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Arctic Monkeys

Michael Zackery

song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Arctic Monkeys - „There’d Better Be A Mirrorball“

„The Car“ wird das neue, siebte Studioalbum der Arctic Monkeys heißen. Und davon jetzt schon ein seltsam ruhiger Break-Up-Song, „There’d Better Be A Mirrorball“.

Von Christoph Sepin

„Na, wenigstens trauen sie sich was“, raunt mir wer über die Schulter, als wir uns zum ersten Mal gemeinsam das neue Video der Arctic Monkeys anschauen. „Das ist ja schrecklich“, sagt wer anderes. Aber so einfach ist das doch alles nicht, sondern ganz anders. Ja, die Rückkehr der Arctic Monkeys klingt nicht nach Dancefloor und Dancing Shoes, sie klingt nicht wild und stampfend, nicht nach Chelsea Boots oder meinetwegen auch Cowboystiefel, sondern eigentlich nach Ballschuhen.

Das mag jetzt viele enttäuschen, die sich erhofft haben, sich vor dem kalten Winter noch einmal mit den Monkeys aufzuwärmen. Aber irgendwie passt der Sound vom sperrig betitelten „There’d Better Be A Mirrorball“ sehr gut in die Biografie der arktischen Affen. Ins Konzept einer Band, deren stilistische Veränderung sich über die Jahre nicht nur in ihrem Sound, sondern ihrem gesamten Auftreten gespiegelt hat.

Lange, lange ist es her, dass die Arctic Monkeys den Sound ihrer Heimatstadt Sheffield repräsentiert haben. Dort, wo Pulp herkommen, Human League oder Moloko. Der View from the Afternoon schaut schon lang nicht mehr so aus. Diese Band ist eines der Chamäleons, die sich an ihre Wunschumgebung anpassen. Anfang der 2010er wirkten die Monkeys mit ihren Quiffs und Lederjacken wie eine Band, die sich erträumt, aus Memphis, Tennessee zu kommen. US-Rock’n’Roll-Konzepte in der zweiten großen Schaffensphase der Band.

You’re Not In Sheffield Anymore

Und wo sind wir jetzt angekommen? In den verrrauchten Kneipen von Atlantic City oder Las Vegas, in den kleinen Bars mit noch kleineren Bühnen, in denen der Sinatra-Impersonator vor sich hin croont. Dort ist Alex Turner jetzt zu finden, man mag ihn sich mit weißem Jackett und schwarzer Fliege am Piano sitzend vorstellen, hört man das einminütige (!) Instrumentalintro von „There’d Better Be A Mirrorball“ zum ersten Mal.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„You’re getting cynical and that won’t do“, singt Alex Turner, als würde er wissen, wie verblüfft wir auf das Musikvideo starren. Und hat eh recht, Zynismus ist nie gut. „So can we please be absolutely sure, that there’s a mirrorball for me?“, dann die Frage und „Don’t get emotional, that ain’t like you, yesterday’s still leaking through the roof“. Die Gedanken von gestern tropfen noch durchs Dach wie die Tränen, hier ist ein Break-Up-Song entstanden.

Und der braucht seinen Platz und Raum: David Bowie hat auch mal so ähnlich geklungen, über Piano und Synth-Streicher, nur hat der dann irgendwann seine ganze Stimmgewalt rausgelassen. Alex Turner bleibt understated. „So if you wanna walk me to the car, you oughta know I’ll have a heavy heart“, singt er resignierend. Da sind sie jetzt also angekommen, die Arctic Monkeys. Im alten amerikanischen Cabrio mit hochgezogenem Verdeck, die Discokugel reflektiert die Lichter der vorbeizischenden Laternen. Manche Lieder brauchen Zeit, um zu wachsen und wollen beim ersten Mal hören gar nicht verstanden werden. Hier ist eines davon.

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