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Katia Krafft im Schutzanzug nahe Lava am Vulkan Kraftla auf Island. Szene aus der Doku "Fire of Love":

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„Fire of Love“ porträtiert das Vulkanforscherpaar Katia und Maurice Krafft

Fire Walk With Them: Katia und Maurice Krafft haben ihr Leben in Eruptionen von Vulkanen gezählt. Das französische Paar hat seine Vulkanforschung auch auf Film festgehalten. Die liebevoll gemachte Kino-Doku „Fire of Love“ zeigt ihr fantastisches Leben im Schnelldurchlauf und ist so unterhaltsam wie eine Abfolge bester Reels.

Von Maria Motter

Erst ist da die Schönheit, dann kommt die Vernichtung. So könnte man die Faszination für Vulkane kurzfassen, die das Forscherpaar Katia und Maurice Krafft geteilt hat, und zwar schon früh mit der Öffentlichkeit. Auf Film haben die beiden ihre Forschungsreisen bis an die Krater von aktiven Vulkanen festgehalten, auf Island Krafla und Anak Krakatau in Indonesien, Kīlauea auf Hawaii und Nyiragongo in Zaire und auch noch wenige Minuten vor ihrem Tod 1991 in Japan hatten sie nur Unzen im Blick.

„Ein Kamikaze-Leben voll vulkanischer Schönheit“ wäre ihm lieber als ein langes Leben, hielt Maurice Krafft einmal schriftlich fest. Wie Katia, geborene Conrad, und er einander kennengelernt haben, dazu gibt es mehrere Versionen. Die Doku „Fire of Love“ erzählt sie, illustriert durch Kaffeetassen. Mehr als 300 Vulkane sollen sie zusammen besuchen.

Katia Krafft lächelt und trägt ihren großen Metallschutzhelm am Etna, 1972. Szene aus der Doku "Fire of Love".

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Katia Krafft im Schutzanzug

Das Material von Katia und Maurice Krafft

Katia und Maurice Krafft sitzen in wenigen Sekunden Archivmaterial im Nachmittagsfernsehen. Zuhause sind sie im Elsass, doch ihr gemeinsames Leben zählen sie in Eruptionen von Vulkanen. An einer Stelle liegt Katia mit 170 Eruptionen vorn. Die Doku „Fire of Love“ erzählt ihre fantastische Geschichte betörend im Schnelldurchlauf - auch wenn man über Vulkane kaum etwas erfährt.

Rot leuchten die Lavateilchen, sie fliegen durch die Luft. Ihren Namen lernen wir in der Doku, doch die Stimme aus dem Off überfordert nicht mit Fachwissen. In die Flötenmusik, zu der man sonst gleich wegnickt, brechen Gitarrenriffs und da klettern Katia und Maurice Krafft aus einem Helikopter, in silbernen Schutzanzügen und mit roten Hauben. „Fire of Love“ kommt aus dem Hause National Geographic und dessen Dokus sind für alle gedacht. Und doch hat man hier vieles anders gemacht.

In der Originalfassung spricht Miranda July den Text, die Filmmusik kommt von Nicolas Godin, einem Kopf des 90er-Jahre-Elektroduos Air. Es gibt entzückende Animationen. Vor allem aber: Der Schauwert des Materials, das die Welt dem Ehepaar Krafft zu verdanken hat, wirkt geradezu berauschend. Die Kraffts haben Freunde auf ihren ersten Expeditionen dabei, sie reiten wie im Western Berge hoch und lachen in die Kamera: Hinauf kletterten sie in Hosen, hinunter nur in Unterhosen.

Maurice und Katia Krafft zuhause, sie lachen, bei einem Interview.

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Maurice (1946-1991) und Katia Krafft (1942-1991) arbeiteten zuerst mit Unterstützung von Freunden. Hobbyvirologen teilten ihre Beobachtungen mit dem Paar.

„Nicht mehr in Krater rennen“

Die eigene Inszenierung der Kraffts wird in „Fire of Love“ auch thematisiert. So teuer das Filmmaterial war und so knapp bemessen, sie nahmen sich die Zeit für Einstellungen, die sie dokumentierten. Hier ein kleiner Krebs, der sich streckt. Dort Maurice Krafft, wie er auf Vulkangestein mit Stirnlampe nur geduckt kletternd vorwärtskommt. Katia Krafft, wie sie sich die Haare rauft.

Spiegeleier braten sie auf Lava. „Was ist es, das der Erde den Herzschlag gibt?“, fragt die Stimme im Off und das bisschen Pathos erscheint angesichts bis zu 1.200 °C heißer Lavaströme in Ordnung. Rote und graue Vulkane werden hier unterschieden. Die Grauen seien die „Killervulkane“, und Katia Krafft sagt an einer Stelle, es gäbe dumme Sachen, sie sie nicht mehr machten, wie etwa „in Krater rennen“.

Maurice und Katia Krafft in Winteranoraks auf einem Vulkan. Szene aus der Doku "Fire of Love".

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Viennale-Tipp: Werner Herzog teilt die Faszination für Vulkane

Etwa bei der Hälfte des Films „Fire of Love“ kommen Verhängnis und Zerstörung ins Blickfeld, doch noch lang überwiegt die Faszination. Nur wenige Aufnahmen demonstrieren die Naturgewalt. Menschen und Dörfer sind überrollt, von einem Elefanten sind nur noch Knochen über. Ein Pferd schüttelt sich unter Asche. Die Doku „Fire of Love“ endet mit einem Polaroid-Bild der Urnen von Katia und Maurice Krafft. 1991 kommt das Paar beim Ausbruch des Unzen ums Leben.

„Fire of Love“ kommt diese Woche in die Kinos. Und einer, der auch nicht genug Bilder von Vulkanen kriegen kann, ist der deutsche Regisseur Werner Herzog. Er hat 1976 einen ersten Kurzfilm auf der Pazifikinsel Guadeloupe gedreht. Auf Netflix ist seine Vulkandoku „Into the Inferno“ und auf der Viennale wird seine Hommage an das Vulkanforscherpaar Krafft laufen: Für „The Fire within: A Requiem for Katia and Maurice Krafft“ durfte Werner Herzog das Krafft-Archiv durchforsten.

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