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Two Door Cinema Club

Katy Cummings

Keep On Smiling, um nicht zu weinen

Das so erfolgreiche nordirische Trio Two Door Cinema Club kehrt mehr als drei Jahre nach dem letzten Longplayer mit einem euphorischen Indie-Synth-Pop-Album zurück. „Keep On Smiling“ hat tolle Gitarren, ist tanzbar, ernst und auch ironisch.

Von Eva Umbauer

Wenn Two Door Cinema Club ihre neue, fünfte Platte „Keep On Smiling“ nennen, dann hat das natürlich auch ein wenig Ironie, schließlich gilt es, sich in einer immer mehr auseinanderbrechenden Welt zurechtzufinden. Two Door Cinema Club lächeln nicht nur auf ihrem neuen Album, sie zeigen sich meist richtig euphorisch. Euphorie für schwierige Zeiten. Lächeln, um nicht weinen zu müssen. Das ist manchmal dann vielleicht etwas over the top, aber insgesamt ist es stimmig.

Es macht Freude, dass bei Alex Trimble, Sam Halliday und Kevin Baird, die schon in der Schule, zuhause in der nordirischen Küstenstadt Bangor, miteinander Musik machten, nach wie vor die Chemie stimmt. Wer noch nie von Two Door Cinema Club gehört hat, der neue Longplayer der Band eignet sich auch als Einstieg, von dem aus man sich dann zurückhören kann bis zum vor zwölf Jahren erschienenen Debutalbum „Tourist History“.

Take back your wonderful life, the more the life to love much better

„Keep On Smiling“ wurde von der Band in einem deutlich kollaborativeren Ansatz als zuvor und mit mehr Freiheit für jedes Mitglied aufgenommen. Es ist schnell klar, dass die Band mit einer wilden Energie, viel Spielfreude und Ideen daherkommt, die an die frühen Alben erinnern lassen. Die schnellen Gitarrenriffs und spritzigen Melodien bringen Indie-Charme als auch Pop-Appeal in den Electropop der drei Briten, deren Bandname sich auf ein Kino in ihrem alten Heimatort, dem Tudor Cinema, bezieht.

Buntes Plattencover mit fröhlichen Menschen auf Parkbänken vor einem Kino

Two Door Cinema Club

„Keep On Smiling“ von Two Door Cinema Club ist bei Lower Third/PIAS erschienen.

Dreieinhalb Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Einerseits setzt „Keep On Smiling“ direkt dort fort, andererseits kehrt die Band auch verstärkt zu ihren Indie-Rock-Wurzeln zurück, etwa bei „Lucky“ erleben wir diese old-school Two Door Cinema Club. „‚Lucky‘ is a reflection about how fast things change“, sagen Two Door Cinema Club: „We live in such a disposable society, we just need to take the time to think and reflect about why things are there in the first place.“ Der Song hat zischende Keyboards, wie bei den Killers, und einen tollen Bass, gespielt von Kevin Baird.

Die neue Platte beginnt mit einem Instrumental, das an die Science-Fiction-Filme des US-Kultregisseurs John Carpenter erinnert, und sie endet mit „Disappear“, wo Alex Trimble singt, „I knew the crown would be heavy, but what a view“.

Vom Thron des Indie-Electronica-Pop aus hat man einen ganz guten Blick auf die Welt, aber man ist auch ein Teil von ihr, wie alle anderen. Abgehoben waren Alex, Sam und Kevin ja nie, ganz im Gegenteil. Ob des großen Erfolges ihres zweiten Albums, „Beacon“, das vor zehn Jahren rauskam, bekam Sänger Alex Trimble Magengeschwüre. Nicht immer lächeln Two Door Cinema Club auf dem neuen Album, man muss nur genau hinhören - etwa auf diese leicht linkische Gitarre bei „Little Piggy“.

Es gibt allerlei Bezugspunkte in diesem tollen Schmelztiegel, der „Keep On Smiling“ ist: von Peter „Sledgehammer“ Gabriel bis zum schottischen 80er-Jahre-Pop-Wunderkind Roddy Frame aka Aztec Camera. Der Track „Millionaire“ ist schimmernde Abba-Disco genauso wie eine Hymne fürs Stadion, „Won’t Do Nothing“ ist roboterhafter Funk, „Blue Light“ ist feinster Indie-Electronica-Pop mit einer Disco-Gitarre, „Everybody’s Cool“ hat verführerische Vocals und höfliche, sanfte Beats und „High“ steckt voller Sehnsucht. Hinter jedem dieser Tracks steckt ein guter Song, denn, so wissen Two Door Cinema Club, nur den Synthesizer bedienen zu können, wäre zu wenig.

„Keep On Smiling“ ist während und nach den Lockdowns entstanden. Das Album wurde von der Band selbst produziert. Dann kam noch der irische Producer Jacknife Lee dazu, der auch schon Musiker*innen wie die Editors oder Taylor Swift produziert hat und mit dem Two Door Cinema Club auch schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben. Außerdem war auch der maltesisch-britische Producer Dan Grech-Marguerat beteiligt, er ist bekannt für seine Arbeit mit den Vaccines, den Kooks, Liam Gallagher und Halsey.

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