Was Todor dem neuen Präsidenten sagen würde
Eine Kolumne von Todor Ovtcharov
Letzte Woche gab es Wahlen in Italien, diese Woche gibt es Wahlen in Bulgarien und nächste Woche kommt die Bundespräsidentenwahl in Österreich. In Italien gewann die Kandidatin der extremen Rechten. Das war mittlerweile keine große Überraschung mehr. Denn es gewinnen immer die, die populistisch reden. Es gewinnen in letzter Zeit immer die, die „dagegen“ sind und nicht die, die „dafür“ sind. Die Wähler suchen in den Kandidaten eine Spiegelung von ihren Ängsten und nicht von ihren Hoffnungen. Alle sind gegen die Inflation, gegen die Teuerung, gegen Instabilität. Wie man die Teuerung stoppt und Stabilität bringt, wird aber nicht gesagt. Hauptsache, wir sind alle miteinander dagegen.
Radio FM4
In Bulgarien kam bei den letzten Wahlen eine Partei ins Parlament, nur weil sie gegen Masken und Covid Maßnahmen war. Alle Impfgegner stimmten für sie. Ihre Abgeordneten trugen demonstrativ keine Masken und stimmten gegen Impfungen. Danach stellte sich heraus, dass sie alle geimpft waren.
Jetzt fährt die selbe Partei - „Wiedergeburt“ - eine klar antidemokratische und prorussische Wahlkampagne und es wird erwartet, dass sie ihr Ergebnis verdoppeln. Sie ähneln in ihrer Rhetorik sehr der Wahlgewinnerin aus Italien. Sie sind ebenso gegen „Ausländer“ und alle, die anders sind. Erinnert ihr euch an die Fotos, auf denen Putin Berlusconi umarmt? An die Front National, die von russischen Banken gefördert wurde? An Brexit? An Trump? An Schröder? An die FPÖ Ministerin, die sich vor Putin verbeugt hat?
Jedesmal, wenn ich von der U Bahn herauskomme, bekomme ich einen Kuli von den Anhängern eines unterschiedlichen Präsidentschaftskandidaten. Ich habe bereits die gesamte Kollektion. Ich würde sie gerne dem Gewinner übergeben und ihm sagen: „Pass auf, was du damit unterzeichnest, sonst werde ich dich bei den nächsten Wahlen durchstreichen!“ Aber eigentlich darf ich gar nicht in Österreich wählen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Publiziert am 28.09.2022