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3x3-Basketball

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Bei der 3x3-Basketball-EM in Graz droppen die Beats und die Zweier

Die Europameisterschaft im 3x3-Basketball wird erstmals in Österreich ausgetragen. Von 9. bis 11. September dominiert in den Grazer Kasematten das organisierte Streetball. Wie die Herren sich mit einem Zweipunkter-Spektakel ins Viertelfinale schossen, was die Damen heute planen und die Fans von der Partystimmung halten.

Von Florian Wörgötter

Das erste Gruppenspiel des österreichischen Nationalteams bringt den Hexenkessel am Grazer Schlossberg zum Brodeln: Matthias Linorter trifft einen Zweier (= Dreipunktewurf beim 5-gegen-5) und das Publikum raunt. Nico Kaltenbrunner versenkt eine Serie an Zweiern, das Publikum raunt mit jedem Korb lauter. Die Wurfsalven und der Jubel schaukeln einander höher im Takt, bis sie den Rhythmus der dröhnenden Beats zwischen Bilderbuch und Avicii übertönen und die teils 800 Jahre alten Burgmauern der historischen Kasematten beinahe zu zittern beginnen.

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Diese Intensität entsteht beim superschnellen 3x3-Basketball, da die Regeln nach einem Treffer keine Umschaltpausen zwischen Angriff und Verteidigung vorsehen. „3x3 ist ein zehnminütiger Sprint, in die einzelnen Spieler*innen von der Offense bis zur Defense alles machen müssen“, bringt es Nationalspielerin Camilla Neumann auf den Punkt. „Das Spiel ist auch viel physischer und es kommt zu mehr Körperkontakt als beim 5-gegen-5, da die Schiedsrichter weniger streng pfeifen“, erklärt Teamkollegin Nina Krisper den teils harten Zugriff am Feld.

Angespornt von der Daueranimation durch MC und DJ bleibt kaum Raum zum Verschnaufen – weder für die Spieler*innen noch für das Publikum. Das ist die Beachvolleyballisierung des Basketballs, das ist 3x3-Basketball, eine genormte Variante des Streetballs, mit Regelwerk, Schiedsrichtern und einer eigenen Worldtour, die heute in Graz ihre Europameisterschaft der Nationen feiert.

3x3-Basketball

Florian Wörgötter

Von Streetball zu 3x3-Basketball

Das 3x3-Basketball hat seine Wurzeln im Streetball, das im New York der 1950er Jahre im sagenumwobenen Rucker Park in Harlem geboren wurde. Um die Jahrtausendwende verpasste Schuhhersteller AND1 mit seiner Mixtape Tour dem Streetball einen weltweiten Popularitätsschub. Auch in Österreich wird seitdem Basketball auch in Käfigen gespielt.

In den Nullerjahren hat der Weltbasketballverband FIBA dem 3x3-Basketball ein definiertes Regelwerk samt Organisationsstruktur verschrieben. Im Jahr 2012 wurde die erste 3x3-Weltmeisterschaft ausgetragen und die 3x3-Worldtour ins Leben gerufen, eine Liga bestehend aus Masters-Turnieren und Challengern auf diversen Kontinenten. Seit den Sommerspielen in Tokio 2020 ist 3x3-Basketball auch eine olympische Disziplin. In Österreich spielt man professionalisiertes 3x3-Basketball seit 2019.

3x3-Basketball

Florian Wörgötter

Beim ersten 3x3 Europe Cup in Österreich treffen von 9. bis 11. September die Nationalteams aufeinander. Nach dem Olympia-Qualifikationsturnier 2021 am Grazer Hauptplatz, wird nun im historischen Ambiente der Kasematten am Grazer Schlossberg gedribbelt und gedunkt. In den Burgmauern der ehemaligen Befestigungsanlage befindet sich die Schlossbergbühne, wo sonst Liedermacher Konstantin Wecker, die Grazer Lokalmatadore Granada oder Hartgesottene beim Metal on the Hill aufspielen. Wer mit der Schlossbergbahn den Berg bewältigt, wird mit einem Panorama über die Dächer von Graz belohnt.

Österreich auf Korbjagd

Nach dem Sieg gegen Ungarn spricht Nationalspieler Martin Trmal von einem „Raketenstart“: „Das Publikum bringt den Schlossberg zum Einsturz. Vielleicht ist die Höhenluft hier Doping für uns“, lacht Trmal, ein leidenschaftlicher Spieler mit hoher Diskursbereitschaft am Feld. Obwohl der gut geschmierte Rhythmus der Herren im zweiten Spiel gegen Litauen (15:21) Freitagnacht unterbrochen wurde, steigt das Herrenteam als Gruppenzweiter in das Viertelfinale auf und fordert am Sonntag um 14.20 Uhr die Niederlande.

TV-Hinweis:

ORF Sport+ überträgt alle 3x3-Europe-Cup-Spiele der österreichischen Damen und Herren live. Die Damen spielen am Samstag um 16.40 Uhr gegen Estland und um 21.15 Uhr gegen Deutschland. Die Herren bestreiten ihr Viertelfinale gegen die Niederlande am Sonntag um 14.20 Uhr. Die Finali überträgt ORF Sport+ am Sonntag ab 20.30 Uhr.

Die österreichischen Damen starten am Samstagnachmittag in die Europameisterschaft. Für die beiden Grazerinnen Camilla Neumann und Nina Krisper überwiegt die Freude den Druck, vor Freunden und Familie zu spielen. „Wir wissen, dass wir nicht zu den Titelfavoritinnen gehören, doch das wollen wir mit Herz und Publikum im Rücken wettmachen“, sagt Camilla Neumann, die „Erfahrene“ im Damenteam. „Wir werden den Fans ein neu gemischtes Team präsentieren und hoffentlich auch eine Überraschung schaffen“, sagt Nina Krisper, die „Energizerin“ mit der physischen Spielweise.

Wo sind die Fans?

Das fragt der Stadionsprecher das Publikum, in dem viele, doch bei weitem nicht alle über 1,90 Meter große Hün*innen sind. Unser Ergebnis einer Publikumsbefragung: Wie passt denn Basketball in die altehrwürdigen Kasematten? „Es ist ein Hexenkessel wie der Bolzplatz bei den Wilden Kerlen, wo die Fans nahe am Feld sind. Nächstes Jahr gerne wieder hier“, sagt ein Hobbybasketballer. „Weltklasse, aber surreal, denn letztes Mal spielte hier noch Konstantin Wecker, doch es passt perfekt rein“, sagt ein Nicht-Basketballfan vom Publikumsservice.

Ob der Sport das musikalisches Dauerfeuer braucht? „Die Musik müsste sich nicht dauernd wiederholen. Doch es ist gut, dass der Kommentator immer wieder daran erinnert, die Spieler*innen zu beklatschen. Denn beim Zuschauen ist man so gebannt, dass man das Anfeuern fast vergisst“, sagt eine Basketballveteranin.

Und was meint ein Streetballer dazu, dass sich sein Hobby mit einer EM, einem Regelwerk und Schiedsrichtern so professionalisiert hat? „Das ist unglaublich stark. Denn so bekommen Leute, die auf der Straße anstatt in Teams spielen, die Chance, professioneller zu werden.“

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