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Mile & Flip sind unser Soundpark Act des Monats

Das österreichische Duo Mile & Flip veröffentlichen mit „No Hard Feelings“ eines der schönsten Rap-Alben des Jahres. Sie sind unser FM4 Soundpark Act des Monats Oktober.

Von Clemens Fantur

„Two turntables and a mic“ das ist ein Konzept, welches sich im Hip-Hop schon seit seinen Anfängen bewährt hat. Diese klassische Kombination aus MC und DJ, die zusammen live das Publikum entertainen, hat sich schließlich auch von den Bühnen in die Studios übertragen, wobei der DJ zum Producer wurde und Turntables gegen Sampler und Sequencer eingetauscht worden sind.

Legendäre Duos sind dabei so entstanden: Eric B & Rakim, Pete Rock & CL Smooth, Reflection Eternal alias Talib Kweli & Hi-Tek, Gang Starr alias DJ Premier & Guru, uvm. Bis zum Ende er 1990er Jahre prägten solche Duos das Genre, doch Hip Hop ist ein schnelllebiges Geschäft und mit dem Ableben des Vinyls verschwanden auch zunehmend die DJs von den Bühnen.

Nichtsdestotrotz, der MC und der DJ sind auch heute noch ein fest zementiertes Hip-Hop-Kulturgut und der Beweis dafür, mit welch einfachen Mitteln Musik transportiert werden und ein ganzes Genre einen globalen Siegeszug antreten kann. Ohne „Two turntables and a mic“ kein Hip Hop, wie wir ihn heute kennen.

Mile & Flip

Die beiden österreichischen Musiker Mile & Flip sind so ein klassisches Duo.

Beide sind keine Unbekannten. Flip, ein Veteran unter Österreichs Produzenten, der sowohl von Boom-Bap-Puristen als auch von Street-Rap-Fans geschätzt wird, ist vor allem durch seine Arbeit als Produzent und Rapper von Texta bekannt. Seit den frühen 1990er Jahren zählt er zu einem der prägendsten Protagonisten der heimischen Musiklandschaft, releast seit Jahren beinahe monatlich, war und ist einer der Dreh- und Angelpunkt des Linzer Veranstaltungsortes Kapu, betreibt sein eigenes Musikstudio und gründete mit Tonträger eines der wichtigsten Musiklabels in Sachen Mundartrap. Ohne Flip wäre Hip Hop ein anderer in Österreich. Period.

Mile steht seit kurzem mit seinem Indie/ Rap-Band-Projekt SHARKTANK im Rampenlicht. Hier beweist er seit Sommer 2020 gemeinsam mit Katrin Paucz und Marco Kleebauer, wie einfach und schnell es oft gehen kann, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen und eine gemeinsame musikalische Vision haben. Bereits nach einem Jahr ab der Bandgründung veröffentlichten sie ihr gemeinsames Debütalbum „Get It Done“, welches auch schon im Titel aufzeigt, wie schnell und produktiv hier gearbeitet wurde. Mile genießt auch schon zu Sharktank-Zeiten den Ruf eines schnellen Schreibers, aber auch eines schnellen Arbeiters im Studio. Die Spontanität, das sich-nicht-lange-aufhalten-lassen-wollen, werden zum Markenzeichen von Mile.

Und genau auf diese unmittelbare Art und Weise entstanden auch die ersten gemeinsamen Songs von Mile & Flip Ende 2021. Drei Songs wurden gleich am ersten Tag in Linz aufgenommen. Sechs Monate, und keine Handvoll weiterer Sessions später, war ein Album fertig. No Hard Feelings.

SOP Act

Mile&Flip

Kennen gelernt haben sich die beiden Musiker im Jahr 2015 bei einem Auftritt von Texta in Miles Heimatstadt Weiz in der Steiermark. Bei der obligatorischen Freestyle Session nach dem Texta Konzert kam auch Mile auf die Bühne und rappte, so wie wir es schon kennen, auf Englisch. „Eine aussterbende Sportart“, wie es Flip bezeichnet, denn auf Englisch rappende Musik findet und hört man hierzulande nur noch selten.

Es ist aber nicht nur die Sprache, die Mile von vielen heimischen Rappern unterscheidet. Es ist diese absolute Smoothness, mit der er sich über die Beats legt und – angespornt und motiviert von Produzent Flip – nicht nur rappt, sondern auch in dem einem oder anderen Hook selbst singt. Und weil Mile seine Stimme so vielseitig einsetzen kann, braucht es auf dem Album auch nur wenige Featureparts. So ist auf „Somebody Else“ der Kalifornische Rapper Fashawn und auf der neuen Single „Pressure“ die Oberösterreichische Sängerin Siska zu hören. Das restliche Album trägt Mile souverän ganz allein.

No Hard Feelings

Ein extrem homogenes Album ist „No Hard Feelings“ geworden. Mile passt nahezu perfekt auf die geschmeidigen produzierten, soulfullen Beats von Flip. Hier merkt man die volle Erfahrung des Linzer Produzenten, der nicht nur genau weiß, welche Instrumentals zu einem Rapper wie Mile passen, sondern auch, wie man das Maximale aus einem Artist beim Recorden herausholen kann, ohne überzuproduzieren. Geschmeidig und souverän ist das Album geworden. Sympathisch und ehrlich, sowohl musikalisch wie inhaltlich. Mile rappt über begangene Fehler, entschuldigt sich, entschuldigt sich nicht (Cruel Hearted), widmet seinem Sohn einen ganzen (wirklich wunderbaren) Song (Eyerings), hält sich selbst eine Pistole an den Kopf, wenn er über die Welt nachdenkt (Pistol On My Head) und weiß, dass Regen und Sonnenschein zusammengehören (Rain Or Sunshine).

Selten bekommt man ein so schönes Rap-Album zu hören. Und yes, I said „schönes“, denn genau das ist es und unterscheidet „No Hard Feelings“ von so vielen anderen Alben. And what Flip said: Es ist das „most soulful Hip Hop Album“, welches je in Österreich erschienen ist. Und Flip muss es wissen.

Two turntables and a mic. Mehr hat es damals nicht gebraucht und braucht es auch heute noch nicht.

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