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Wayward Strand

ghost pattern

Besuchsdienst auf dem Zeppelin

Im australischen Adventure-Game „Wayward Strand“ freunden wir uns mit den betagten Bewohner*innen eines seltsamen Krankenhauses an.

Von Rainer Sigl

Das Mädchen Casey ist 14 und lebt in einem besonders verschlafenen Eck der Welt. In den Siebzigerjahren ist in Victoria im südwestlichen Australien wirklich nicht viel los, und jetzt soll die Schülerin auch noch drei Ferientage opfern und mit ihrer Mutter in die Arbeit gehen.

Die ist Pflegerin in einem Krankenhaus voller alter Menschen - das klingt schon mal nicht sehr aufregend, aber immerhin schwebt dieses Krankenhaus durch die Luft, an Bord eines riesigen Zeppelins. Das ist aber nicht das einzig Ungewöhnliche am australischen Adventure-Game „Wayward Strand“.

Everything everywhere all at once

Jeden Morgen findet sich Casey an Bord des fliegenden Krankenhauses ein und darf dort ihre Zeit bis zum Feierabend nach eigenen Wünschen verbringen. Schnell kommt man in „Wayward Strand“ mit den betagten Patient*innen des seltsamen Luftschiffs ins Gespräch, plaudert über deren Lebensgeschichte oder erfährt den neuesten Tratsch.

„Wayward Strand“, entwickelt und vertrieben von ghost pattern, ist für Windows sowie Konsolen erschienen.

Das Besondere daran: Alle Figuren dieses Adventures im nett gezeichneten Cartoon-Stil führen ein eigenes Leben und wandern dabei in Echtzeit nach ihrem eigenen Tagesplan an Bord ihres Heims herum. Bei manchen Gesprächen untereinander darf man sie auch belauschen und so Erhellendes erfahren. Den Großteil der zahlreichen Geschicht(ch)en und Beziehungen wird man wegen dieser Gleichzeitigkeit und des Eigenlebens der Luftschiffbewohner*innen beim ersten Durchspielen nicht mitbekommen, weil man gerade am anderen Ende des Schiffs ist, während woanders etwas Interessantes passiert.

Das macht aber wenig, denn ums Lösen großer Rätsel geht es hier sowieso nicht. Mehrmaliges Durchspielen bringt Licht in Handlungsteile, die auf Anhieb nicht durchschaubar waren.

Wayward Strand

ghost pattern

Stressfrei zum Nickerchen

Was schon Gameplay-Clou für einen hintergründigen Thriller wie den schlauen Gattenmord-Krimi „Overboard!“ war, ist hier viel unaufgeregter angelegt. „Wayward Strand“ ist ein nettes, sehr freundliches Abenteuer, in dem es ums Zuhören und Einfühlsamkeit geht; das Aufdecken der einzelnen Lebensgeschichten und der vielen kleinen Geheimnisse dieses Luftschiffs ist eigentlich das einzige Ziel des Spiels.

Ein bisschen erinnert das dann doch an den Besuchsdienst im örtlichen Altersheim. Das kann man originell und berührend finden, bei weniger sensiblen Naturen kommt aber eventuell auch ein wenig Langeweile auf. Für authentisches Aussie-Feeling sorgen auf jeden Fall berühmte australische TV-Sprecher; „Wayward Strand“ ist als australisches Indie-Spiel mit Lokalbezug zumindest auf jeden Fall ein sympathisches Exotikum.

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