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Schulklasse

APA/Eva Manhart

Fast wie früher: Schulstart mit lockeren Regeln

Eine Woche vor Schulbeginn im Osten Österreichs stellt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) den Regeln für das kommende Schuljahr vor. Der lockere Plan sorgt aber für Kritik - vor allem wegen dem Vorschlag, infizierte Lehrer und Kinder in den Unterricht zu schicken.

Von Livia Praun

Bei der Pressekonferenz am Montag gibt es kaum Überraschungen. Wie auch in den meisten anderen Lebensbereichen soll es an Schulen keine Masken- und Testpflicht geben, der Unterricht soll normal stattfinden, und auch Schulschließungen soll es dieses Jahr keine mehr geben. Für den Schulstart wird empfohlen, dass die Schulen regelmäßige Testungen mit Antigentests durchführen. Zudem sollen die Schülerinnen und Schüler am ersten Schultag, wenn möglich, PCR-getestet in die Schule kommen. Verpflichtend ist das alles aber nicht - dieses Schuljahr wird vor allem auf Eigenverantwortung gesetzt.

„Wenn Sie infiziert sind, gehen Sie bitte mit FFP2-Maske zur Schule.“
- Bildungsminister Polaschek (ÖVP)

Corona-Infizierte im Unterricht

Schon vor einigen Wochen hat Polaschek bekanntgemacht, dass Lehrer*innen und Schüler*innen ab der Sekundarstufe I (sprich: Mittelschule, AHS-Unterstufe) trotz Corona-Infektion mit FFP2-Maske in die Schule dürfen - vorausgesetzt, sie sind symptomfrei. Dieses Vorhaben bekräftigt er bei der Pressekonferenz erneut: „Es geht darum, dass infizierte Personen, die keine Symptome haben, mit einer Schutzmaske zur Arbeit gehen. Das gilt auch für Lehrerinnen und Lehrer. Denn es gibt auch hier keinen Grund den Bildungsbereich anders zu behandeln als alle anderen Lebensbereiche.“

Bildungsminister Polaschek

APA/Florian Wieser

Bundesminister Polaschek hat seinen Plan beim gestrigen Medientermin vorgestellt.

Der Beschluss hat bei einigen für Unmut gesorgt - die Opposition, Bundesländer wie Wien, Burgenland und Salzburg und die Lehrer- und Direktorenvertretung haben ihre Kritik geäußert. Auch Sabrina Prochaska, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, hält von diesem Vorhaben nicht viel. Ihrer Ansicht nach hinkt auch die Argumentation von Bildungsminister Polaschek: „In einem Büro bin ich vielleicht mit ein, zwei Personen. Aber im Klassenzimmer, da sitzen 25 junge Menschen drinnen.“ Dementsprechend würden in der Schule viel mehr Menschen gefährdet werden als in anderen Arbeitsumgebungen.

Die Bundesjugendvertretung (BJV) ist die in Österreich gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller Menschen bis 30 Jahre. Sie hat 59 Mitgliedorganisationen und ist seit 2001 aktiv.

Wien und das Burgenland haben schon bekannt gegeben, dass Corona-Positives Personal nicht an Schulen unterrichten wird. Sabrina Prochaska bewertet das positiv, jedoch sollen diese Sonderlösungen und länderspezifischen Eigenheiten nicht Überhand nehmen : „Das Potenzial ist da, dass das zum Chaos führt“, erklärt Prochaska, „dass man nicht weiß, wer, wie und wann man betroffen ist.“ Eine bundesweite Lösung wäre wünschenswert - Schließlich sollte es keinen Unterschied machen ob man in Wien oder in Oberösterreich zur Schule geht.

Verschärfungen möglich

Bei hohem Infektionsrisiko können Schulen zeitlich begrenzt eine Test- und Maskenpflicht anordnen, lediglich für die Umstellung auf Distance Learning bräuchten sie die Zustimmung der Bildungsdirektion. Hiermit wird den einzelnen Schulen etwas mehr Autonomie und Flexibilität ermöglicht. Wie aber mit Infektionen in den Klassen umgegangen wird, oder was bei einer breiten Infektionswelle unternommen wird, dazu äußerte sich Polaschek nicht.

Schulen sollten nicht nur offen,
sondern vor allem auch sicher sein für alle Schüler*innen und Lehrkräfte. - Bundesjugendvertretung-Vorsitzende
Sabrina Prochaska

Für Kinder, die bei erhöhtem Infektionsrisiko oder generell aufgrund der lockeren Regeln nicht die Schule besuchen können, weil sie selber gefährdet sind oder Risikopatient*innen in der Familie haben, soll es Arbeitspakete oder einen gestreamten Unterricht geben. Das bliebe den Lehrpersonen überlassen, sagt Polaschek am Montag. Die betroffenen Kinder werden im Stich gelassen, meint Prochaska: „Wir verstärken damit die Schere zwischen den Schüler*innen die daheim eine gute Lernumgebung haben und das aufholen können, und denen, die das nicht haben.“

Dass die Schulen auf jeden Fall offen bleiben sollen, findet Prochaska besonders im Hinblick auf die angeschlagene psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gut. Sie bräuchten die Schule, um sich von den Schwierigkeiten der letzten zwei Jahre zu erholen und Lerndefizite aufzuholen. Genau deshalb müsse der Plan der Regierung noch mehr ausgefeilt werden, um erneute breitflächige Schulschließungen zu verhindern. Denn auf die herbstliche Infektionswelle seien die Schulen momentan noch nicht ausreichend vorbereitet.

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