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Wanda auf einer Laderampe

Tim Brüning

„Wanda“: Die Essenz ihrer Rock-’n’-Roll-Strahlkraft im neuen Album

Im 10. Jubiläumsjahr präsentiert die Band ein Album, das alles hat, was man in den letzten zehn Jahren an Wanda liebgewonnen hat. Va Bene.

Von Susi Ondrušová

2012 war die Welt eine andere. Deutschsprachige Musik mit Gitarren und guten Texten kannte man von Bands wie Ja, Panik oder Kreisky und dem Nino aus Wien, aber die Rock-’n’-Roll-Wucht, mit der Wanda mit ihrem Debütalbum „Amore“ 2014 in Erscheinung getreten sind und die Aufmerksamkeit auf dieses kleine Land Österreich gelenkt haben, die war neu. Das fünfte Album der Band, selbstbetitelt als „Wanda“, lädt die „Besucher*innen in eine Welt ein, die sie kennen“, wie Marco Michael Wanda im FM4-Interview erzählt. Es geht darum, die Essenz der Band in zwölf Songs zu packen und leuchten zu lassen. Im Gespräch verwendet Marco sogar das Wort „Wohlfühl-Oase“. Wie kam es dazu?

Eine Band sein bedeutet eine eingeschworene Gemeinschaft sein, denn von der Idee und dem Wunsch, Konzerthallen zu füllen, ist es ein weiter Weg bis zu seiner Verwirklichung. Bei Wanda war es ein kurzer und intensiver Weg. Zu Beginn gab es nur die fünf Freunde, die wussten, wer sie sind, was sie können und was sie sein möchten. Diese Energie, die eine neu gegründete Band hat, die gemeinsam vom Erfolg träumt und selbstbewusst weiß, dass dieser auch kommen wird, ist mit nichts vergleichbar. Die gemeinsamen Erfahrungen, die man als Band macht, schweißen zusammen, und alles, was einem später widerfährt – ein Amadeus Award oder sieben, ein ausverkauftes Konzert oder siebzehn –, all der Erfolg baut auf dieser Energie dieser eingeschworenen Gemeinschaft auf.

Der Tod von Christian Hummer, dem Keyboarder von Wanda, ist eine Zäsur in der Biografie der Band, alle Bandmitglieder (und ihr Produzent Paul Gallister) sind Teil der Erfolgs-DNA von Wanda. „Die Musik von Wanda ist direkt Leben! Es sind Lieder, mit denen man sich identifizieren kann, weil es Erfahrungen sind, die man, wenn man lebt, einfach macht!“, hat Christian Hummer über die Strahlkraft von Wanda-Songs im Jahr 2014 gemeint. Diese Erfahrungen, die alle von uns im Leben machen, drehen sich um die Themen der Freundschaft, Liebe und Angst. So auch auf dem neuen Album der Band.

Die wichtigen Dinge: Freundschaft und Liebe

Die letzten zwei Jahre waren für die meisten, um nicht zu sagen für uns alle, geprägt von der Frage „Was ist relevant?“ Was ist in Anbetracht einer globalen Pandemie, der erlebten Isolation und der sich in eine apokalyptische Richtung entwickelnden (klima-)politischen Lage wichtig? Freundschaft. Liebe. Ein Vorankommen in unsicheren Zeiten, wo Wege mit schwarzen Löchern geebnet sind. Man höre nur einen Song wie „Va Bene“.

Marco hat nach der Fertigstellung des Songs seinem Freund, dem Nino aus Wien, eine SMS geschrieben: „Ich habe die Pforten der Hölle geöffnet!“ Nino hat darauf geantwortet: „Dann mach sie vielleicht wieder zu!“

Im FM4-Interview meinte Marco, dass dieser Song ganz zentral für ihn ist, denn darin gibt er einen „tiefen Einblick in ganz viele verschiedene Gesetzmäßigkeiten des Lebens und des Älterwerdens“. Dieser Hymne gegenüber steht ein Song wie „Rocking in Wien“, der ebenfalls in eine Art Abgrund schaut, aber als Ausweg die Lust am Leben anbietet.

