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Bad Bunny: Zwischen Volksheld und Global Stardom

Der karibische Popstar Bad Bunny verwandelt sein aktuelles Musikvideo in eine 22-minütige Doku über Gentrifizierung und Vertreibung in Puerto Rico. Ein guter Moment, um über den wohl größten und trotzdem irgendwie unbekanntesten Popstar unserer Zeit zu sprechen.

Von Melissa Erhardt

Stromausfälle sind in Puerto Rico nichts Neues. Jetzt gerade, zwölf Tage nachdem Hurricane Fiona über die Insel gefegt und das Stromnetz komplett zusammengebrochen ist, sitzt laut poweroutage.us immer noch jeder fünfte Haushalt im Dunkeln.

Seit die Energieversorgung der Insel letztes Jahr privatisiert worden ist, sind Blackouts häufiger geworden. Dabei hätte die Privatisierung eigentlich dafür sorgen sollen, das Energieversorgungs-Problem zu lösen, das seit dem Hurricane Maria 2017 auf Puerto Rico besteht: Damals, vor fünf Jahren, ist fast 80 Prozent des gesamten Stromnetzes der Insel zerstört worden - von den Verwüstungen der Häuser und anderen Infrastruktur noch gar nicht zu reden. Die USA, zu dessen Außenterritorium Puerto Rico ja zählt, haben nur schleppend reagiert.

Puerto Rico gehört zu den Großen Antillen, einer Inselgruppe in der Karibik. Die ehemals spanische Kolonie wurde 1898 von den USA besetzt, seit 1952 ist Puerto Rico ein sogenannter „frei assoziierter Staat“ der USA. Politisch und ökonomisch ist die Insel als US-Außenterritorium der USA also untergeordnet, Puerto-Ricaner*innen haben dementsprechend die US-amerikanische Staatsbürgerschaft – wählen dürfen sie in den USA aber nicht.

Wer damals aber reagierte, das war der puerto-ricanische Popstar Bad Bunny. In der Tonight-Show mit Jimmy Fallon prangerte er die verspätete Reaktion der Trump-Administration an, er beteiligte sich an Protestaktionen in der Hauptstadt San Juan – und dann, im Mai dieses Jahres, veröffentlichte er sein Sommer-Mixtape „Un Verano Sin Ti“. Darauf zu finden: Der Track „El Apagón“. Also: der Stromausfall.

Der Track allein schon ist nicht nur eine großartige Mischung aus Party-Hymne und Hommage an Puerto Rico, voller karibischer Percussions, dreamy House-Sequenzen und Bad Bunnys sassy Art, es ist vor allem auch eine Abrechnung mit all jenen ausländischen Investoren, die die Insel Step-by-Step aufkaufen und die Einheimischen damit vertreiben. Dagegen wehrt sich Bad Bunny, wenn es auf dem Track heißt: „Das ist mein Strand, das ist meine Sonne, das ist mein Land“ oder „Ich will hier nicht weg, sie sollen gehen“.

Dann, fast zeitgleich mit Hurricane Fiona, kommt das Musikvideo zu „El Apagón“: Ein Video, das sich mittendrin in eine Dokumentation verwandelt – und, ob wir wollen oder nicht, auf einmal sind wir mitten drinnen im Geschehen: In einem Barrio, einem Viertel in San Juan, wo Einheimische aus ihren Wohnungen geschmissen werden, weil „Gringos“ ihre Häuser aufkaufen, um auf der Insel Steuervorteile zu genießen und diese dann als Airbnb-Wohnungen teuer untervermieten, etwa an Remote Worker aus den States. Um die Problematik in ihrer Gesamtheit zu fassen, schaut es euch einfach selbst an, es lohnt sich.

Bad Bunny: Der unbekannteste bekannteste Popstar unserer Zeit?

Das Musikvideo bietet einen perfekten Anlass für uns, wieder einmal über Bad Bunny zu sprechen. Der Musiker bricht seit geraumer Zeit nicht nur einen Rekord nach dem anderen, er gibt den Sorgen der Puerto-Ricaner auf internationaler Ebene eine Plattform, showcased auf seinen Konzerten aufstrebende, queere Musiker*innen der Insel wie Villano Antillano oder Young Miko und hat mit seinem letzten Album dafür gesorgt, dass das Latin-Genre in den USA für kurze Zeit sogar das Country-Genre an Audiostreams überholt hat.

Im FM4 Musikpodcast fragen wir uns, wie es eigentlich sein kann, dass der global gerade erfolgreichste Musiker hierzulande so unbekannt ist. Wir sprechen darüber, was die lateinamerikanische Diaspora und internationale Features damit zu tun haben, wen ihr noch hören könnt, wenn ihr einmal Gefallen an Bad Bunny gefunden habt und was das alles mit einem generellen Global Shift in der Popkultur zu tun hat.

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