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Der Song zum Sonntag: The National & Bon Iver - Weird Goodbyes

BFFs The National und Bon Iver machen wieder gemeinsame Sache: „Weird Goodbyes“ ist ein Song über Verabschiedungen, moving on und second thoughts.

Von Christoph Sepin

Sollen wir Tschüss sagen und gehen? Es ist eine große Kunst, sich richtig zu begrüßen. Es ist eine noch viel größere Kunst, sich richtig zu verabschieden. Man möchte ja in Erinnerung bleiben, man möchte sich gegenseitig mit Würde und Respekt voneinander abwenden, man möchte im Idealfall alles richtig abschließen. Eine Verabschiedung, das ist ein Finale. Der letzte Eindruck zählt.

Meistens wird’s dann aber doch nicht so wie geplant. Wie man sich Dinge im Kopf durchgespielt hat. Wie man vor dem Spiegel geübt hat. Tschau, danke, auf Wiedersehen. „Es geht hier darum, von der Vergangenheit loszulassen und sich weiterzubewegen“, sagt The National-Vokalist Matt Berninger über den neuen Song „Weird Goodbyes“. „Sich weiterbewegen aber später dann trotzdem von Zweifeln eingeholt zu werden“.

Ist schon echt miserabel an der menschlichen Existenz, dass man sich Dinge immer anders vorstellt. So wie Schlussmachen, zum Beispiel. Weil zuerst checkt man ja überhaupt nicht, wie sehr man sich vermissen kann, nach dem weirden Goodbye. „I think now I’m about to see, didn’t know how sad it’d be“, singt Matt Berninger und dann kommt irgendwann Bon Iver dazu.

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The National und Bon Iver, das match made in indie heaven. Kennen sich ja auch schon ein Weilchen, machen schon eine Weile miteinander Musik - oder mit anderen sehr guten Künstler*innen. Wer es noch immer nicht gehört hat, soll doch bitte Taylor Swifts fantastischen Song „exile“ anhören, eine Zusammenarbeit von Swift, The Nationals Aaron Dessner und Justin Vernon alias Bon Iver. „Ich hab einfach von Anfang an Justins Stimme im Song gehört“, erklärt Dessner das Feature.

Blickt man zurück auf das was war, dann bleibt die Erinnerung. „Memorize the bathwater, memorize the air“, singt Berninger. Alle Gerüche, alle Geschmäcker, alle Geräusche und viele ganz, ganz kleine Dinge: „Get it down to nothin’, everything that matters“. Erinnerungen an Wimpern und Flugzeiten, Badehosen, die an Autofenstern zum Trocknen hängen: „Fever flashes, eyelashes and traffic patterns. Humidity, history, chemistry and panic. Swimsuits in the windows of electric minivans“. Jeder Gesichtsausdruck, jedes Lächeln, Kichern und Weinen, jede Berührung eine Welt, die für immer in Gedanken bleibt. Ganz schön heavy das alles.

The National und Bon Iver sitzen im Auto, der Metapher für das Wegbewegen, für das Abhauen, für das Verabschieden. Musik im Radio ist schmerzhaft, erfahren wir, die Windschutzscheibe weint, der Himmel ist zerbrochen. „Your coat’s in my car, I guess you forgot“, realisiert Matt Berninger. „It’s crazy the things we let go of“. Es ist also doch keine Verabschiedung, sonst hätte man ja auch keinen Song darüber geschrieben. Das macht es eben auch alles so weird. Aber auch - und dafür sind ja alle Beteiligten bekannt - in seiner Melancholie ganz schön hoffnungsvoll.

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