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Plague Tale Requiem

Asobo

Game

Ratten, Ritter, Misery Porn

„A Plague Tale: Requiem“ setzt ebenso routiniert wie fantasielos Geschichte und Gameplay des ersten Teils fort.

Von Rainer Sigl

Südfrankreich, Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Sonne brennt herab auf Städte und Burgen, in stillen Steinhäusern verrotten Kadaver von Menschen und Tieren, der Schwarze Tod, die Pest hat sie dahingerafft. In finsteren Kellergewölben wartet eine weitere Gefahr: Millionen von Ratten, die nur auf die Nacht und die Dunkelheit warten, um hervorzuströmen und alles zu fressen, was ihnen im Weg steht.

„A Plague Tale: Requiem“ ist der zweite Teil der düsteren Actionspielreihe, und auf den ersten Blick hat sich zum Vorgänger aus dem Jahr 2019 wenig verändert: Wenige Monate nach den Ereignissen des ersten Teils kämpft das junge Geschwisterpaar Amicia und Hugo immer noch ums Überleben. Nach einer kurzen Zeit der vermeintlichen Idylle holen Schatten der Vergangenheit und die geheimnisvolle Krankheit des kleinen Bruders die Kinder wieder ein. In Begleitung meines kranken Bruders oder anderer jugendlicher Helfer bahne ich mir als leidgeprüfte junge Heldin des Spiels einen Weg durch eine abwechslungsreiche, schrecklich schöne Mittelalterwelt.

Schleichen, Kämpfen, Rätseln

Der direkten Konfrontation muss ich mangels Körperkraft immer noch eher aus dem Weg gehen und Rittern und Banditen schleichend ausweichen, nur im allerletzten Notfall oder aus dem Hinterhalt nutzt hier direkte Waffengewalt. Gegen die beeindruckend dargestellte Rattenflut hilft hingegen ausschließlich sorgsames Vorgehen und das Lösen meist simpler Umgebungsrätsel. Die Nager weichen dem Licht aus und lassen sich von Ködern ablenken; mit verschiedenen Werkzeugen lässt sich so stets eine Weg durch die tödlichen Massen arrangieren.

„A Plague Tale: Requiem“ ist wie schon der Vorgänger bombastisch inszeniert, in Sachen Grafik, Animation und Gestaltung kann das Spiel eines großen Indiestudios im französischen Bordeaux mit den ganz Großen der Hochglanzbranche zumindest bei nicht allzu genauem Hinsehen durchaus mithalten. Dieser Glanz hat aber auch seinen Preis: Spielerisch ist „Requiem“ - wie schon der Vorgänger - wieder eher nur Mittelmaß.

Plague Tale Requiem

Asobo

Misery Porn im Mittelalter

Schleichen, ein bisschen kämpfen, simple Rätsel lösen: Auf Innovation in Sachen Gameplay hofft man in „A Plague Tale: Requiem“ vergebens. Die hinreißend gestaltete Mittelalterkulisse ist letztlich ein linearer Schlauch, Entscheidungsfreiheit gibt es de facto nicht, manche Schleich- und Kampfszenen lassen sich nur per Trial&Error abschließen.

„A Plague Tale: Requiem“, entwickelt von Asobo, vertrieben von Focus Home Entertainment, ist für Windows, PS5 und Xbox erschienen.

Dazu kommt ein etwas ermüdender Hang zur Übertreibung: Wie schon Teil 1 trägt das Spiel vor allem in Sachen Ekelfaktor stellenweise zu dick auf und landet beim Horrorkitsch, wenn piepsstimmige Kinder über Leichenberge klettern oder durch hüfthohe Blutlachen waten müssen. Das Übermaß an Tod, Verderben und ungerechten Schicksalsschlägen lässt das alles oft an der Grenze zum Misery Porn entlangschrammen. Man muss kein schlechter Mensch sein, um angesichts dieser gar zu dramatischen erfundenen Kinderschicksale in einer Fantasy-Story hin und wieder ein wenig die Augen zu verdrehen.

Aber egal: Wer sich an den erwähnten spielerischen Allgemeinplätzen und an der teils unlogischen, rührseligen Geschichte mit bisweilen nervigen, weil allzu leidgeprüften Kinderhelden nicht stört, bekommt solide Popcorn-Unterhaltung mit Mittelalter-Horror-Atmosphäre geboten. Mehr allerdings nicht.

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