Der Song zum Sonntag: Baby Queen „Lazy“

Die südafrikanische Newcomerin Baby Queen schickt uns mit „Lazy“ einen Song für den bevorstehenden Winterschlaf - natürlich aber in gewohnter Bop-Manier.

von Michaela Pichler

Vor einigen Jahren hat es sie noch in einer Vielzahl gegeben. Sie haben oft Mac DeMarco gehört, sich hauptsächlich von Pizza oder anderem Fast Food ernährt, vielleicht ausgewaschene 2nd Hand Mützen getragen und sind einfach durchs Leben geschlurft: die Slacker. Irgendwann kam dann aber durchs Internet gespült der Selbstoptimierungswahn, der sich makellos ins neoliberale Bild unserer Zeit eingefügt hat. Damit soll(te) nun aber wieder schleunigst Schluss sein, denn Bella Latham alias Baby Queen frönt dem guten, alten Slackertum. Und wir alle sollten es ihr nachmachen.

Nieder mit der Leistungsgesellschaft, es lebe das Nichtstun – so lautet die Botschaft in „Lazy“. Nein, Baby Queen hat keine Ambitionen, der nächste Martin Scorsese in Hollywood zu werden, in einem Start-Up groß rauszukommen oder sich beim CrossFit selbst zu geißeln. Noch nicht mal eine Heldin möchte sie sein, nicht mal für einen einzigen Tag (sorry Bowie </3). Genau deshalb verbringt die südafrikanische Indie-Pop-Musikerin im dazugehörigen Musikvideo die meiste Zeit lieber in ihrem Flanell-Pyjama.

Was ihre Musik angeht, da ist Baby Queen dann aber doch alles andere als faul. Anfang des Jahres wurde die in London lebende Künstlerin neben Kolleginnen wie PinkPantheress und Enny als nächstes großes Ding in der renommierten BBC-Liste „Best of 2022“ angekündigt. Für die queere Netflix-Coming-of-Age-Serie „Heartstopper“ hat Baby Queen den Soundtrack beigesteuert, im Sommer ging es dann zuerst mit Popstar Olivia Rodrigo auf Tour. Beim anschließenden Festival-Marathon hat Baby Queen dann auch ihr erstes Konzert in Österreich gespielt, beim FM4 Frequency in St. Pölten. Und jetzt, gerade in diesem Moment, sitzt die Newcomerin wahrscheinlich in einem Flugzeug Richtung USA: In den nächsten Wochen wird sie dort den Singer-Songwriter Conan Gray auf seiner Tour supporten – von Missouri bis nach Vegas. So viel zum realen Couchpotato-Leben einer Baby Queen also.

I could be the new Scorsese
I could drive a pink Mercedes
I could be a winner, baby
But I’m too fucking lazy

So gut und einfach sich so ein Leben als Slacker anhört, auch mit diesem Lebensstil gibt es sie, die Schattenseiten des Daseins. Denn so richtig kompliziert wird es mit dem Faulenzertum beim Zwischenmenschlichen. Dann, wenn man eben nicht mal mehr auf die Whatsapp-Nachrichten seiner Liebsten antwortet und am Fensterbrett die Monstera schon einem qualvoll trockenen Pflanzentod erliegt. Baby Queens Allheilmittel dagegen: Lieber noch eine Mütze drüber schlafen – mit dieser kleinen Hymne ans Nichtstun im Ohr.