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Der Song zum Sonntag: Alvvays - „Belinda Says“

Alvvays träumen in ihrer neuen Single vom simplen Glück. Im Oktober erscheint das neue Album „Blue Rev“ der Band aus Toronto, Ontario.

Von Christoph Sepin

Wenn man aufs Land zieht, dann kann man so Einiges machen: Man kann jede Menge Pfirsiche essen, wie The Presidents of the United States of America es mal gesungen haben. Oder wie Blur in ihrem „Country House“ Wiederholungen im Fernsehen anschauen. „He lives in a house, a very big house in the country“. Oder man macht es wie Alvvays und entscheidet sich für’s bescheidene Leben, gründet eine Familie, versucht es mit dem Glück der kleinen Welt.

Alvvays aus dem kanadischen Toronto, Ontario veröffentlichen seit knapp zehn Jahren konsistent wundervoll verträumte Gitarrenmusik. Verzerrt-verwaschene Walls of Sound können bei anderen Bands ganz schön arg klingen, bei Alvvays sind das flauschige Wolken, in die man sich hinein kuscheln kann. Alles gut auch im größten Hit der Gruppe, „Archie, Marry Me“ aus dem Jahr 2014.

„Belinda Says“ ist da jetzt irgendwie das Sequel dazu, denn nach der Hochzeit mit Archie kommt der Familienwunsch und eine traditionelle Existenz. „Moving to the country, gonna have that baby“, ist die zentrale Zeile. „Wait tables in town, I know word gets around“. Aufs Land ziehen, Kinder bekommen, dann vielleicht ein bisschen kellnern, um Geld zu verdienen. Wird sich schon alles rumsprechen. Dass das aber alles doch nicht so ernst gemeint ist, wird schnell klar.

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Denn wie schon in ihrem „Archie, Marry Me“ interessieren sich Alvvays in „Belinda Says“ gar nicht so sehr für das eigentliche Heiraten oder Kinder kriegen oder aufs Land ziehen, sondern für die Idee des simplen Glücks. Ist das doch alles so einfach, kann man all dem, was bedrückt und was das Leben so schwierig macht einfach den Rücken kehren? Schau, da drüben ist der Regenbogen und das Happy End, man muss ja nur bescheiden sein. „And we’ll start another life“.

Und wer ist in diesem Song die namensgebende Belinda? Laut Alvvays ist das eine Referenz auf Belinda Carlisle. Die kalifornische Musikerin hat in den Go-Go’s gespielt und ist wohl am allerbekanntesten für ihren Song „Heaven Is A Place On Earth“. Muss man nur lesen und dann hat man schon die Melodie im Kopf. „Bеlinda says that heaven is a place on еarth, well so is hell“, singt Alvvays-Vokalistin Molly Rankin. Denn so einfach ist das natürlich nicht mit der Kleinstadtutopie. So ein richtiges Paradies, mit all dem Kitsch, der Romantik und dem simplen Glück, gibt’s eben nicht wirklich. Auch wenn man es sich in einem Song herbeiwünscht.

„Paradise and I find myself paralyzed, knowing all too well terrified“, singt Rankin. „But I’ll find my way“. Denn wer die Instrumente so spielt, wie das Alvvays tun, lässt eben immer Platz für das Stückchen Hoffnung. Vielleicht ist es nicht so einfach, wie nur aufs Land ziehen und neues Leben beginnen. Vielleicht braucht das viel mehr Arbeit und vielleicht hat man den Ort an den man will eh in sich drin, muss den aber zuerst einmal finden. Musik von Alvvays hilft auf jeden Fall dabei. Das neue Album „Blue Rev“ erscheint am 7. Oktober.

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