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Szenenbild aus "Mona Lisa and The Blood Moon"

Praesens Film

FILM

Ein wilder Genremix: „Mona Lisa & the Blood Moon“

Die US-Regisseurin Ana Lily Amirpour liebt rebellische Frauen, schundige B-Movies und Horrorfilm-Zitate. Ihr neuer Film vereint all diese Obsessionen.

Von Christian Fuchs

Das Szenario erinnert an Bücher von Stephen King und die dazugehörigen Verfilmungen. Eine junge Frau bricht aus dem Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Anstalt aus. Offensichtlich verfügt die Asiatin über besondere Fähigkeiten, sie kann anderen Menschen ihren Willen aufzwängen. Plötzlich mit der Außenwelt konfrontiert, taumelt die Patientin verwirrt durch die Straßen.

Eine parapsychologisch begabte Jugendliche auf der Flucht: So könnte auch eine Folge von „Stranger Things“ beginnen. Aber „Mona Lisa and the Blood Moon“ ist ein Film von Ana Lily Amirpour - und die rebellische Regisseurin verweigert konventionelle Plots.

Szenenbild aus "Mona Lisa and The Blood Moon"

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Von Keanu Reeves zu Kate Hudson

Im Iran geboren, lebt die Popkultur-Besessene Amirpour seit ihrer Kindheit in den USA. Mit ihrem Debütstreifen „A Girl Walks Home Alone At Night“ etablierte sie sich 2014 als wichtige neue Stimme, wenn es um ungewöhnliche Genrezugänge geht. Die streng stilisierte, schwarzweiße Vampirgeschichte, inspiriert von David Lynch, Sergio Leone und Horrorcomics, entstand mit minimalem Budget und unbekannten Darsteller*innen.

Seitdem hat Amirpour mit Keanu Reeves gedreht („The Bad Batch“) und jetzt spielt Kate Hudson die Hauptrolle in ihrem neuen grellbunten Cocktail aus hochprozentigen filmischen Zutaten. Weit weg von ihrem Mainstream-Image agiert der Hollywoodstar in „Mona Lisa and the Bloodmoon“ wie aus einem entgrenzten Film von Sean Baker oder Harmony Korine entsprungen. Der Lässigkeitsfaktor ist dabei hoch.

Szenenbild aus "Mona Lisa and The Blood Moon"

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Neonfarbene, flirrende Bilder

Die eigentliche Hauptdarstellerin Jeon Jong-seo kennt man eventuell aus dem koreanischen Arthouse-Kino („Burning“), das Casting könnte perfekter nicht sein. Ana Lily Amirpour tauft die resolute Asiatin Mona Lisa und lässt sie in New Orleans stranden, der schwülen, elektrisierenden Südstaaten-Metropole. Und dort trifft sie dann auf Kate Hudson als Stripperin, die in den Clubs der Stadt arbeitet, um ihren Sohn zu ernähren.

Die platinblonde Tänzerin aus dem Nachtleben und die mysteriöse Koreanerin bilden eine Allianz. Zusammen begehen sie kleine Trickbetrügereien, bei denen die Psycho-Manipulations-Künste von Mona Lisa eine entscheidende Rolle spielten. Dieser Handlungsstrang, verpackt in neonfarbene, flirrende Bilder, würde schon für ein kleines B-Movie reichen. Aber wir begegnen auch verhuschten Drogendealern, verstörten Polizisten (köstlich: Craig Robinson) und finsteren Regierungsbeamten.

Szenenbild aus "Mona Lisa and The Blood Moon"

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Das wilde Leben und das wahnwitzige Kino

Auf ihre toughen Hauptfiguren angesprochen, hat die Regisseurin beim FM4 Interview eine Botschaft parat: „Alle Frauen sind rebellisch, diese Message sollte sich langsam in der Welt herumsprechen. Manche werden eben noch zurückgehalten, aber nicht mehr lange. Wir sind alle rebellische, naughty, verrückte, wundervolle Menschen.“

„Mona Lisa and the Blood Moon“ ist ein eklektischer Mix aus Einflüssen und Filmzitaten, der bestens funktioniert. Auch weil Kate Hudson und Jeon Jong-seo eben eine fantastische Chemie haben. Und weil Ana Lily Amirpour eine sympathische Besessene ist, die das wilde Leben und das wahnwitzige Kino liebt.

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