Cover des neuen Wanda-Albums: Ein PKW mit der Aufschrift "Amore" steckt im Sand

Universal Music

Wien wird neben dem Opener-Track „Rocking in Wien“ und „Sterne von Alterlaa“ auch in „Eine ganz normale Nacht in Wien“ zum Thema, wo Marco die Zeile singt „Es gibt genug Wahrheit in jeder Straßenbahn“. Was sicherlich ein Schmunzeln im Gesicht vieler, die öfter mit der Bim fahren, hervorrufen wird. „Es ist gar nix schlimmer, es ist so wie immer“, heißt es auch im Song „Eine ganz normale Nacht in Wien“. Auch auf dem Albumcover ist die Heimat der Band verewigt. Marco beschreibt das Artwork im FM4-Interview: „Es ist durchaus eine dystopische Vision. Ob das die Zukunft ist? Keine Ahnung! Aber es ist eine Wüste über Wien zu sehen. Wir sehen den Hundertwasser-Turm in Spittelau und wir sehen unseren alten ‚Amore‘-Mercedes – als Insignie unserer eigenen Unsterblichkeit. Es ist eine Hommage an uns selber“, sagt er und lacht.

„Ich bin dein Pilot“

Wanda stellen auf dem neuen Album die großen Fragen des Lebens. Zum Beispiel: „Was bleibt von uns, wenn wir gehen?“ Marco antwortet im Song: „Was bleibt, sind Orte, an denen wir waren. Orte auf deiner Haut, wo meine Finger uns ein Haus bauen.“

Erinnerungen an Zärtlichkeiten und freundschaftliche Verbundenheit sind auch im Song „Pilot“ oder „Eine Gang“ Thema. Den letzten Track am Album, nämlich „Eine Gang“, hat die Band schon 2012 geschrieben und nun für dieses Album neu überarbeitet. Man hört die Band im Chor mit sich selbst. Es wird vielleicht eine Schlägerei und ein Spitalsbesuch besungen, aber diese Gang ist unschlagbar.

Zehn Jahre Wanda gilt es zu feiern, auch wenn das Jubiläum überschattet wird vom Verlust des Freundes und Bandkollegen. Mit diesem Album präsentieren Wanda die Essenz ihrer Rock-’n’-Roll-Strahlkraft und sie lassen trotz aller dystopischen Zwischentöne auch die Hoffnung nicht zu kurz kommen.

Das Schönste am neuen Wanda-Album ist, dass man bei den meisten Songs eine zweite, dritte Stimme oder eben einen Chor im Hintergrund hört, der die Songs verstärkt und so das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt, den manche in diesen Zeiten vermissen, noch mal hörbar macht. Im FM4-Interview auf das zehnjährige Bandjubiläum angesprochen und nach einem Tipp gefragt, den er für Musiker*innen hätte, die von einer lang anhaltenden Karriere träumen, meint Marco:

„Was ich mir selber wünsche für unsere eigene Geschichte ist, dass wir noch viel spannende Musik machen. Ich glaube, das ganze Projekt ist sehr abhängig davon, dass ich irgendwas zu erzählen habe, und ich hoffe, das hört nicht auf. Ich wünsch’ mir jetzt nicht unbedingt, dass das noch mal in größere kommerzielle Dimensionen vordringt. Das muss überhaupt nicht sein. Wenn es irgendwie so bleibt, wäre ich schon zufrieden. Und ein Tipp, wie man das als Band zehn Jahre macht? Kommunikation! Miteinander reden. Man muss unbedingt befreundet sein. Man muss Interesse an den anderen haben und auch Interesse an deren Bedürfnissen. Wer da irgendwie Ego-Filme schiebt, der zerstört halt einfach nur.“

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