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Studierende mit MNS im Hörsaal

Damien MEYER / AFP

Budgetkrise: So wollen die Unis sparen

Den Unis fehlen durch die Teuerung 1,2 Milliarden Euro im Gesamtbudget. Die nun nötigen Sparmaßnahmen gehen, vor allem was Infrastruktur und Personal betrifft, an die Substanz.

Von Simon Welebil

Die Unis in Österreich starten mit großen finanziellen Sorgen ins neue Semester. Die Universitätenkonferenz, in der alle Rektor*innen versammelt sind, spricht von 1,2 Milliarden Euro, die in den Budgets fehlen werden. Das liegt daran, dass die Budgets bis 2024 bereits vor einem Jahr verhandelt worden sind. Und damals hat noch niemand die enormen Energiepreissteigerungen und die hohe Inflation voraussehen können.

Lichter aus, Heizung runter

Für die Zeit bis eine eventuelle Budgeterhöhung diese finanziellen Sorgen lindert, werden an den Unis im Moment Sofortsparmaßnahmen diskutiert. Die Uni Graz hat etwa einen mehrstufigen Energiesparplan beschlossen, sagt Ralph Zettel, Direktor für Ressourcen und Planung, der Einsparungen von 10% der Energiekosten für die Räume vorsieht. In der ersten Phase werden nur mehr auf 21° Celsius geheizt, in den weiteren Stufen können die Temperaturen dann auch auf 20° oder 19° abgesenkt werden.

In der vorlesungsfreien Zeit sollen dann viele Gebäude gar nicht mehr beheizt werden. Zusätzlich wird die Außenbeleuchtung reduziert, die IT wird zurückgefahren und die Mitarbeiter*innen werden zu einem energiesparenden Verhalten angehalten. An den Technischen Unis wird die Diskussion ums Energiesparen noch intensiver geführt, denn Großrechenanlagen wie z.B. der Vienna Scientific Cluster verbrauchen viel Strom. Allein die Labore der TU Graz kommen auf Tagesspitzen von 7 Megawatt Strom. Die Schließung solch energieintensiver Labore oder die Einschränkung von Rechenkapazitäten könnten nötig werden, warnen die Rektorate der Technischen Unis in Graz, Wien und der Montanuniversität Leoben.

Aus für Unis als Orte zum Aufwärmen?

An der Uni Salzburg ist die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) in die Maßnahmen zu den Energieeinsparungen eingebunden. Laura Reppmann, ÖH-Vorsitzende an der Uni Salzburg (GRAS), kann die Temperaturabsenkungen grundsätzlich mittragen, doch 19° kalte Hörsäle erscheinen ihr schon sehr kalt, vor allem, da sich Studierende in den Hörsälen ja kaum bewegen. Ihre Bedenken gelten auch Studierenden, die sich wegen der steigenden Energiekosten das Heizen zu Hause nicht mehr leisten könnten und in Zukunft auch um die Uni als Ort, um sich aufzuwärmen, umfallen könnten.

Frieren im Hörsaal allein wird die Budgets der Unis jedenfalls nicht retten, denn die gestiegenen Energiekosten sind nur ein Teil des Problems. Der Großteil der Unibudgets, etwa 2/3 davon, fließt nämlich ins Personal. Bei den Budgetverhandlungen vor einem Jahr sind Lohnsteigerungen zwischen zwei und drei Prozent einberechnet worden, mit der aktuellen Teuerungen und den Lohnforderungen der Metaller in der Herbstlohnrunde stehen aber eher 10% im Raum. Das können die Unis im Moment nicht stemmen.

Wissenschaftlicher Nachwuchs als erstes betroffen

Einsparungen beim Personal würden zuerst das befristet beschäftigte Personal treffen, sagt Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien und Vorsitzende der Universitätenkonferenz, gegenüber FM4, und das wären vor allem Doktorand*innen und Post-Docs, der sogenannte wissenschaftliche Nachwuchs, der schon bisher durch teils prekäre Arbeits- und Vertragsbedingungen gelitten hat. Dadurch würden einerseits Arbeitsplätze wegfallen, andererseits würde aber auch die Lehre darunter leiden. „Wenn nur mehr Professorinnen und Professoren da sind, wird die Lehre nicht mehr besonders gut funktionieren“, so Seidler.

Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat bereits vor zwei Wochen gesagt, dass ihm der Budgetbedarf der Unis sehr bewusst sei und er bereits in Verhandlungen mit dem Finanzministerium zu einem Teuerungsausgleich sei. Gestern hat Polaschek im Wissenschaftsausschuss des Nationalrats dann gesagt, dass diese Verhandlungen demnächst abgeschlossen würden.

Einem der Vorschläge zum Energiesparen hat er vor dem Wissenschaftsausschuss übrigens eine klare Absage erteilt: „Distance Learning“ aus Energiespargründen sei nicht vorgesehen. Fürs Erste sollte sich für Studierende also außer der Raumtemperatur nicht allzuviel ändern. Mittelfristig würden sich Sparmaßnahmen beim Personal aber natürlich auch beim Studieren bemerkbar machen.

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