt sie auf “I’m Good’ und braucht sich da gar keine Sorgen machen – das hier ist alles andere als cheesy. (Melissa Erhardt)

Waves Festival

8.-10. September 2022

WUK Halle, WUK Foyer, WUK Beisl, Chelsea, The Loft Mainfloor, The Loft Wohnzimmer, Weberknecht, Fanialive, Clash

wavesvienna.com

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