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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Okay Kayas „Jolene From Her Own Perspective“

Die skandinavische Solomusikerin Okay Kaya ist bekennende Dolly-Parton-Verehrerin: Mit dem bisexuellen Lo-Fi-Walzer „Jolene From Her Own Perspective“ setzt sie der Country-Legende ein kleines Denkmal.

Von Michaela Pichler

In der Popkultur gibt es viele unterschiedliche Figuren, die in die Musikgeschichte eingegangen sind: Lucy in the Sky with Diamonds zum Beispiel, Eminems fiktiver Stalker-Fan Stan, Jeanny von Falco oder vielleicht auch Jenny from the Block. In diese Liste gehört auch Jolene von Dolly Parton.

Den Country-Song „Jolene“, mit dem Dolly Parton ihren größen Hit landete, haben seitdem schon viele gecovert und neu interpretiert, die White Stripes genauso wie Dolly Partons Patenkind Miley Cyrus. Diese Woche hat sich nun auch die norwegische Künstlerin Okay Kaya an den Song gewagt, aber nicht mit einem Cover (obwohl sie sich mit der Kunst des Coverns bestens auskennt, siehe „Believe“), sondern mit einem Perspektivenwechsel.

1973 hat Dolly Parton mit der Geschichte über eine Femme fatale der alten Schule einen Coup gelandet. „Jolene“ handelt von einer jungen Frau, die den so ahnungslosen wie vermeintlich unschuldigen Mann der Ich-Erzählerin verführt. Knapp 50 Jahre nach dem Erscheinen dieses Klassikers möchte die Lo-Fi-Popmusikerin Okay Kaya das Bild der Jolene geraderücken und lässt sie in ihrem Song einfach selbst zu Wort kommen:
Dolly, Dolly, Dolly / I could never take one human being from another / I’m flattered you think I’m so pretty / I’m probably just illuminating

„Jolene From Her Own Perspective“ ist ein charmanter und behutsamer Song über das Finden der eigenen Stimme, über Sexualität und über Macht. Dank Okay Kayas neuen Zeilen steigt Jolene aus dem bizarren Liebesdreieck aus, lässt den Mann links liegen und nähert sich stattdessen der von Liebeskummer geplagten Nebenbuhlerin. Und so werden im Song einst Rivalinnen zu Liebhaberinnen: „I can’t believe / We’re arguing about some man that’s / So silly in fact / I’d rather talk about you and me“.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Stimmlich wird Okay Kaya von der US-amerikanischen Songwriterin Zannie unterstützt, die ihr im Stil einer hauchenden Lana Del Rey zur Seite steht. Gemeinsam lassen sich dann auch unangenehmere Wahrheiten aussprechen, wie diese hier zum Beispiel: „Wir sind alle nur Objekte der Begierde“, unbedeutend und austauschbar, so formuliert es Okay Kaya. Mit gierigen Blicken kennt sie sich aus: Vor ihrer Karriere als Solomusikerin hat die Norwegerin als Model auf diversen Catwalks gearbeitet. In New York City zieht es sie dann aber von der kurzlebigen Fashion zur geduldigen Musik.

Seitdem hat Okay Kaya minimalistische Popsongs ins Musikuniversum geschickt, Lieder über den Alltag in einer Psychiatrie, über die Vorzüge von gespritztem Apfelsaft oder eben über popkulturelle weibliche Ikonen: „Jolene From Her Own Perspective“ ist ein Vorgeschmack auf das kommende Konzeptalbum „SAP“, das im November erscheinen wird. Darauf wird es wohl noch weitere sanfte Songperlen zu entdecken geben. Bis dahin lautet die von Okay Kaya auf Social Media verbreitete Devise: Dolly forever!

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