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Desolation Center Doku Filmplakat

Frederik Nilsen

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Desolation Center

Ein Festival als Wagnis: Lange vor Coachella oder Burning Man legte ein revolutionäres Punkfestival 1983 den Grundstein für Riesenfestivals in der kalifornischen Wüste. Die Doku „Desolation Center“ fängt den anarchischen Spirit ein; zu Wort kommen etwa Sonic Youth, Einstürzende Neubauten und Meat Puppets.

Von Natalie Brunner

Was das brutale Vorgehen der Polizei von Los Angeles gegen die politische Punk-Szene der frühen 80er Jahre damit zu tun hat, dass es heute in der Mojave Wüste östlich von L.A. Riesenfestivals wie das Coachella oder das Burning Man gibt, erfahren wir aus der Kino-Dokumentation „Desolation Center“. Auch lernen wir, dass die Einstürzenden Neubauten unwillentlich damit zu tun haben, dass heute die IT Elite aus dem Silicon Valley in ihren hunderttausende Dollar teuren Trailers beim Burning Man Party macht und sich an den Pyro-Shows erfreut.

Desolation Center Doku Filmplakat

Frederik Nilsen

Desolation Center ist on Demand verfügbar. Morgen, Mittwoch 5.10.2022 gibt es um 20.30 im Filmcasino Wien eine Vorführung, und nach dem Film ein Q&A mit Regisseur Stuart Swezey.

Wir befinden uns im Jahr 1983 in Hollywood. Um den Schikanen und der Gewalt des Los Angeles Police Department zu entgehen, beschließt eine idealistische Truppe, ein paar Schulbusse zu mieten und in die Wüste zu fahren und dort ohne große Vorbereitungen Konzerte zu veranstalten. Das klingt für die Einen nach Irrsinn, für die Anderen nach konsequentem D.I.Y.-Punk-Ethos - jedenfalls ist es für alle in dem Film zu Wort kommenden Besucher*innen von damals eine der großartigsten Dinge, die sie jemals erlebt haben.

Zentral bei der Organisation der Guerilla-Shows des Desolation Center waren D. Boon, der leider viel zu früh verstorbene Sänger und Gitarrist der Punk-Band Minutemen, und Stuart Swezey, der Regisseur der 2018 erschienen Kino-Doku „Desolation Center“.

Dass die Dokumentation „Desolation Center“ von dem einstigen Organisator realisiert wurde, ist ein großer Glücksfall. Selten fängt eine Musikdoku so exakt den Spirit und in diesem Fall den anarchisch-revolutionären Geist ein, der ein nichtkommerzielles Festival hervorgebracht hat, bei dem sowohl die Perfomer*innen als auch das Publikum ein Risiko eingegangen sind und mit lebensprägenden grenzüberschreitenden Erfahrungen belohnt wurden.

Die Desolation Center-Konzerte kombinierten Musik und Performance. Auf Einladung der Einstürzenden Neubauten gab es die feuerspeienden, aus Schrott gezimmerten Kampfmaschinen des Survival Research Laboratories, die sich ohne Absperrung mitten im Publikum irgendwo in der Wüste gegenseitig zerhackten. Security, Catering oder medizinische Versorgung gab es in der anarchischen Wüstenutopie keine.

Sonic Youth, die Meat Puppets, die Swans oder Perry Ferrell von Janes Addiciton erzählen in „Desolation Center“, wie diese einzigartigen Ereignisse in den 80er Jahren sie geprägt haben.

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