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Neue Musik von Berglind, Dreimalumalpha, Mile & Flip und vielen mehr

Melancholischer Elektropop über den schwindenden Sommer, souliger Hip Hop über die eigene Vergangenheit, treibender Diskurspop über Machtverhältnisse und mit Wüstenstaub angereicherter Indie-Rock, der klingt, als hätten ihn Daft Punk produziert. Das sind die neuen Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Während der Spätsommer langsam in den Herbst übergeht, gibt es noch einmal Festivalfeeling in Wien. Das Waves Festival, bei dem man die neuesten österreichischen Acts entdecken kann, startet am 8. September mit einem großartigen, vielfältigen Line-up. Von heimischer Seite her kann man sich freuen auf Another Vision, Liz Metta, Christl, Lisa Pac, Wallners, Bipolar Feminin, Farce, Oska Haag, Kitana, Bibiza und viele mehr.

Sehr zu empfehlen ist der Singer/Songwriter-Zyklus im Wiener Konzerthaus. Dort werden an fünf Abenden PIPPA, Pauls Jets, AVEC, Florence Arman, Mira Lu Kovacs & Sophie Lindinger auftreten. Hier gibt es ein Abo für die Veranstaltungsreihe zu gewinnen.

Wer sich intime Konzerte gerne von der heimischen Couch aus ansieht, wird Freude an der ganz exklusiven FM4 Session von Bilderbuch haben, die wir für den US-amerikanische Radiosender NPR aufgenommen haben. Ein fantastisches Set mit viel Glitzer, Glamour und Gitarrensolo.

Ach ja, nicht zu vergessen ist unser FM4 Soundpark Act des Monats September. Flirtmaschine, über die meine Kollegin Lisa Schneider einen huldigenden Text verfasst hat, haben ihr zweites Album als Lo-Fi-Indie-Rock-Werk angelegt, mit viel Emotion, Herzschmerz und dem sich durchziehenden Thema des Erwachsenwerdens.

Auch sonst hat sich in der österreichischen Musikszene einiges getan:

Berglind - „Bleib“

Sie hat eine fantastische Stimme, vor allem wenn sie ihre poetischen Texte auf Deutsch singt. Mynth-Sängerin Giovanna Fartacek veröffentlicht mit ihrem Soloprojekt Berglind spannende, frisch klingende und eingängige Popsongs im Schnittbereich von Indie und Elektronik. Die neue Single „Bleib“ schafft es, trotz melancholischem Unterton tanzbar und energiegeladen zu sein. Der vergangene Sommer, auf den Berglind hier zurückblickt, ist einer, der Leichtigkeit, Liebe und Freiheit mit sich gebracht hat. Der Wunsch, es möge so bleiben, ist ein bitter-süßer Abschied von einer Zeit, die genau so nicht wiederkommen wird.

Die Produktion ist geschmeidig und ausgewogen, die Beats fließen dahin. Die zarte Soundlandschaft im Hintergrund wird in das Licht der untergehenden Sonne getaucht und bekommt im Refrain einen starken, goldenen Schimmer. Auch wenn hier im Refrain sinnbildlich die Sonne nicht auf, sondern untergeht, ist Berglind ein richtiger Ohrwurm gelungen, der in nicht einmal drei Minuten alles zu sagen und zu vermitteln weiß.

Dreimalumalpha - „Ich habe die Nacht gesehen“

Lärmige Gitarren, Ausgelassenheit, treibendes Schlagzeug, unbändige Lebensenergie. Und vielleicht Tocotronic. Das kommt einem alles in den Sinn, wenn man die erste Minute von „Ich habe die Nacht gesehen“ von der Band Dreimalumalpha hört. Das Innsbrucker Trio reiht sich damit in die Liste der Diskurspopbands ein, die heute eher totgesagt als sehr aktiv sind.

Erstaunlich und erfrischend ist die Unmittelbarkeit, das locker transportierte Selbstverständnis der Band, gepackt in einen kritischen und wütenden Song, der zwischen Auflehnung und Resignation hin- und herpendelt. Denn selbst das ganze Anprangern und Auflehnen hilft oft nicht viel gegen die Macht des Herrn Stadtrates. Trotzdem wird ausgelassen gerockt, was den von den Machthabern erzeugten Stillstand dann doch etwas erträglicher machen kann.

