Die FM4 Neuvorstellungen der Woche
Von Melissa Erhardt
FM4 Charts: Jeden Samstag von 17 bis 19 Uhr auf FM4 und nach der Sendung online.
Pixey – „I’m just high“
Sich als „Indie Britney Spears“ zu bezeichnen ist, sagen wir einmal so, gewagt. Vor allem, weil es genügend andere Anwärterinnen auf den Titel gibt (Shitney Beers zum Beispiel, wink wink). Pixey, die junge Newcomerin aus Liverpool, ist da aber ganz nah dran. Auf „I’m just high“ verpackt sie warmen 90ies Sound in frisches Indiepopgewand, während sie sich an diese fast immer unerklärbare und manchmal gar toxische Chemistry zwischen zwei Personen herantastet: „I hate what you do / the way that you move / the way that you groove”, will sie gerade noch auf Abstand gehen, bevor der Glitzer in der Hook förmlich auf uns herunterprasselt, und sie ihrem Love Interest völlig verfällt: “You give those eyes and I can’t deny that”.
Yung Gravy - „C’est la vie“ (feat. bbno$ & Rich Brian)
Drei College Boys tun, was drei College Boys eben so tun: Nur dass es eben keine College Boys mehr sind. So in etwa klingt die neue Single des 26-jährigen Yung Gravy aus Minnesota, für die er sich mit seinem Longtime-Kollabo-Partner bbno$ und Rich Brian zusammengetan hat. Mit „C’est la vie“ feiern die drei, kurzgesagt, das Leben: die Girls, das Cash, den Lifestyle. „Baby, c’est la vie / finger-lickin’ good like it’s KFC / I learned to count a mil’ before my ABCs”. Funky Sound und zurückgelehnte Flows, die sofort ins Ohr gehen. Pro-Tipp: Nicht zu sehr auf den Text achten.
Obongjayar – „Sugar“
Dass so schön über die Struggles des Lebens geschrieben wird, wie es Obongjayar tut, ist selten geworden. Vielleicht versinken wir zu schnell in der Passivität des Lebens, lassen uns zu oft von der pessimistischen Abwärtsspirale des Alltags mitziehen – vor allem jetzt, wo alle Zeichen auf Weltuntergang stehen. Der britisch-nigerianische Musiker tut das nicht. „I took my pain and turned it into sugar“, singt er über galoppierende Percussions und ein sanftes, kaum wahrnehmbares Synth-Bett. Den Schmerz in Zucker verwandeln, den Zucker in sich selbst finden und dabei immer humble bleiben – das ist die Quintessenz dieser schönen Nummer: „I no de talky too much / I get the bag and move on.“
Bon Jour – „Blue Moon“
Ein eigenes Label, ein eigener Newsletter, die Debütsingle gleich mit eigens illustriertem Video: Die drei Herren von Bon Jour scheinen eine Ahnung davon zu haben, was sie machen. Für ihre erste Single haben sie sich den blauen Mond Sinatras ausgeliehen und ihn in einen warmen, wavy Gitarrenpopsong verpackt. Der Reverb-Filter ist auf Anschlag gedreht, die Vocals fast schon analgetisch, wenn es heißt: „No matter where we’re going, we will find a place of peace.“ Der erste Festivalauftritt der österreichischen Newcomer steht schon fest, bis dahin können wir wohl noch so auf einiges gespannt sein.
Publiziert am 08.10.2022