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Mountainbiker auf den Burgenland-Trails am Geschriebenstein

Burgenland-Tourismus / Oliver Gast

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Mountainbiken im Burgenland? Fantastisch!

Der letzte Ausläufer der Alpen reicht bis hinab ins Burgenland, und genau dort, am Geschriebenstein, gibt es seit Kurzem vier flowige Trails, die sich viele Kilometer durch die Hügellandschaft schlängeln. Die sogenannten „Burgenland Trails“ bauen auf vorhandene Wege sowie „minimal invasive Bauweise“. Wir waren auf den neuen Trails im Südburgenland unterwegs.

Von Michael Troll

Das Burgenland steht für flache Hügellandschaften, sanfte Weinberge und den Nationalpark Seewinkel. Dass sich im Südosten, am Übergang zur pannonischen Tiefebene, ein bewaldetes Gebirge erstreckt, ist vielen Menschen unbekannt. Der Geschriebenstein ist mit seinen 884m der höchste Berg des Landes und für die mountainbikenden Locals schon lange ein „Traildorado“. Allerdings war das Biken im Naturpark bis jetzt nur auf ausgewiesenen Forststraßen gestattet. Das Befahren von Waldwegen war lange Zeit rechtliche Grauzone bzw. verboten.

Anfang 2020 organisierten sich Biker*innen aus der Umgebung, um Landespolitik, Grundbesitzer*innen sowie Jagd- und Forstwirtschaft von ihrem Konzept zu überzeugen. Die Corona-Lockdowns brachten die benötigte Zeit und Inspiration, um ein Konzept für ein Trail-Netzwerk zu entwickeln, die „Burgenland Trails“.

Die Trails

Das neue Wegenetz am Geschriebenstein besteht aus vier Strecken in unterschiedlich schwierigen Varianten. Auf insgesamt 40 Kilometern führt das Trail-Netzwerk durch eindrucksvolle Mischwälder, kleine Schluchten und Canyons und fügt sich verspielt in Landschaft und Gelände ein. Von flowigen Anfänger-Passagen bis hin zu schwierigen Downhill-Abschnitten, die man definitiv vor der Abfahrt besichtigen sollte, ist alles dabei.

Mountainbiker auf den Burgenland-Trails am Geschriebenstein

Burgenland-Tourismus / Oliver Gast

Aussichtswarte am Geschriebenstein

Der Rechnitz-Trail zählt zu den Highlights und wird von den Locals aufgrund seines hochschaubahnartigen Verlaufs gerne als Finale Ligure des Burgenlandes bezeichnet. Der Esterhàzy- und der Batthyàny-Trail, benannt nach den Grundstückseigentümern, sind mit rund acht Kilometern Länge echte Endlosschleifen. Kleine Jumps, Flowlines und Drops sind in die Strecken integriert — mit Umfahrung für all jene, die lieber auf der sicheren Seite bleiben. Aufgrund der eher milden Winter ist ein ganzjähriger Betrieb geplant, also keine Wintersperre wie in vielen anderen Gebieten Österreichs.

Schonender Eingriff nach britischem Vorbild

Die Inspiration für die „Burgenland-Trails“ holten sich die Planer*innen aus Mountainbike-Gebieten in Schottland und Wales. Dort werden schon seit 1997 vorhandene Wege-Netzwerke mit geringem baulichem Aufwand in Trails umgestaltet. Dieser Ansatz, den Mountainbike-Sport auf ausgewiesene Wege zu lenken, sowie die Region durch die neue Infrastruktur touristisch aufzuwerten, überzeugte nicht nur Anrainer*innen, sondern auch die Regional- und Landespolitik. So investierte das Land im Rahmen seiner Rad-Offensive „BurgenRADland“ bis jetzt rund 1,5 Millionen Euro in das Projekt auf dem Geschriebenstein.

Nach einer zweijährigen Planungs- und Genehmigungsphase startete der Bau im Februar 2022. Drei Monate lang arbeitete die Firma Mountainbike Movement mit Trail-Shaper*innen aus ganz Europa an den Strecken, am Samstag 17.09.2022 werden sie nun offiziell eröffnet.

Auch wenn sich die „Burgenland-Trails“ eine schonende Bebauung auf die Fahne heften, treffen bei solchen Sportparks mitten in der Natur unterschiedliche Interessen aufeinander. Immerhin ist das Gebiet rund um den östlichsten Ausläufer der Alpen seit 1996 als Naturpark und somit als geschützte Kulturlandschaft deklariert. Die Wälder werden forst- und jagdwirtschaftlich genutzt und haben einen großen Wildbestand. Der Konflikt zwischen Jäger*innen, Grundstücksbesitzer*innen und Mountainbiker*innen ist in Österreich keine Seltenheit. Vor allem wenn es darum geht, abseits von Forststraßen auf Single-Trails durch den Wald zu fahren. Dies war bisher im Burgenland bis auf wenige Ausnahmen, wie im Rest von Österreich, verboten.

Mit dem neuen Trail-Netzwerk wird versucht, die Biker*innen in klar definierte Bereiche zu lenken. Diese umfahren sensible Zonen des Naturparks und weichen den Jagdgebieten aus. Ob es gelingt, Bikepark und Naturpark in Einklang zu halten, ist aber von unterschiedlichen Faktoren und vor allem von der Auslastung der Trails abhängig. „Klar ist jedenfalls, dass alle Biker*innen zum Gelingen des Projekts beitragen können, in dem sie ganz einfach die Trail Regeln einhalten, Müll mitnehmen und sich im Wald angemessen verhalten“, so Martin Ochsenhofer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Südburgenland.

Good to Know

Die Strecken starten vom Parkplatz bei der Geschriebensteinwarte. Mit dem Bike erreicht man den Parkplatz über die Uphill-Trails von Lockenhaus oder Rechnitz. In den Orten kann man Räder ausborgen und an den Wochenenden fährt ein Bike-Shuttle-Service. Wer das gesamte Gebiet in einem Tag abfahren will, borgt sich am besten ein E-Bike aus. Da die Beschilderung noch nicht ganz ausgebaut ist, sollte man definitiv eine Karte mitnehmen bzw. die Strecken in einer App tracken. Tickets gibt’s online oder in örtlichen Verkaufsstellen. Die Tageskarte kostet 9,50 €.

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