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"Zola" Movie Still

A24 / Netflix

„Zola“: Twittern on the road

Mit wilden Textnachrichten mutierte eine junge Stripperin zum Internet-Star. Jetzt wurde ihr Leben poppig und tragikomisch verfilmt.

Von Christian Fuchs

Im Oktober 2015 gehört das Internet für einen kurzen Moment einer jungen afroamerikanischen Frau aus Detroit. A’Ziah Wells King, Spitzname Zola, wird durch ihre manischen Textnachrichten zur Twitter-Sensation. Die damals 19-jährige Stripperin erzählt in Kürzestform von einem Roadtrip, der düstere Züge annimmt. Etliche Celebrities sind fasziniert von der rauen Sprache und den wilden Ereignissen, mit denen Zola konfrontiert wird.

Die Regisseurin Janicza Bravo hat aus den 148 Tweets einen Film gemacht, der versucht, in die wilde Welt seiner Titelfigur einzutauchen, auch mit deutlichen formalen Mitteln. Twitter-Benachrichtigungen klingeln mittendrin, das Schnitt-Tempo wechselt zwischen elegisch und hektisch, die neonbunten Farben berauschen das Auge.

Komödien-Tonfall und bitterer Ernst

Zola“ beginnt mit Ausschnitten aus dem Leben einer Schwarzen Kellnerin und Teilzeit-Stripperin, die ihrem eigenen moralischen Kodex folgt. Als sie die Bekanntschaft einer blonden weißen Nightlife-Kollegin namens Jessica macht, lässt sich Zola auf einen Vorschlag ein: Gemeinsam nach Florida zu fahren und dort bei reichen Stripclub-Kunden abzuscashen.

Allerdings sind auf der Reise auch zwei Männer mit dabei. Ein creepy boyfriend von Jessica und ein dominanter Geschäftsmann, der sich bald aus Zuhälter entpuppt. Zola fühlt sich am Ziel angekommen mitten in die Prostitution gedrängt - und der schrille Komödien-Tonfall des Films weicht dem bitteren Ernst, zumindest streckenweise. Man nimmt Regisseurin Bravo jedenfalls das Anprangern missbräuchlicher Situationen in jeder Minute ab.

"Zola" Movie Still

A24 / Netflix

Style und Substanz

Eine andere Sache, die während „Zola“ durch den Kopf geistert: Basiert dieses knallige, mit obszönen Trap-Songs gespickte Roadmovie-Epos tatsächlich auf Tatsachen? Der Film beruht bestenfalls auf Teilwahrheiten, stellt schon der Vorspann klar.

The real Zola mag vielleicht nicht die vertrauenswürdigste Erzählerin sein, wie viele Medienbeobachter*innen bemerkten. Die Newcomerin Taylor Page spielt die Antiheldin aber charismatisch und empathisch, wir folgen ihr gerne auf der Road To Nowhere. Die immer tolle Riley Keough, Enkelin eines gewissen Elvis Presley, brilliert als verhuschte und fragwürdige Jessica, eine Absturzkandidatin wie aus dem Instagram-Bilderbuch des Schreckens. Nicholas Braun, aus der Topserie „Succession“ reißt als manischer Freund die Aufmerksamkeit an sich.

Dieser Film hätte zusätzlich zur Streaming-Veröffentlichung auf Netflix auch im Kino funktioniert. Ein bisschen sarkastischer Trailertrash-Glamour à la „Spring Breakers“, aufblitzende Thriller-Elemente, ein Hauch von Hip-Hop-Video, derber Humor und gezielt eingesetzte Härte. Viel Style, aber auch durchaus etwas Substanz, wie man es von der Produktionsfirma A24 gewohnt ist. „Zola“ holt jedenfalls einiges aus den Twitter-Vorlagen heraus.

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