Mile & Flip - „Cruel Hearted“ / „Maybe Someday“

Die Kombination aus dem gekonnten, kritischen und cleveren Rap von Mile und der ausgewogenen und geschmeidigen Produktion von Flip ist fantastisch. Zusammen werden sie Ende September das gemeinsame Album „No hard feelings“ veröffentlichen. Bis es so weit ist, haben sie uns mit „Cruel Hearted“ und „Maybe Someday“ eine wunderschöne Doppelsingle geschenkt.

Auf „Cruel Hearted“ rechnet Rapper Mile mit seiner Vergangenheit ab. Auch mit seinen vergangenen Verhaltensweisen. Seinem vergangenen Ich, das anscheinend manchmal kaltherzig war. Ein Bekennen und der Entschluss, eine Veränderung herbeizuführen. Unterstützt wird das durch einen recht klassischen Rap und Hip Hop Groove mit schönen Samples und geschmeidigen Beats. „Maybe Someday“ hingegen besticht durch den sanften Gesang und den schnellen und gleichzeitig leichtfüßigen Groove. Eine spannende Kombination, die das weit gefächerte Spektrum von Mile & Flip hörbar macht.

Cari Cari - „Last Days On Earth“

Ab 19. September gehen Cari Cari auf ausgedehnte Tour quer durch Europa, beginnend mit einem Gig in der Arena Wien. Anlass ist das neue Album „Welcome To Kookoo Island“, das drei Tage davor erscheint. Wir haben schon einige Vorboten gehört wie „Zdarlight 1992“ und „No Proper Life“. Jetzt schickt das Wüsten-Indie-Pop-Duo eine letzte Single vorab ins Rennen, die wieder mit der Vorstellung spielt, wie wohl ein bekannter Elektronik-Act wie Daft Punk einen Indie-Hit der Nuller Jahre produziert hätte.

Das Ergebnis klingt wie eine Mischung aus frühen Stücken von Cari Cari, an denen noch der Staub der Rock-Prärie klebt, und gleichzeitig bricht der Four-to-the-floor-Tanzbeat durch. Unaufhaltsam dahinrollend sind diese letzten Tage auf der Erde ein ausgelassenes, psychedelisches Popfest, bei dem Cari Cari gewitzt mit ihrem eigenen Sound spielen. Der Track macht große Vorfreude auf das neue Album und die Livegigs des Duos.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Mit viel Gefühl und Verständnis blickt Sängerin Yeshi auf eine in Schieflage geratene Beziehung. In „Too Broke For Therapy“ geht es um den Versuch, aus schmerzhaften, dysfunktionalen Mustern auszusteigen.
  • Der Ex-Oehl-Musiker Hjörtur Hjörleifsson hat mit dem australischen Kurzfilmemacher und Lyriker Nathan Ceddia das Kunstprojekt „Perfumes“ gestartet. Für den Song „eternal fires“ haben sich die beiden Sängerin Elena Shirin ins Studio geholt. Starker Song mit starkem Video!

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Herrlich rau, frisch und direkt ist die neue Single „Intoxicated“ der Sängerin und Songschreiberin Amelie Tobien. Eine schöne Indie-Rock-Nummer mit ein bisschen Melancholie.
  • Die gute Mieze Medusa ist bekannt für ihre Wortakrobatik. In ihrem neuen Hip Hop Track „Milla Yolo Bitch“ vermittelt sie, dass es gut ist, sich selbst zu kennen und zu sich selbst zu stehen. Egal, was andere denken und sagen.
  • Dives reflektieren über Verhaltensmuster in Beziehungen. Gleichzeitig ist „Say“ geradliniger Garagenrock as good as it gets.
  • Oft ist es schwierig, mit seinen Ängsten umzugehen. Das wissen auch die Leftovers. Ihre Art ist es, mit lauten Gitarren, schreiendem Gesang und energischem Schlagzeug der „Angst“ zu begegnen.
  • Das Produzentenduo Oberst & Buchner veröffentlicht nächste Woche eine neue EP. Vorbote ist die großartige Nummer „Freie Sicht“ featuring Acud, zu der noch ein Video folgen soll.
  • Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider im FM4 Soundpark die FM4 Sessions von Bilderbuch und Dives präsentiert. Außerdem wurden der Soundpark Act des Monats Flirtmaschine und die neuen Singles von Amelie Tobien und Oberst & Buchner vorgestellt.
  • In der FM4 Soundpark Sonntagnacht hat Clemens Fantur Rapper Mile und Produzent Flip ins Studio geladen. Außerdem gab es das Liveset von Crack Ignaz vom Popfest 2022 zu hören.

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